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05.04.08 / »Erinnerung an die Opfer« / 50. heimatpolitische Tagung der Angerburger bot eine vielschichtige Themenvielfalt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 14-08 vom 05. April 2008

»Erinnerung an die Opfer«
50. heimatpolitische Tagung der Angerburger bot eine vielschichtige Themenvielfalt

Besonders beachtet wurde am Sonnabend bei der 50. heimatpolitischen Tagung der Angerburger im Bürgersaal der Vortrag des CDU-Bundestagsabgeordneten Jochen-Konrad Fromme (58), Kreisdirektor a. D. und Rechtsanwalt aus Haverlah im Landkreis Wolfenbüttel. Fromme, der seit zehn Jahren dem Deutschen Bundestag angehört und unter anderem Vorsitzender der Arbeitsgruppe Vertriebene, Flüchtlinge und Spätaussiedler seiner Fraktion ist, gab einen ausführlichen Überblick über seine umfangreiche Tätigkeit.

15 Millionen Deutsche, so Fromme, seien am Ende des Zweiten Weltkrieges vertrieben worden, mehr als drei Millionen deutsche Spätaussiedler nach 1990 bis heute nach Deutschland gereist und zwei Millionen Deutsche lebten heute noch als deutsche Minderheiten in ihren Heimat- beziehungsweise. Herkunftsgebieten. Daher bleibe die Arbeit für Heimatvertriebene, deutsche Spätaussiedler und deutsche Minderheiten wichtig. Jochen-Konrad Fromme: „Ein wichtiger Punkt ist dabei die Arbeit zur Bewahrung und Fortentwicklung der Kultur der Heimatgebiete und der Vertriebenen.“

Der Abgeordnete – er ist auch Mitglied des Haushaltsausschusses – warnte vor dem „leider weit verbreiteten Irrtum, mit dem Wirtschaftsaufschwung hätten wir wieder Geld, das man nur zu verteilen braucht“. Dem sei leider nicht so. Die Schulden des Landes machten es notwendig, alle Ausgaben gut zu begründen.

Genauso entscheidend wie die Erhöhung der Mittel sei für ihn, dass sich die Atmosphäre der Zusammenarbeit deutlich verbessert habe. Fromme: „Ich glaube, wir können mit Fug und Recht behaupten, dass die Heimatvertriebenen im zuständigen Haus des Beauftragten für Kultur und Medien nun wieder einen echten Ansprechpartner haben, mit dem man über Projekte sprechen und verhandeln kann und nicht ein Gegenüber hat, bei dem man auf Desinteresse stößt und von dem man nicht ernst genommen wird.“

Von CDU und CSU, so Fromme unter anderem weiter, werde seit vielen Jahren die Errichtung eines „Zentrums gegen Vertreibungen“ in Berlin unterstützt. Inzwischen sei es zu einer grundsätzlichen Einigung über das „Grobkonzept“ für die Einrichtung gekommen. Dies sei jedoch von Misstönen, ausgelöst von Wolfgang Thierse (SPD) begleitet worden. Nachdem Polen eine „wohlwollende Distanz“ zu diesem Projekt einnehme, erwarte er eine Beschlussfassung über die grundlegende Konzeption im Bundeskabinett noch vor Ostern.

Der Abgeordnete: „Inhaltlich soll das Zentrum sowohl ein Ort der Präsentation und der Darstellung der Vertreibungsgeschichten im Europa des 20. Jahrhunderts sein, als auch eine Institution, in der Forschung angeregt und Erforschtes dokumentiert wird. Es soll ein Ort geschaffen werden, in dem Begegnungen zwischen Generationen und auch staatenübergreifend stattfindet.“

Die Deutschen, betonte Fromme, seien „mehr als reif“, die Vertreibungsgeschichte aufzuarbeiten. Wörtlich: „Auch wir Deutschen haben sechs Jahrzehnte nach dem Zweiten Weltkrieg und nach Flucht und Vertreibung, wie auch unsere europäischen Nachbarn, das Recht auf Trauer und Erinnerung an unsere Opfer.“

Der MdB wies weiter darauf hin, dass seit der Wende in Europa rund 3,1 Millionen Deutsche als Spätaussiedler in die Bundesrepublik eingereist sind. Die meisten von ihnen seien vorbildlich in die Gesellschaft integriert und stellten daher einen großen Gewinn für Deutschland dar. Jochen-Konrad Fromme: „Es ist aber nicht zu leugnen, dass auch in den letzten Jahren Integrationsdefizite feststellbar sind. Um dem zu begegnen ist es wichtig, dass die Aussiedler nicht stigmatisiert werden, sondern dass mit einer klaren Vorwärtsstrategie Defiziten, dort wo sie bestehen, begegnet wird.“ Der Politikwissenschaftler und Historiker Dr. Stefan Garsztecki (45) von der Universität Bremen referierte über das Thema „Vergangenheit und Gegenwart der polnischen und deutschen Beziehungen“. Dies mag die Quintessenz sein: Die tiefen Wunden der Geschichte müssen die Lebenden mit viel gegenseitigem Verständnis versuchen zu heilen.         EB

Foto: Sein Vortrag stieß auf besonderes Interesse: CDU-Bundestagsabgeordneter Jochen-Konrad Fromme.


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