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22.03.08 / Eine Frage der Identität / Griechenland erhebt Anspruch auf die Bezeichnung »Mazedonien«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 12-08 vom 22. März 2008

Eine Frage der Identität
Griechenland erhebt Anspruch auf die Bezeichnung »Mazedonien«
von Ernst Kulcsar

Auf dem Nato-Gipfel Anfang April in Bukarest soll die Aufnahme drei weiterer Staaten beschlossen werden: Mazedonien, Albanien und Kroatien. Doch die Aufnahme der 1991 ausgerufenen Republik Mazedoniens scheint nicht sicher: Griechenland sträubt sich gegen die Aufnahme eines Landes, das den Namen einer urgriechischen Provinz trägt. Zudem befürchten die Griechen, daß der Nachbar daraus Gebietsansprüche anmelden könnte.

Griechenland besticht nicht nur durch Sirtaki, nicht nur durch den Olymp, Sonnenschein und weiße Strände, sondern vor allem durch ein Geschichtsbewußtsein der Griechen, das höchstens vielleicht noch von dem der Römer erreicht wird. Die Geschichte ist ein lebendiger Teil des griechischen Daseins. Alexander der Große kam aus Mazedonien, und sowohl er als auch Mazedonien sind Teil des griechischen Lebens. Das wird nicht aufgegeben, auch für die Nato nicht.

Ansonsten ist es in letzter Zeit still um Griechenland geworden. Ab und an eine mickrige Nachricht, meist skandalträchtig, das ist alles. Es scheint, als hätte sich die Berichterstattung im Vorfeld der Olympischen Sommerspiele 2004 und um deren Ablauf erschöpft.

Die Wirtschaft Griechenlands ist durch anhaltendes Wachstum (2006: 3,8 Prozent) und Modernisierung geprägt. Wichtigste wirtschaftspolitische Aufgaben bleiben Deregulierung, Privatisierung und Umbau der sozialen Sicherungssysteme. Treibende Kraft des über dem EU-Durchschnitt liegenden Wachstums ist die private Inlandsnachfrage. Die Arbeitslosenquote liegt bei neun Prozent. Die griechische Wirtschaft ist geprägt durch kleine und mittelständische Betriebe, Großunternehmen gibt es nur wenige. Wichtigster Wirtschaftssektor ist mit 71,4 Prozent der Dienstleistungssektor, es folgten der Industriesektor mit 22 Prozent und der Agrarsektor mit sechs Prozent. Die Wirtschaft Athens ist zwar auch auf Dienstleistungen ausgerichtet, aber immerhin 50 Prozent der Industrieunternehmen haben ihren Sitz im Großraum Athen, wobei die Pharmaindustrie die größten Zuwachsraten hat.

Viele der rund drei Millionen Athener sind stolz auf die Akropolis und die anderen Denkmäler der Antike, die unter freiem Himmel oder in den zahlreichen Museen zu bewundern sind. Es überrascht die fast totale Identifikation mit der Geschichte des Landes.

Vielleicht ist das auch die Erklärung für die relative innenpolitische Stabilität des Landes. Auf politischem Gebiet steht der im September 2007 neu gewählten Regierung Konstantinos Karamanlis’ und seiner konservativen Partei „Nea Dimokratia“ als wichtigstes Vorhaben die Reform der Rentenkassen bevor. Georgios Papandreou und seine einst so erfolgreiche „Panhellenische Sozialistische Bewegung“ (Pasok) hat zum zweitenmal hintereinander eine empfindliche Wahlschlappe erlitten. Erstmals kamen bei dieser Wahl auch die Rechtspopulisten mit zehn Abgeordneten ins Parlament. Dabei ist die Vokabel Rechtspopulist mit Vorsicht zu genießen, denn bei vielen unserer wackeren Journalisten beginnt der Rechtspopulismus dort, wo die Sozialdemokratie aufhört. Die griechischen Kommunisten erhielten acht Prozent und wurden mit 22 Sitzen drittstärkste Fraktion im Parlament. Und das Land lebt immer noch im inneren Frieden.


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