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12.04.08 / Ohne jede Chance / Schockierende Erlebnisse einer Deutsch-Türkin mit drei Mini-Jobs

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Ohne jede Chance
Schockierende Erlebnisse einer Deutsch-Türkin mit drei Mini-Jobs

Bereits in „Erstickt an Euren Lügen“ hat die Deutsch-Türkin, die unter dem Pseudonym Inci Y. berichtet, Teile ihrer Erlebnisse geschildert. Während sie im ersten Buch von ihrer Zwangsverheiratung in der Türkei erzählt, den Versuch darstellt, ihrem schlagenden, kriminellen Mann zu entkommen, nimmt sich „Erzähl mir nix von Unterschicht – Die Geschichte einer Türkin in Deutschland“ der Jahre danach an. Mit ihren beiden Kindern wieder in Deutschland lebt sie bei ihren Eltern. Nur durch eine Ehe mit einem deutsch-türkischen Freund ihres Bruders kann sie, die nur einen türkischen Paß hat, wieder zurück in das Land ihrer Geburt. Da der neue Gatte sich als homo-

sexuell entpuppt, muß Inci zurück in ihr Elternhaus. Doch das Zusammenleben mit ihrer dominanten Mutter erweist sich als Hölle. Da die 29jährige offiziell mit ihrem Mann zusammenlebt, hat sie keinen Anspruch auf Sozialleistungen. Das Scheitern ihrer Ehe darf sie nicht vor Ablauf von zwei Jahren offen bekennen, alles andere würde ihre Abschiebung in die Türkei bedeuten. Also arbeitet sie, die kaum Deutsch spricht, weil ihre Eltern sie schon als Kind zur Großmutter in die Türkei abgeschoben haben, in einem Fast-Food-Restaurant. Doch von dem ohnehin schon geringen Lohn bleibt kaum etwas übrig, da Inci als verheiratete Frau Steuerklasse 5 hat. Trotz zusätzlicher Putzjobs und Kellnertätigkeit reicht das Geld für sie und ihre beiden Kinder kaum. Der Sohn und die Tochter sehen ihre Mutter wenig, die jede freie Minute zum Schlafen nutzt.

Während ihrer Kellnertätigkeit lernt die Türkin den Journalisten Jochen Faust kennen, der ihr zu helfen versucht und für sie auch die beiden Bücher verfaßt hat. In „Erzähl mir nix von Unterschicht“ beschreibt er den Kampf der Deutsch-Türkin, auf eigenen Beinen zu stehen. Doch es ist ein vergeblicher Kampf. Von ihren eigenen Leuten als Hure beschimpft und verstoßen, in den Niedriglohn-Jobs schikaniert, kaum der deutschen Sprache mächtig und somit im deutschen Behördendschungel verloren, kann sie nur scheitern. Da ihre Eltern Schulbildung für nicht wichtig erachteten, hat sie nicht Mal einen Schulabschluß.

Fast alles, was Inci Y. erlebt, macht betroffen. Die Kaltblütigkeit ihrer Familie, die jeden, der nicht so denkt wie sie, aus ihren Reihen drängt, schockiert genauso wie die Gleichgültigkeit deutscher Behörden. Gut, natürlich ist Inci Y. als Betroffene nicht objektiv, auch läßt sie außen vor, inwieweit sie ihre Männerbekanntschaften vertieft, doch das tut bei der Beurteilung ihrer Chancenlosigkeit nichts zur Sache. Und sie ist nicht die einzige. So berichtet sie von der arrangierten Ehe ihres Bruders. Die junge Braut aus der Türkei ist keine 14 Jahre, doch in einem Land ohne Geburtsurkunden wird sie schnell älter gemacht. Ohne Deutschkenntnisse wird diese naive Kindfrau nach Deutschland geschickt und ist völlig überfordert, als sie mit 15 Jahren eine Frühgeburt hat und mit dem „Ding“ im Brutkasten nichts anfangen kann.

Ja, es gibt eine türkische Parallelwelt in Deutschland, so die klare Aussage von Inci Y., die versucht hat, ihr zu entkommen. Ihr Buch ist eine klare, ergreifende Anklage auch gegen die Deutschen, die diese Parallelwelt zugelassen haben und ihr damit jede Chance auf ein selbstbestimmtes Leben genommen haben.             Rebecca Bellano

Inci Y.: „Erzähl mir nix von Unterschicht – Die Geschichte einer Türkin in Deutschland“, Piper, München 2007, geb., 272 Seiten, 16,90 Euro


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