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29.03.08 / Dokument des Zeitgeistes / Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Führungsakademie der Bundeswehr

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-08 vom 29. März 2008

Dokument des Zeitgeistes
Festschrift zum 50jährigen Bestehen der Führungsakademie der Bundeswehr

Die Führungsakademie der Bundeswehr ist als streitkraftübergreifende höchste Aus- und Fortbildungsstätte zu und von Stabs- und Generalstabs- / Admiralstabsoffizieren weltweit einzigartig. Sie feierte im September 2007 ihr 50jähriges Bestehen. Der Bundespräsident hielt dazu die Festrede. Die Festschrift zum Jubiläum verantwortet in Zusammenarbeit mit der Akademie der Mittler-Verlag. Er gab schon im vorletzten Jahrhundert die Werke Moltkes bibliophil ansprechend in Leder und Leinen heraus. Diese Schrift erscheint im folienkaschierten, bebilderten Pappeinband. Von 90 Seiten sind 18 Seiten der Rüstungsindustrie, sicherheitspolitischen Zeitschriften und einem Marken-Kaffee zu verdanken. Sie enthält viele Fotos. Nach Grußworten der Bundeskanzlerin, des Verteidigungsministers, des Hamburger Bürgermeisters, des Generalinspekteurs und dem Vorwort des im Kampfanzug abgebildeten Kommandeurs der Akademie, der gerade zum Kommandeur des Nato Defense College befördert worden ist, erfährt man Interessantes zur Geschichte der Akademie und der Anlage. Keine Information aber gibt es zu ihren tiefen Wurzeln in dem von anderen Armeen vergeblich angestrebten preußisch-deutschen Generalstabs- und Führungssystem, geschweige denn zum früheren deutschen Militär, das nach dem Urteil eines amerikanischen Offiziers und Historikers (T. Dupuy) bereits in hervorragendem Maße „die Charakterstärke (ge)fördert, hohe intellektuelle Maßstäbe (ge)setzt und genau das richtige Maß an Toleranz praktiziert“ hat.

Der ichbezogene Artikel des damaligen Kommandeurs über die Zeit des Umbruchs ab Ende 1989 läßt wesentliche Ereignisse unter seinem Vorgänger aus: den damals sensationellen Besuch der sowjetischen Akademie des Generalstabes der Sowjetunion, die Besuche der polnischen und tschechoslowakischen höchsten Militärakademien in Hamburg und den Besuchsaustausch mit der NVA-Militärakademie „Fried-rich-Engels“ Dresden, als noch über ein freundliches Nebeneinander der beiden deutschen Streitkräfte nicht hinaus gedacht werden durfte. Die Führungsakademie in ihrem Stellenwert, ihrer Organisation, ihrer Lehre und den Herausforderungen, denen sie sich hinsichtlich Sicherheitspolitik, Führung, Gesellschaftspolitik und Ausbildung für die Praxis stellen muß, nehmen den Hauptteil ein. Er beginnt mit einem witzigen fiktiven Brief Virgils über dessen Zitat „Mens agitat molem“ im Akademie-Wappen, verfaßt vom katholischen Militärdekan. Die Organisation ist knapper und klarer unter www.fueakbw.de nachzulesen. Das meiste ist gewandt, schlagfertig mit englischen Einsprengseln formuliert. Selbst ein Zitat des hochgelobten, aber nicht praktisch auf heutige Fragen bezogenen Clausewitz, wird mit „fog of war“ angliziert. Den Katalogen von Problemstellungen und Forderungen an den militärischen Führer fehlt die Prägnanz und Anschaulichkeit deutscher Militärtradition. Charakter und Ethik werden als wichtig betont, doch, was das in der Praxis bedeutet, wird weder an heutigen noch an früheren Beispielen für selbständiges mutiges Handeln im Kampfeinsatz plastisch gemacht. Proben eigenständiger Auseinandersetzung mit den zu bewältigenden sicherheitspolitischen und militärischen Aufgaben fehlen. Die sehr gute Wirkung, welche die Führungsakademie durch ihre  Internationalität für Deutschland erzielt, kommt zu ihrem Recht. Stutzig macht die Überschrift „Geisteswert trifft Militär“, unter der das Planübungszentrum und einige weitere Zentren oder Foren aufgeführt werden: Wird hier getrennt gesehen, was spätestens seit den preußischen Militärreformern, Clausewitz, Moltke und anderen danach, zumindest im deutschen Militär, zusammen gehört? Angesichts der vielen nationalen und internationalen Kontakte der Akademie verwundert ein besonderer Artikel des American Jewish Committee, der die Bundeswehr zumindest bis 1989 „den Alliierten gegenüber rechenschaftspflichtig“ sieht und sie dafür lobt, auch „Geschichtsrevisionismus“ erfolgreich zu bekämpfen. 

Die Aus- und Weiterbildung an der Führungsakademie der Bundeswehr ist sicher weit besser als die vorliegende Darstellung. Dafür sprechen die sehr guten Leistungen der Bundeswehr bei der deutschen Vereinigung und in heutigen Einsätzen.   

Diese Festschrift ist als ein Dokument des Zeitgeistes in der deutschen Bundeswehr zu empfehlen.    Manfred Backerra

„Führungsakademie der Bundeswehr 1957–2007 – 50 Jahre“, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Hamburg 2007, geb., 90 Seiten, 14,90 Euro


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