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12.04.08 / Als die Weißen in Simbabwe herrschten / Rund 100 Jahre liegen zwischen dem Herrschaftsbeginn Cecil Rhodes’ und Robert Mugabes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Als die Weißen in Simbabwe herrschten
Rund 100 Jahre liegen zwischen dem Herrschaftsbeginn Cecil Rhodes’ und Robert Mugabes
von Manuel Ruoff

Mitte des 19. Jahrhunderts kamen die ersten Europäer in das Gebiet des heutigen Simbabwe. Im Jahre 1889 erhielt der britische Geschäftsmann Cecil Rhodes von seiner Regierung einen Schutzbrief: Er sollte mit seiner British South Africa Company deren und damit Großbritanniens Einflußgebiet vom südlichen Afrika aus Richtung Norden erweitern. Eine nördliche Grenze der Aktivitäten wurde bewußt nicht gesetzt. Dabei wurde er von der südafrikanischen Kappolizei und angeheuerten Söldnern unterstützt. 1893 machte er sich das Matabele-Königreich und Gebiete nördlich des Sambesi zu eigen. Das unter die Herrschaft der Company gelangte Gebiet wurde an englische Siedler verkauft. Aufstände der Ndebele und der Shona wurden 1896/97 niedergeschlagen. Rhodes verfuhr dabei nach seinem Motto: „Der Kolonisator kann nichts Unrechtes tun, was er tut, wird gerecht. Es ist seine Pflicht, das zu tun, was er will.“ Die Briten ehrten das Verhalten ihres Landsmanns, indem sie das von diesem (für sie) eroberte Territorium nach ihm benannten. Sie teilten das Gebiet in das Protektorat Nordrhodesien, das heutige Sambia, und die Kolonie Südrhodesien, das heutige Simbabwe.

Nach dem Zweiten Weltkrieg, als Kolonialismus nicht mehr angesagt war, vereinigten die Engländer das Protektorat und die Kolonie mit dem ebenfalls von ihnen beherrschaten Njassaland zu einem halbunabhängigen Satellitenstaat namens „Zentralafrikanische Union“, auch „Föderation von Rhodesien und Njassaland“ oder „Zentralafrikanischer Bund“ genannt. Dieser Versuch der Briten, ihre Herrschaft in dieser Region Afrikas wenigstens teilweise über die Entkolonialisierung hinweg zu retten, scheiterte jedoch am Widerstand des schwarzafrikanischen Afrikanischen Nationalkongresses (ANC). Die Föderation zerbrach, als 1963 Nordrhodesien als Sambia und Njassaland als Malawi die Unabhängigkeit von Großbritannien erlangten.

Der verbliebene Rest, Südrhodesien, erklärte sich 1965 ebenfalls für unabhängig. Im Gegensatz zur Unabhängigkeit Sambias und Malawis wurde jene Südrhodesiens, das sich nun Rhodesien nannte, sowohl von den Briten als auch von der internationalen Staatengemeinschaft nicht anerkannt, da es im Gegensatz zu Sambia und Malawi keine schwarze Regierung hatte und die herrschenden Weißen weniger als vier Prozent der Bevölkerung stellten. Rhodesien reagierte darauf mit der Ausrufung der Republik im Jahre 1970.

Vom ehemaligen Mutterland der Ex-Kolonie initiierte Sanktionen der internationalen Staatengemeinschaft mit Ausnahme Südafrikas sowie schwarzer Terror zwangen die weiße Regierung schließlich in die Knie. 1979 folgte Rhodesiens Regierung wie die anderen Konfliktparteien einer Einladung des britischen Außenministers zu einer Konferenz ins Lancaster House. Das Ergebnis war das Lancaster-House-Abkommen.

Der britische Politiker Christo­pher Soames wurde zum bevollmächtigten Kontrolleur über die Entwaffnung der Untergrundkämpfer, die Durchführung demokratischer Wahlen und die Entlassung des Landes in die Unabhängigkeit ernannt. Aus den Wahlen vom 4. März 1980 ging der Schwarze Robert Mugabe als neuer Regierungschef hervor. Er verwandelte Rhodesien in das Simbabwe, das wir heute kennen.


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