19.03.2024

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12.04.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

es ist immer schön, wenn man Erfolge melden kann, vor allem, wenn man aus ihnen ersieht, wie unsere Leser sich bemühen, Fragen weiter zu tragen, zu vermitteln, gangbare Wege aufzuweisen. Einer von ihnen, der zu unseren treuesten und aktivsten „Familienforschern“ gehört, hat dies erneut bewiesen. Er avisierte mir schon mit einem Anruf den Erfolg und hat ihn dann auch schriftlich bestätigt. Für Frau Ingeborg Sebber-Doehring waren wir die letzte Station auf ihrer Suche nach der ermländischen Familie Taube, auf deren Gut Sternberg die junge Kunststudentin im August 1939, kurz vor Kriegsbeginn, zur Erntehilfe eingesetzt worden war. Es blieben unvergessene Wochen für die gebürtige Danzigerin, deshalb wollte sie auch nach so langer Zeit zu der Familie Taube Kontakt aufnehmen oder wenigstens erfahren, was aus dieser geworden ist. Ich meinte, Hinweise würde sie schon erhalten – na, und so geschah es dann auch. Unser Helfer aus Westfalen setzte sich sofort mit der Suchenden in Verbindung und gab ihr den Rat, sich mit dem Ermlandhaus in Münster in Verbindung zu setzen. Er selber übersandte einer Mitarbeiterin des Hauses den entsprechenden Ausschnitt aus unserer Zeitung zur Information – anscheinend hatte man diese dort nicht gelesen. Nach einigen Wochen konnte Frau Sebber-Doehring dem Helfer mitteilen, daß seine Vermittlung einen vollen Erfolg zu verzeichnen hatte. Frau Triller vom Ermlandhaus fand die Adresse eines Sohnes des ehemaligen Gutsbesitzers Robert Taube in der Kartei und informierte diesen über die Suche der ehemaligen Erntehelferin. Herr Taube setzte sich sofort mit dieser in Verbindung, und so konnte sie alles über das Schicksal der Familie erfahren. Die Freude war bei Frau Sebber-Doehring natürlich groß. „Ohne die Ostpreußische Familie und das Ermlandhaus wäre keine Klärung möglich gewesen“, schreibt unser Freund. Da muß ich aber zusetzen: Ohne ihn aber auch nicht!

Und da erfülle ich gerne auch seinen Wunsch, den er natürlich nicht für sich, sondern für seinen jungen Arbeitskollegen Oliver Markus stellt. Dieser erklärte ihm bei einem Gespräch über Ostpreußen, daß seine Großmutter auch von dort stamme, nämlich aus Masuren. Im südlichen Teil des Kreises war sie als Erika Grzesch geboren, später wohnte sie in Osterode. Unser Freund lieh Herrn Markus einen Nachdruck des alten Einwohnerbuches von Osterode, sehr zur Freude seiner Großmutter. Nun sucht diese die Familie Roschkowski, die ebenfalls in dem Haus Kirchhofstraße 3 wohnte. Dies teilte sie ihrem Enkel mit, der sich freuen würde, seine Großmutter mit einer Erfolgsmeldung überraschen zu können. Also ergeht unser Aufruf: Nachkommen der Familie Roschkowski aus der Kirchhofstraße in Osterode – oder alle, die Auskunft über diese geben könnten –, bitte melden bei Oliver Markus, Schützenstraße 26, 57482 Wenden-Hillmicke.

Hoffen wir nicht nur für ihn, sondern auch für die folgenden Suchenden auf Erfolg. Da ist Herr Günter Brinkmann aus Osterholz-Scharmbeck, der einen Jugendfreund seines Vaters aus Angerapp sucht. Ernst Brinkmann, * 20. Februar 1932 im damaligen Darkehmen, später Angerapp, verbrachte seine Kindheit zusammen mit seinem gleichaltrigen Freund Alfred Marx auf dem Gut Klein Medunischken, Kreis Darkehmen / Angerapp, auf dem die Väter der Jungen arbeiteten. Alfreds Vater soll dort Stellmacher gewesen sein. 1944 wurden die Freunde getrennt, Ernst Brinkmann ging mit seinen Eltern auf die Flucht, die Familie Marx soll noch dageblieben sein. Ob sie später auch geflüchtet ist, ob sie in Russenhände geriet, was aus dem damals zwölfjährigen Alfred geworden ist – Herr Brinkmann konnte es bisher nicht erfahren. Er hat wohl auch nie in unserem Ostpreußenblatt nach ihm gesucht, denn speziell auf unsere Ostpreußische Familie wies jetzt Frau Edeltraut Mai hin, an die sich Herr Brinkmann gewandt hatte. Vielen Dank, liebe Frau Mai, hoffentlich fällt Ihr Hinweis auf fruchtbaren Boden, eingesät haben wir ihn ja nun. Zu beachten ist, daß der Name Marx nur phonetisch überliefert wurde. Die Familie könnte sich auch Marks oder Marcks geschrieben haben. Geburtsort von Alfred ist ebenfalls Darkehmen. (Günter Brinkmann, We­sterbecker Weg 45 B, 27711 Osterholz-Scharmbeck, Telefon: 0 47 91 / 8 07 95 84, E-Mail: guenter.brinkmann3@ ewetel.net.)

Auch wenn sie mit ihrer Frage nach dem Tod ihres Vaters Heinz Matthee, der seit den Kämpfen in Dahl in Luxemburg als vermißt gilt, bisher noch keinen Erfolg gehabt hat, wendet sich Frau Sigrid Matthee-Kohl aus Rohrbach an uns. Denn in ihrer Familiengeschichte hat sich ein neues Problem aufgetan: Die fünf ältesten Halbgeschwister ihres Vaters haben Zeit ihres Lebens kaum etwas über ihre Mutter gewußt. Soviel ist bekannt: Wilhelmine (Minna) Urbszat war verheiratet mit August Friedrich Matthee, die Heirat muß vor dem Jahr 1897 stattgefunden haben. Aus dieser Ehe gingen fünf Kinder hervor: Maria, * 1897, Emma, * 1899, August, * 1900, Fritz * 1902, und Franz, * 1904. Die Familie lebte in Groß-Wersmeningken, später Großstangenwald, Kirchspiel Judschen (Kanthausen), Kreis Gumbinnen. Wilhelmine Matthee verstarb ein halbes Jahr nach der Geburt ihres jüngsten Kindes im September 1904. Der Vater heiratete dann 1906 in zweiter Ehe Johanne Munier. Das Ehepaar zog mit den fünf Kindern nach Gandrinnen, wo ihr erstes gemeinsames Kind geboren wurde. 1914 kam dann auf der Flucht der Vater unserer Leserin, Heinz Mathee, in Danzig-Langfuhr zur Welt. Nun versuchen die Enkelkinder, etwas über ihre Großmutter Wilhelmine Mathee geborene Urbszat zu erfahren, und hoffen, daß sich Verwandte aus dieser ostpreußischen Linie finden. Es ist anzunehmen, daß „Minna“ auch in oder bei Groß-Wersmeningken geboren wurde. Ehemalige Bewohner des – als Großstangenwald noch nicht einmal 300 Bewohner zählenden – Dorfes werden wohl nichts sagen können, da die Familie Matthee ja schon früh fortzog. Bleibt wohl also nur die Hoffnung auf mehr oder minder entfernte Verwandtschaft. (Sigrid Matthee-Kohl, Hauptstraße 45, 76865 Rohrbach, Telefon 0 63 49 / 7 45.)

Nun ist der Name „Urbszat / Urbschat“ im nördlichen Ostpreußen nicht gerade selten, da hat Herr Herbert Gilblerg schon bessere Karten für seine Ahnensuche, denn es handelt sich um den in unserer Heimat eher seltenen Namen „Heike“, wohlbemerkt als Nachname. Sein Großvater Fried­rich Heike, * 7. August 1861 in Grilskehmen, zog schon als junger Mann nach Westdeutschland und heiratete 1899 in Düsseldorf Emma Beran. Dort ist er auch am 17. Juli 1941 verstorben. Seine Eltern waren Friedrich Heike und Katharina Heike geborene Franz. Um die Jahrhundertwende wohnten sie in Sketschen / Skötschen), Kreis Goldap. Friedrich Heike verstarb 1910. Das Ehepaar hatte außer dem Sohn Friedrich noch vier Kinder: Wilhelmine, * 1864, Lina, * 1866, Karl, * 1862, und Auguste, * 1868. Lediglich von der jüngsten Tochter ist bekannt, daß sie auch in Düsseldorf gelebt hat und wahrscheinlich dort unverheiratet verstarb. Es geht also nun um eventuelle Nachkommen von Wilhelmine, Lina und Karl Heike, die vermutlich in Ostpreußen blieben, und um weitere Verwandtschaft aus der väterlichen Linie. Herr Gilblerg ist an jedem Hinweis auf Träger dieses Namens interessiert, vor allem, wenn sie aus dem östlichen Teil unserer Heimat stammen. (Dipl. Kaufmann Herbert Gilblerg, Silberweg 3, 33334 Gütersloh, Telefon 0 52 41 / 6 81 31.)

Mit Familienforschung beschäftigt sich auch Herr Eberhard Siede, dem ich zuerst einmal sehr herzlich für die Anerkennung unserer Arbeit danke, für die er diese Worte findet: „So betulich der Titel (Ostpreußische Familie) auch klingt, die von Ihnen verarbeiten Schicksale sind ein einzigartiges Zeitdokument, wie man es weithin vergeblich sucht.“ Ja, lieber Herr Siede, das hat so seine Geschichte. Als das Ostpreußenblatt einmal in den 60er Jahren diese Rubrik einrichtete, sollte sie dem Zusammenfinden und Zusammenhalt, dem Mit- und Füreinander unserer aus der Heimat vertriebenen, weit verstreuten Leser dienen. Eine schmale Spalte, in der vor allem kleine Wünsche veröffentlicht wurden, wie die nach Gedichten und Liedern, nach Bildern und Büchern. Die Suchanzeigen nahmen damals einen gesonderten, breiten Raum in unserer Zeitung ein. Als ich vor nunmehr fast 30 Jahren die Ostpreußische Familie übernahm, wählte ich die Anrede „Lewe Landslied“, und die führte dazu, daß uns immer mehr Vertrauen geschenkt wurde und sich das Gewicht zu immer schwierigeren Fragen und Problemen verlagerte. Die von der Leserschaft uns übertragenen Aufgaben mehrten sich vor allem durch die Präsenz im Internet. So sind wir über den ursprünglich eng gesteckten Rahmen weit hinaus gewachsen, aber unsern Titel haben wir behalten. Denn nur die Ostpreußische Familie, die Keimzelle und verläßliche Stütze unserer Arbeit, macht unsern Erfolg aus. Ich habe Ihre Zeilen, lieber Herr Siede, zum Anlaß genommen, dies einmal in kürzester Form zu erklären, denn die Titelfrage wird oft, vor allem von neuen Lesern gestellt.

Nun aber zu Ihren Wünschen, die sich auf Ihre Familienforschung in Elbing konzentrieren!

Ein Ahnherr von Eberhard Siede, der 1745 in Hamburg geborene Fried­rich Siede, kam als Uhrmacher nach Darkehmen, wo er 1772 das Bürgerrecht erwarb. Sein Vater war Ludolph (Rudolph) Siede / Sieden, gebürtig in Norden / Ostfriesland, der sich in der Mitte des 18. Jahrhunderts in Preußen niedergelassen hatte. Wo – das ist leider unbekannt. Da es aber in Elbing um 1900 ein Uhrmacher- und Goldgeschäft „Robert Mass“, vormals „Siede Nachf.“ in der Schmiedestraße 2 gab und sich auch nachweislich einige Nachkommen des Friedrich Siede in Elbing niederließen, ist anzunehmen, daß Urahn Ludolph / Rudolph damals in Elbing ansässig wurde. Um diese Frage zu klären, sucht Herr Siede das Goldschmiede-Innungsbuch für Danzig. Da Elbing keine eigene Goldschmiede-Zunft hatte, gehörte diese zu Danzig. Herr Siede hofft auf Hinweise aus unserm Leserkreis, wo dieses Innungsbuch – falls es überhaupt existiert – zu suchen wäre, damit er Einblick nehmen könnte. Bei der zweiten Frage werden ihm mit Sicherheit unsere Elbinger Leser behilflich sein: Zu welcher Kirche gehörte die Schmiedestraße? Dann könnte Herr Siede in den entsprechenden Kirchenbüchern nachforschen. (Eberhard Siede, Dipl. Verwaltungswirt, Bahnhofsiedlung 2, 87740 Buxheim.)

Unser langjähriger Leser Alfons Kuhn möchte das wohl schwierigste Kapitel seines Lebens, die Jahre in russischer Gefangenschaft, aufarbeiten und sucht nun ehemalige Mitgefangene, die ihm beim Auffrischen seiner Erinnerungen behilflich sein können. Deshalb fragt Herr Kuhn: „Welcher ehemalige Kriegsgefangene war nach Kriegsende – also ab Mai 1945 – im Lager Nr. 6310? Es lag etwa 30 Kilometer westlich von Moskau bei dem Dorf Chlebnikowo. Der deutsche Lagerführer hieß Walter Brosche und kam aus Breslau. „Wer war wie ich bis 1947 in diesem Lager und kann sich noch an Einzelheiten erinnern? Bitte melde Dich bei Alfons Kuhn, Dag-Hammerskjöld-Straße 4, 34119 Kassel.“

Ich habe schon so oft über ungenaue oder fehlende Angaben gemosert, daß ich das leidige Thema nicht wieder aufgreifen wollte, muß es nun aber doch tun, weil ich vollkommen ratlos bin. Vor mir liegt ein Brief, der nur einen Nachnamen enthält, den ich veröffentlichen soll, weil die Trägerin wissen will, wo dieser herstammen könnte. Es handelt sich um den Mädchennamen der Schreiberin, die aber weder ihren Ehenamen noch Wohnort oder Adresse nennt. Es gibt nicht einmal eine Unterschrift. Also, liebe Schreiberin, die Sie aus Stettin stammen, die Sie einen masurischen Mann haben und glauben, daß Ihre Vorfahren aus dem Baltikum kommen. Ich will Ihnen so gerne helfen, aber an wen sollen sich unsere Leser wenden? Ich selber kann Ihnen ja nicht einmal schreiben und muß deshalb diesen Weg wählen. Bitte also: Teilen Sie mir Ihren Namen und die volle Anschrift – möglichst auch Telefonnummer – mit. Und das nicht auf dem Briefumschlag, sondern auf dem einliegenden Briefbogen. Auch eine Postkarte genügt!

Mit einem Erfolg haben wir begonnen, mit einem solchen wollen wir enden, wenn er auch nicht positiv ausfällt – leider, aber immerhin Gewißheit bringt. Und zeigt, wie blitzschnell unsere Ostpreußische Familie reagiert. Frau Batschwarow aus Greifswald hatte noch nicht einmal die Veröffentlichung ihrer Suche nach der Familie Petri aus Kubbeln in unserer Zeitung gelesen, da ging auch schon das Telefon. Gleich zwei Anrufe, die Frau Batschwarow über das Schicksal der ostpreußischen Familie, bei der sie im August 1939 im Rahmen der Kinderlandverschickung wunderschöne Wochen verlebte, aufklärten. Sie schreibt: „Eine Anruferin war die Nachbarin der Familie Petri, die mit der Tochter Lieselotte zusammen zur Schule ging. Ja, sie konnte sich sogar an mich, das Ferienkind Erika, erinnern! Der zweite Anruf kam von einer Frau aus einem Nachbardorf von Kubbeln. Leider mußte ich erfahren, daß meine damals gewonnene Freundin Lieselotte schon mit 20 Jahren an einem Hirntumor verstarb. Der Bruder ist vor zwei Jahren gestorben. Es war eine traurige Nachricht, aber nach so vielen Jahren mußte ich mit allem rechnen. Trotzdem bin ich über die Resonanz meiner Suche sehr froh, besonders auch, weil sie so schnell kam.“ Und auch die Vermittlerin des Suchwunsches, eine treue Leserin, mit der Frau Batschwarow zusammen in einer Schlaganfall-Selbsthilfegruppe ist, wird über die schnelle Aufklärung erstaunt gewesen sein.

Sie hatte ganz richtig auf die Ostpreußische Familie gesetzt!

Eure Ruth Geede

Foto: Kindertage in der noch friedlichen Heimat: Nicht nur die Marjellchen und Bowkes von einst denken gerne daran zurück, auch die kleinen Gäste, die im Rahmen der Kinderlandverschickung oder Evakuierung nach Ostpreußen kamen, haben bis heute diese Zeit nicht vergessen, wie die vielen Briefe beweisen.


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