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15.03.08 / Auf Kommando

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 11-08 vom 15. März 2008

Klaus D. Voss:
Auf Kommando

Worum ging es eigentlich beim angedrohten Streik der Lokführer, der den Bahnreisenden beinahe die ganze Woche verdorben hätte? Neun von zehn Deutschen werden diese Frage wohl nicht beantworten können. Macht nichts.

Wie das Ganze vor sich ging, das ist ohnehin die entscheidende Frage: Es sollte ein Streik auf Kommando sein, der erste in Deutschland. Streik auf Order „von oben“, vom Chef der Gewerkschaft GDL, Manfred Schell.

Was für ein Bruch mit den Arbeitskampfregeln. Redlich wäre es gewesen, die Gewerkschaftsmitglieder in einer Urabstimmung zu befragen; eine demokratische Prozedur, die nicht zuletzt Streikwillige an ihre Verantwortung für die gesamte Wirtschaft bindet und die Verhältnismäßigkeit im Arbeitskampf bewahren soll. Das gilt erst recht, wenn wie bei den Lokführern der Tarifstreit faktisch beigelegt und ein sattes Lohnplus von elf Prozent ausgehandelt ist. 

Von alledem war nicht die Rede. Werden das jetzt die neuen Gebräuche im Arbeitskampf? Wenn eine kleine Gewerkschaft, deren Mitglieder Schlüsselpositionen besetzen, auf Zuruf alle Züge stehen lassen kann, dann haben wir wirklich englische Verhältnisse importiert, und zwar die aus den schlechtesten Tagen Britanniens. Dann können Interessengruppen ihren Egoismus durchsetzen, auf Kosten der Allgemeinheit.

Worum ging es also bei der Streik-Drohung? Die Bahn wollte die letzte Unterschrift unter das Tarifwerk erst setzen, wenn die GDL auf Alleingänge verzichtet und sich in die Gemeinschaft mit den anderen Bahngewerkschaften einfügt – das wurde in letzter Stunde der GDL noch abverhandelt – hoffentlich hält dieser Grundlagenvertrag.


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