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29.03.08 / Geopolitische Revolution / Sarkozy will Stützpunkt in Abu Dhabi, doch das Militär zögert

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-08 vom 29. März 2008

Geopolitische Revolution
Sarkozy will Stützpunkt in Abu Dhabi, doch das Militär zögert
von Pierre Campguilhem

Schon seit 1995 besteht ein Militärabkommen zwischen Frankreich und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE). Dieser Vertrag stammt noch aus der zweiten Amtszeit von Staatspräsident Francois Mitterrand und seinem damaligen Premierminister Edouard Balladur. Jetzt will der neue Staatspräsident Nicolas Sarkozy in dieser wichtigen Weltregion noch stärker auftreten. Vor wenigen Wochen wurde bekannt, daß Frankreich bis 2009 eine Militärbasis in Abu Dhabi aufbauen will.

Aber das französische Militär zieht offenbar nicht so mit, wie der Präsident es sich wünscht.

Die internationale Presse sieht in dieser Entscheidung für Abu Dhabi eine kleine geopolitische Revolution. Obgleich die französische Militärbasis einen großen Umfang haben wird – mit insgesamt 500 Mann aus den drei Waffengattungen –, schätzt die „Frankfurter Allgemeine“, daß durch diese Entscheidung der neue französische Staatschef einen Schritt auf die USA zugeht. Obwohl keine Bestätigung vom Elysée-Palast zu erhalten ist, wird in Paris aber nicht ausgeschlossen, daß dieser Plan Sarkozys sehr genau mit Washington abgestimmt ist.

Die konservative spanische Zeitung „El Mundo“ stellt das Engagement als besonders wichtig dar, weil es einen Richtungswechsel in der französischen Außenpolitik markiert. In Abu Dhabi wird Frankreich erstmals seit Ende der Kolonialzeit wieder einen Stützpunkt im Ausland aufbauen. Auffallend ist, daß die französischen Meinungsführer die ganze Angelegenheit sehr zurückhaltend behandeln. Obschon sie alle herausstellen, daß die neue französische Militärbasis an der Straße von Hormus eingerichtet wird – jener Engstelle im Persischen Golf, durch die 40 Prozent der WeltErdölförderung auf Tankern transportiert werden muß.

Den einzigen größeren Beitrag zum Thema hatte im Januar das Magazin „Le Point“ veröffentlicht, das sich sehr kritisch mit der Politik Sarkozys auseinandersetzt.

Laut „Le Point“ stehen zumindest Teile des französischen Militärs dem Abu-Dhabi-Plan skeptisch gegenüber. Der französische Generalstab versichert unterdessen, daß das Engagement am Golf die traditionell starke Militärpräsenz Frankreichs in Afrika nicht beeinträchtigen werde. Insgesamt 8000 Mann sind in Dschibuti am Horn von Afrika, im Senegal und im Tschad stationiert.

Einige ranghohe französische Militärs befürchten nun, daß Frankreich keine ausreichenden militärischen Kräfte haben wird, um neben diesen Aufgaben auch noch eine größere Rolle am Persischen Golf zu spielen – auch im Hinblick auf die ungelösten Probleme mit dem Iran.

Näheren Aufschluß über die künftige Militärpolitik Frankreichs wird das neue „Weißbuch“ zur Landesverteidigung geben, das demnächst erscheinen soll. Frankreich hält 350000 Mann unter Waffen, darunter auch 20000 Soldaten in den französischen Übersee-Departements. Daneben unterstehen noch die 105000 Angehörige der Gendarmerie Nationale dem Verteidigungsministerium.

Erwartet wird, daß rund 50000 Stellen im Verteidigungsbereich abgebaut werden sollen – auch das kann ein Motiv für die Warnung der Militärs sein, sich nicht in Abu Dhabi zu verzetteln.


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