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08.03.08 / Rußland nach dem Kommunismus / Die Notwendigkeit von Reformen hatten schon die letzten Herrscher der Sowjetunion eingesehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 10-08 vom 08. März 2008

Rußland nach dem Kommunismus
Die Notwendigkeit von Reformen hatten schon die letzten Herrscher der Sowjetunion eingesehen
von M. Rosenthal-Kappi

Die letzten Jahre der Amtszeit des altersschwachen Breschnew waren von Stillstand, Bürokratie und Korruption geprägt. Ihnen folgten während der nur 15monatigen Amtszeit seines Nachfolgers Jurij Andropow erste, gemäßigte Reformbemühungen. Andropow, der von 1967 bis 1982 KGB-Chef war, galt als intelligent und gebildet. Als Generalsekretär der KPdSU plante er, grundsätzliche Änderungen im Wirtschaftsleben durchzuführen, die Disziplin und Arbeitsproduktivität zu erhöhen sowie das Schul- und Bildungswesen zu modernisieren. Vor allem Kriminalität zu Lasten des Staatseigentums, Verschwendung und Korruption wollte er bekämpfen. Sein Experiment, einigen den Staatsministerien unterstellten Betrieben größere Selbständigkeit sowie den Arbeitern ein Mitspracherecht zu gewähren, brachte ihm beachtliche Popularität ein. Über die Grenzen Rußlands hinaus dürften sein Kampf gegen den Alkoholismus und die damit einhergehenden Verbote und Einschränkungen wohl in Erinnerung geblieben sein. Ideologisch standen Andropows Reformpläne fest auf der Grundlage des Marximus-Leninismus.

Im Zuge der von Andropow durchgeführten personellen Umbesetzungen rückte Gorbatschow in seiner damaligen Funktion als Landwirtschaftssekretär in eine Spitzenposition auf. Andropow wurde von dem ebenfalls bereits schwer erkrankten Konstantin Tschernenko abgelöst. Nach dessen Tod bestimmte das Politbüro Gorbatschow am 11. März 1985 zum Generalsekretär. Mit den Schlagwörtern „Perestrojka“ und „Glasnost“ setzte er einen Demokratisierungsprozeß in Gang, mit dem er das Tor zum Westen öffnete und erstmals Kritik an Stalin und dessen Terror öffentlich zuließ. Die Sowjetrepubliken sollten selbst über ihre Staatsform bestimmen können, was zu einer Schwächung der Kommunistischen Partei und in der Folge zum Zusammenbruch der Sowjetunion führte. Gorbatschows Ziel, eine Russische Republik mit sozialdemokratischem Antlitz zu schaffen, gelang nicht. Im Westen gilt Gorbatschow als Reformpolitiker, der die Wiedervereinigung der Bundesrepublik Detuschland mit Mitteldeutschland wegen guter Beziehungen zu Helmut Kohl ermöglicht hat. Im eigenen Lande war Gorbatschow äußerst unbeliebt. Im August 1991 führte ein Putschversuch des von KGB-Kadern besetzten russischen Militärs gegen Gorbatschow zur Auflösung der Sowjetunion und zum Aufstieg Boris Jelzins, der den Putsch vereitelt hatte.

Jelzin wurde der erste frei gewählte Präsident der Russischen Föderation. Zu seinen Verbündeten zählten liberale Reformer und Unternehmer, die das Land durch wilden Raub-Kapitalismus in Chaos und Zerfall führten. 1998 kam es zur Wirtschaftskrise, in deren Folge Staatsunternehmen in Aktiengesellschaften umgewandelt und zu Spottpreisen verkauft wurden. Es war die Stunde der Oligarchen, die vor allem die öl- und gasverarbeitenden Betriebe unter sich aufteilten, während Jelzin sich seiner Alkoholsucht hingab.

Ende 1999 wurde der Ex-KGB-Chef Wladimir Putin Jelzins Nachfolger. Im März 2000 trat er als Präsident an, um nach Andropows Vorbild mit dem Verfall aufzuräumen, Rußlands Wirtschaft zu konsolidieren und dem Land wieder Ansehen zu verschaffen.


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