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12.04.08 / Verzögern um zu verhindern?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Verzögern um zu verhindern?
von Harald Fourier

Die Chancen der Tempelhof-Gegner sehen so mau aus wie ihre Plakate, die seit  Wochen dem Regen und Schneetreiben ausgesetzt sind. Der Senat hat kaum eine realistische Chance, seine Niederlage bei der Volksabstimmung über den Flughafen abzuwenden. Das wird unangenehm für die Landesregierung von Klaus Wowereit. Er steht ziemlich blamiert da.

Andererseits: Vielleicht kommt dem Senat die Niederlage doch ganz gelegen. Wem nützt denn der Großflughafen? Die Schließung der beiden Berliner Flughäfen Tegel und Tempelhof (letzterer spielt wirtschaftlich gesehen keine Rolle) prügelt doch nur einen von Berlins größten Steuerzahlern aus der Stadt ins brandenburgische Nachbarland. Außerdem hängen viele Arbeitsplätze an den Flughäfen, vor allem an Tegel (fast 7000). Von den Putzkräften über die Ingenieure und Techniker bis hin zum Sicherheitspersonal – sie müssen sich alle neu umschauen – nicht jeder wird automatisch am geplanten Großflughafen in Schönefeld (Berlin-Brandenburg International, kurz BBI) übernommen werden.

Die Schließung von Tegel und Tempelhof ist immer wieder verschoben worden. Die Gesellschaft Air-Berlin durfte sogar vor kurzem am alten Standort Tegel noch erweitern. Zudem wird der Bau des neuen Flughafens immer weiter hinausgezögert. Kann es nicht sein, daß dahinter System  steckt?

Was hat München (Arbeitslosenquote 5,6 Prozent) davon, daß Erding (Standort des FJS-Flughafens) mit 2,8 Prozent eine der niedrigsten Arbeitslosenquoten Bayerns hat? Gut, immerhin ist beides Bayern. Solange es in der Mark nicht einmal das gibt, ein            gemeinsames Bundesland mit Brandenburg, verliert Berlin bei dem BBI-Ausbau erst recht nur. Eine Länderfusion ist aber weit entfernt. Ebenso abwegig ist die Hoffnung, daß Schönefeld zu einem großen internationalen Luftkreuz werden könnte. Durch das              Nachtflugverbot behindert und mit nur zwei Start- beziehungsweise Landebahnen ausgerüstet wird sich BBI nie und nimmer zu einem Flughafen wie Frankfurt oder London entwickeln.

Andererseits muß der Berliner Steuerzahler nach der Schließung Tempelhofs 43 Millionen Euro jährlich allein für den Erhalt des Gebäudes aufbringen. Und das zusätzlich zu den entgangenen Steuermillionen, die ersatzlos nach Brandenburg flössen.

Fazit: Wenn Tempelhof und Tegel erhalten bleiben, bedeutet das: mehr Arbeitsplätze und mehr Steuereinnahmen für Berlin. Es spricht also einiges dafür, daß die Verzögerungen bei der Umsetzung des Großflughafen-Projektes Methode haben. Und daß sich der Berliner Senat freut, wenn er die Volksabstimmung am 27. April verliert. Auch wenn er das nicht laut sagen wird.


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