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01.03.08 / Auf den Spuren des Prussia-Schatzes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

Auf den Spuren des Prussia-Schatzes

Noch vor wenigen Jahren hätte man es nicht glauben wollen, daß einmal deutsche und russische Wissenschaftler in Wiskiauten unweit des Ostseebades Cranz, wo vor dem Zweiten Weltkrieg neben prußischen Flachgräbern die Entdeckung eines Hügelgräberfeldes der Wikinger mit reichen Beigaben Aufsehen erregte, gemeinsam nach der Siedlung der westbaltischen Prußen und skandinavischen Wikinger suchen. Namhafte deutsche Forschungseinrichtungen haben in Kooperation mit den Russen das 2005 begonnene interdiszplinäre Ausgrabungsprojekt im ehemaligen Ostpreußen ermöglicht.

Im letzten Jahr begleitete die Arbeiten ein Fernsehteam um Peter Prestel und Gisela Graichen, das eine Sendung der Reihe „Schliemanns Erben“ für das ZDF produzierte. Projektleiter Claus von Carnap-Bornheim, Direktor des Archälogischen Landesmuseums Schleswig, bewertet die nun gelungene Lokalisierung der Handels- und Handwerkersiedlung am Kurischen Haff als „Lotto-Sechser“, und ein 1000 Jahre alter Brunnen wird als „Wahnsinns-Fund“ bezeichnet. Nach den bisherigen Untersuchungen soll sich die prußische Siedlung über ein Areal von 200 Hektar ausgedehnt und vom 7. bis zum 13. Jh. n. Chr. bestanden haben.

Die Landzunge der Nehrung muß damals einen Durchlaß für die Schiffe der Wikinger besessen haben, die im 9. Jh. nach Wiskiauten kamen und hier 200 Jahre blieben. Von der Wikingersiedlung Haithabu bei Schleswig konnten sie bei gutem Wind in sieben Tagen hierher gelangen. Obgleich eindeutige skandinavische Siedlungsspuren fehlen, wird bereits von einem polyethnischen Handelszentrum und einem multikulturellen Zusammenleben gesprochen. Slawen, die Joachim Herrmann, der Nestor der Slawenforschung in der DDR, im neuen Mittelalterlexikon für Wiskiauten annimmt, gehörten aber nicht dazu.

In einem zweiten Handlungsstrang wird dem Schicksal der berühmten archäologischen Sammlung des Prussia-Museums im Königsberger Schloß nachgegangen. Hier war den Prußen und Wikingern bis 1945 jeweils ein ganzer Raum gewidmet. Obgleich der letzte Direktor des Landesamtes für Vorgeschichte seinen Berliner Kollegen Wilhelm Unverzagt noch im März 1945 in einem Feldpostbrief aus der Festung Königsberg genau über die Auslagerungsorte der Schau- und Studiensammlung informierte, fischen die Filmemacher hier zum Teil im Trüben.   

Wenn der Film „Auf der Spur des Prussia-Schatzes“, der am 2. März ausgestrahlt wird, auch nicht auf Stereotypen wie das von der „Vernichtung“ der Prußen durch den Deutschen Orden im 13. Jahrhundert verzichten kann, so stellt er doch die Suche nach der untergegangenen Kultur der Prußen, die den Preußen ihren Namen gaben, spannend dar.        Heinrich Lange


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