27.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
22.03.08 / Späte Einsichten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Späte Einsichten
von Harald Fourier

Vor zwei Jahren im Alten Rathaus von Potsdam: Als sich die bejahrten Überlebenden aus sowjetischen Speziallagern trafen, stürmten vermummte Chaoten mit einem Transparent nach vorne und brüllten: „Deutsche Täter sind keine Opfer!“ Egal ob Bombenopfer oder Vertriebener, als Kind verschleppt und versklavt: „Die sind doch selbst schuld, daß sie vertrieben, getötet, enteignet wurden“, ist die unsinnige Formel, die mit den 68ern aufkam und heute noch immer von Linksextremisten wiederholt  wird.

Grund genug für die Initiatoren des „Zentrums gegen Vertreibungen“, zwei Alt-68er einzuladen, um mit ihnen über „1968 und die Vertreibung“ zu diskutieren: Alexander Gauland, der frühere Herausgeber der „Märkischen Allgemeinen“ sprach mit dem Altlinken und Philosophen Rüdiger Safranski, der Ex-Bundestagsvizepräsidentin Antje Vollmer von den Grünen.

Zwischen den dreien herrschte überraschende Einigkeit, obwohl Gauland immerzu stichelte. Der preußisch-konservative Journalist fragte gar, ob und wie die Oder-Neiße-Linie nach 1945 noch hätte revidiert werden können. Oder er stellte fest, daß eine Anerkennung der jetzigen Grenze für Vertriebene nicht in Frage kommen  konnte.

Aber es half alles nichts. Die beiden anderen, Antje Vollmer und Rüdiger Safranski, wollten sich partout nicht provozieren lassen. Safranski, ein Altlinker mit Wurzeln in Ostpreußen, entschuldigte sich fast dafür, daß er früher die Vertreibung für rechtens gehalten hatte („damals haben wir gedacht, die Strafe war in Ordnung“). Er zeigte sich besonders erstaunt darüber, daß es keinen „Phantomschmerz“ gebe wegen des Verlusts der Ostgebiete.

Die Grünen-Politikerin Vollmer dagegen beklagte, daß die SPD die Vertriebenen schon vor Jahrzehnten im Stich gelassen habe. Andererseits kritisierte sie auch die angeblich „gewaltigen Summen“, die den Vertriebenen von CDU-Regierungen zugeschustert worden seien. Ein lautes Murmeln im Publikum. Das war alles. Ansonsten blieb es diesmal friedlich im Alten Rathaus.

Die Linke habe mit Günter Grass die Vertreibung „entdeckt“, heißt es. Das ist alles ein bißchen heuchlerisch, weil jahrelang diffamiert und prompt mit Auschwitz konfrontiert wurde, wer das Thema auch nur anschnitt.

Entscheidend aber ist, daß sich sogar die bornierten Ignoranten von einst auf den Weg zu einem gerechteren Umgang mit diesem schlimmen Verbrechen – der gewaltigsten Vertreibung der europäischen Geschichte mit über zwei Millionen Todesopfern – begeben haben.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren