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12.04.08 / Es wird eng im Potsdamer Schloß / Brandenburgs Landtag paßt nicht ganz in den wieder zu errichtenden Prachtbau – Zeitplan nicht einzuhalten

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Es wird eng im Potsdamer Schloß
Brandenburgs Landtag paßt nicht ganz in den wieder zu errichtenden Prachtbau – Zeitplan nicht einzuhalten
von Harald Fourier

Als wären die Gerüchte über den Neubau des Potsdamer Stadtschlosses nicht schon bedauerlich genug! Diese besagen, daß die Rekonstruktion des historischen Gebäudes nicht so über die Bühne gehen würde wie geplant. Jetzt auch noch das: Es dauert alles länger und kostet mehr. Potsdam steuert auf ein Desaster zu, das genauso hausgemacht wie peinlich für die Landeshauptstadt sein wird.

Erinnern wir uns: Der brandenburgische Landtag hatte 2005 beschlossen, daß Potsdamer Schloß wiederaufzubauen. Zweimal sagte das Stadtparlament Potsdams Nein zum Wiederaufbau des historischen Gebäudes, obwohl das Land für die Kosten aufkommen wollte. In den wieder zu errichtende Prachtbau am Alten Markt soll schließlich der neue Landtag einziehen, der seit der Revolution – seit 18 Jahren also – in einem Provisorium untergebracht ist. Für dieses frostige „Njet“ war insbesondere die Linkspartei verantwortlich, die mit 18 von 50 Abgeordneten eindeutig die dominierende politische Kraft in der Landeshauptstadt ist. (Zum Vergleich: CDU und SPD verfügen zusammen gerade mal über 19 Abgeordnete im Stadtrat.)

Dann aber entschieden sich die Kommunalpolitiker auf Drängen des Oberbürgermeisters Jann Jakobs (SPD) endlich doch noch für den Wiederaufbau. Zunächst war ein Beton-Klotz geplant, über den Berliner Politiker lästerten, er erinnere eher an das SED-Staatsratsgebäude als an das Schloß.

Lediglich entlang des bereits wiedererrichteten Fortunaportals, das durch eine Privatspende des Neu-Potsdamers und TV-Stars Günter Jauch finanziert worden ist, sollte die alte Front des Stadtschlosses rekonstruiert werden. Der Rest würde ein modernes, fünfgeschossiges Bürohaus. Zuwenig, fanden Kritiker. Sie konnten den SPD-Finanzminister Rainer Speer aber nicht überzeugen, mehr Geld lockerzumachen.

Doch dann erklärte sich der Unternehmer Hasso Plattner (SAP) 2007 bereit, 20 Millionen Euro beizusteuern. Bedingung: Die historische Fassade wird wiederhergestellt. Innen neu, außen alt – so lautete der Kompromiß.

Geht aber gar nicht, heißt es nun. Denn das alte Schloß hatte nur drei Geschosse mit fünf Meter hohen Prunkräumen. Wie soll in so eine Fassade ein fünfgeschossiges Gebäude integriert werden?  Der Finanzminister hat in seinen Vorschlägen deswegen ein geplantes Stockwerk gestrichen. „Das ist nicht Fisch, nicht Fleisch“, spottete eine Abgeordnete vergangene Woche vor der Sitzung des Landtags zu diesen Plänen.

Nächstes Problem: Ein demokratisches Parlament benötigt mehr Platz als ein König: Um die vielen Abgeordneten (mit eingeplant sind übrigens auch die Berliner Abgeordneten für den Fall einer Länderfusion) unterzubringen, sind viele Büros notwendig. So viele, daß das Gebäude aus allen Nähten zu platzen droht.

Also wurde alles etwas größer geplant als das Knobelsdorff-Vorbild, der Innenhof dagegen etwas kleiner. Oder wie Rainer Speer es formulierte: „Alles wird ein bißchen enger, es wird ein bißchen anders. Und es sind ein paar Parkplätze weniger.“ In der Tiefgarage wurden 25 davon gestrichen. Im letzten Moment wurde auch noch der Bauplan für das Treppenhaus geändert. Es soll nun wider Erwarten modern und nicht historisch gebaut werden.

Und als wäre dieses Hin und Her bei den Bauplänen nicht Ärger genug, kam nun auch noch heraus, daß sich der Bau um ein Jahr verzögern wird. Statt 2011 wird nunmehr erst Ende 2012 mit der Fertigstellung gerechnet.

Zudem steigen die Kosten in die Höhe. Bislang waren 85 Millionen Euro (ohne die Spende des Unternehmers) vorgesehen. Doch inzwischen sehen die Prognosen so aus: Das ganze Projekt kostet 100 Millionen Euro, die Plattner-Millionen nicht einmal mitgerechnet. Wenn die Abgeordneten in dieser Woche über den Vorschlag des Finanzministers abstimmen, dann ist eigentlich nur das sicher: Es werden nicht die letzten Korrekturen – in Politikerdeutsch: Nachbesserungen – gewesen sein, die jetzt vorgenommen worden sind.


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