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22.03.08 / Das dicke Ende der Finanzkrise / Notenbanken steigen ein – In Europa muß der Steuerzahler für Spekulanten geradestehen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Das dicke Ende der Finanzkrise
Notenbanken steigen ein – In Europa muß der Steuerzahler für Spekulanten geradestehen

Das dicke Ende kommt, und es wird 300 bis 400 Milliarden Dollar kosten, fürs erste jedenfalls. Damit will die US-Notenbank Fed die schwersten Folgen der Hypothekenkrisen von den Finanzmärkten abwenden. Die europäischen Zentralbanken sind mit im Spiel, wenn auch mit deutlich kleineren Beiträgen. Das Fanal für diese Rettungsaktion setzen Großbanken wie Bear Stearns in den USA, denen buchstäblich das Geld ausgeht.

Ungewöhnlich ist an dieser Finanzkrise, daß die herkömmlichen Methoden der Kapitalmarkt-Steuerung einfach nicht mehr greifen wollen. Liquiditätshilfen und Zinssenkungen in Serie brachten keinen Erfolg. Viele Banken haben in ihren Wertpapierfonds noch zu viele Hypotheken-Schuldverschreibungen, die nach dem Platzen der Immobilienblase in den USA stark entwertet sind. Banken mit solchen Papieren im Kapitalstock werden zu Parias auf dem Kapitalmarkt: Niemand will ihnen Geld anvertrauen.

Deshalb wird die Spekulanten-szene der Finanzwelt jetzt auch auf Staatskosten saniert. Die Fed tarnt die Ziele ihrer Rettungsaktion kaum noch – vom 27. März an leiht sie gegen Höchstgebot in einer ersten Tranche 200 Milliarden Dollar aus.

Und gleichzeitig nimmt die US-Zentralbank ominöse Hypotheken-Fonds „in Pension“ und leiht dafür gute Wertpapierfonds an notleidende Banken aus.

Gewünschte Wirkung: Diese Banken sind nicht nur wieder flüssig, sondern mit den ausgeliehenen Sicherheiten auch wieder kreditwürdige Geschäftspartner.

Die europäische Zentralbank EZB wird die Kapitalmarkthilfe mit 15 Milliarden Dollar flankieren; andere Notenbanken engagieren sich entsprechend.

Finanzmarkt-Experten rechnen fest damit, daß die Zentralbanken nach diesem ersten Probelauf noch einen Schritt weiter gehen werden und die Hypotheken-Fonds nicht nur im Tausch aufnehmen, sondern ganz aus dem Markt heraus kaufen werden.

Die häßliche Konsequenz: Erst bedienen sich Spekulanten, dann müssen die Zentralbanken einspringen.

Die Fed in den USA wird von den Großbanken getragen, in Europa muß letztlich der Steuerzahler einstehen.

Nicht alle Finanzmarkt-Beobachter glauben, daß die strukturellen Probleme der US-Banken und der in die Hypothekenkrise verwickelten ausländischen Institute so gelöst werden können. Aber zumindest kann der hohe Spekulationsdruck, der auf vielen Rohstoffmärkten und dem Devisengeschäft lastet, gemindert werden. Kapitalanleger, die jetzt reine Finanzgeschäfte mit Banken scheuen, haben sich auf diese Spekulationsfelder verlegt.

Die Abhilfe ist dringend nötig, denn die Jagd mit viel freiem Geld nach Ersatzrenditen hat inzwischen etwa die Energiepreise in nicht gekannte Höhen getrieben. Auch Nahrungsmittelpreise werden von spekulativen Geschäften nach oben getrieben – alles, womit sich schnelle Gewinne machen lassen.

In vielen Ländern bauen sich hohe Inflationsraten auf, die sich aus dem normalen Wirtschaftsgeschehen nicht mehr erklären lassen.

Goldanlagen werden inzwischen jenseits von Gut und Böse gehandelt, und Devisenspekulanten treiben den Euro-Kurs in die gefährliche Höhe von 1,60 US-Dollar – ist das die Flucht vor einem Dollar-Kollaps?                 Vs


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