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29.03.08 / Verlust / Flucht aus Westpreußen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 13-08 vom 29. März 2008

Verlust
Flucht aus Westpreußen

Ohne Zweifel, Hans Georg Brunst hatte eine idyllische Kindheit in Westpreußen. In „Abschied von Lonkorsch“ berichtet er davon. Aus Sicht so manch anderen Kindes hatte er sogar eine paradiesische Kindheit, denn was für viele Gleichaltrige längst tägliches Ägernis ist, erfuhr Hans Georg Brust erst mit sechs Jahren, als ein Soldat sich bei der Familie auf dem Hof einquartiert hatte. „Er hielt eine kleine Bürste in der Hans und drückte aus einer Tube weiße Paste auf die Borsten. Damit putzte er seine Zähne.“ Nur wenige Wochen später werden auch Hans Georg und seine jüngere Schwester Christel zu derartig merkwürdigen täglichen Ritualen gezwungen.

Da in Lonkorsch nicht viel los war, durfte der Junge öfter mit einem Nachbarn mit dem Pferdewagen in die Stadt. „Für mich waren diese Fahrten immer eine willkommene Abwechslung.“ Als die Mutter gegen Ende des Zweiten Weltkrieges mit Tränen in den Augen den Kindern mitteilt, daß sie am Tag darauf wegfahren, freut sich der Schüler aber nicht, da er kein Spielzeug mitnehmen darf. Erst geht es auf den Hof eines Onkels nordwestlich von Gotenhafen. Doch auch dorthin kommen die Russen. Als diese einige Monate nach Kriegsende abziehen, kommen die Polen, die die meisten Deutschen zum Abtransport in Güterwagen verfrachten. „Wenig später kamen wie aus dem Nichts Polen in unseren Wagen und verlangten Uhren und Schmuck … In Berlin war Endstation, alle mußten aussteigen. Erst jetzt erkannten alle das volle Ausmaß der Plünderungen … Unserem Opa fehlten nicht nur Jacke und Joppe. Während des Gerangels im Waggon war er hingefallen, wobei ihm zwei Polen die Schuhe und auch die Hose seines Anzugs ausgezogen hatten.“

Von da an beginnt für die Mutter mit ihren inzwischen drei Kindern und dem Großvater eine stete Suche nach einem Dach über dem Kopf. Im November 1946 findet die Familie den Vater wieder, der im Februar 1945 in Gotenhafen zur Wehrmacht eingezogen worden war. Doch als sie in dem Ort ankommen, in dem er auf einem Hof Unterschlupf gefunden hat, steht ein Sarg vor der Tür des Hauses ...     Bel

Hans Georg Brunst: „Abschied von Lonkorsch“, Frieling, Berlin 2007, geb., 225 Seiten, 34,90 Euro


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