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01.03.08 / »Jugendstil« oder »Art Nouveau« / Mit den eigenen Händen etwas Gutes für die Bedürftigen tun

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 09-08 vom 01. März 2008

»Jugendstil« oder »Art Nouveau«
Mit den eigenen Händen etwas Gutes für die Bedürftigen tun
von Ulrike Madeya

Jugendstil“ oder ,,Art Nouveau“ oder „arts and crafts movement“ oder „Sezessionsstil“ - die Kunstrichtung, die um die Jahrhundertwende vorgeherrscht hat, erfährt seit einigen Jahren eine Renaissance. Aus dem Historismus erwachsen, andererseits als Reaktion darauf verstanden, übt dieser letzte einheitliche Kunststil europäischer Prägung – so kurzlebig er auch war (ungefähr von 1890 bis 1905), wieder eine ungeheure Faszination aus. Ist es die Sehnsucht nach schöner Form inmitten von funktionalem Industriemüll? Ist es der Idealismus, mit dem nach neuen Lebens- und Ausdrucksformen gesucht wurde? Nicht nur das. Vielleicht ist es auch die Spannung zwischen Tradition und Aufbruch, zwischen kraftvoller Gestaltung und elegischer Verhaltenheit, der Reiz des Ungewöhnlichen in Form und Farbe, was uns anzieht.

Dieses Themas hat sich eine Gruppe von Idealisten auf besondere Weise angenommen. Die Arbeitsgemeinschaft „Hilfe für Euch“ aus Kiel, die seit 25 Jahren Notleidende in Ostpreußen betreut und seit etwa 20 Jahren Frauen durch Handarbeitsaufträge Versorgungsmöglichkeiten für ihre Familien schafft, präsentiert vom 7. bis 9. März 2008 im Gemeindehaus Jakobi-Ost, Kiel, Knooper Weg 53 und am 15. und 16. März 2008 im StadtHotel Oldenburg, Hauptstraße 38-40, Eversten, Jugendstil in Handarbeiten. Angeregt von den Ideen und Zielsetzungen der großen Künstler, den Industrieprodukten gute handwerkliche Arbeit in stilvollem Design entgegenzusetzen, hat sie Handarbeiten nach alten Vorlagen anfertigen lassen, die in der künstlerischen Gestaltung wie auch in der handwerklichen Ausführung dem Ideal durchaus entsprechen. Da werden zum Beispiel Leinendecken in feinstem Kreuzstich, bestickte Bettwäsche aus Damast, flauschige Handtücher mit floralen Mustern, reinleinene Serviettentaschen in Lochstickerei ebenso gezeigt wie filigran gehäkelte Vorhänge und Deckchen im Stil des art deco. Auch Liebhaber von Nadelmalerei kommen auf ihre Kosten. Auf blütenweißem Leinen winden sich Nelken und Lilien in eleganten Linien. Doch nicht nur Gesticktes und Gehäkeltes wird gezeigt, Decken und Kissen, Schürzen und Topflappen, Beutel und Bänder aus Nachdrucken von William Morris-Stoffen, auch Krawatten und Westen aus Stoffen von Liberty werden angeboten.

Die Vielfalt der Motive ist beeindruckend: neben Blumen- und Blattmotiven, wie sie auch Lalique in seinem Schmuck verarbeitet hat, spielen Pfauen und Fische, Schmetterlinge und Schwäne eine Rolle. Schmuck in modern und doch alt anmutenden Formen ist in Kreuzstich umgesetzt, transparente Elfen- und Blumenkinder schweben neben strengen geometrischen Formen. Die Farben in der Ausstellung sind an den Originalen orientiert: erdfarbene, kühne Blau- und Grüntöne dominieren in den Stoffen, Violett und Petrol stehen zwischen Messing und Turmalin, lichtes Gelbgrün und Rosatöne mildern die Kontraste. Der Idee folgend, das Leben (und die Ausstellung) zu einem Fest der Sinne zu machen, werden die in Ostpreußen handgefertigten Kostbarkeiten mit Blumenarrangements im Stil der Zeit, Tiffany-Lampen und anderen Kunstgegenständen dekoriert. Fensterbilder, Plakate, Fotografien von Jugendstilfassaden und Interieurs ergänzen die Ausstellung. Erläuternde Texte, Bücher und Zeitschriften begleiten den Besucher durch die Ausstellung.

Mit viel Liebe zum Detail wird hier eine Zeit lebendig gemacht, mit der die Beschäftigung lohnt. Wem dennoch der Jugendstil nicht zusagt, findet in dieser Ausstellung auch eine reichhaltige Auswahl anderer kostbarer Handarbeiten unter anderem mit Frühjahrs- und Rosenmotiven. Die VerkaufsausteIlung in Kiel wird am Freitag, dem 7. März 2008 um 19.30 Uhr mit einer Vernissage eröffnet. Am Sonnabend, dem 8. März und am Sonntag, dem 9. März 2008 ist sie jeweils von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

In Oldenburg sind die Öffnungszeiten am Sonnabend, dem 15. März und Sonntag, dem 16. März 2008 jeweils von 10 - 18 Uhr.

Der Erlös kommt den Bedürftigen in Ostpreußen zugute.

Foto: Eine gute Tat und die Erhaltung eines Kulturellen Erbes: Barbara Heise (li.) und die Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft „Hilfe für Euch“ Ulrike Madeya mit Arbeiten der Gruppe.


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