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12.04.08 / Gumbinner Heimatpreis / Die Provinz Ostpreußen lebt nicht nur in alten Köpfen weiter

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Gumbinner Heimatpreis
Die Provinz Ostpreußen lebt nicht nur in alten Köpfen weiter
von Eckhard Scheld

Dieter Dziobaka und Harald Tanck vom Vorstand der Vereinigung ehemaliger Angehöriger der Friedrichs- und Cecilienschule aus Gumbinnen / Ostpreußen waren zum zweiten Male extra nach Dillenburg gekommen, um in der Bibliothek der Wilhelm-von-Oranien-Schule an Christopher Bahl, Andreas Zimmer und Lena Hermann, Schüler des letztjährigen Politikleistungskurs den Gumbinner Heimatpreis für ihre hervorragenden Arbeiten zu überreichen. Alle Schüler hatten im Rahmen einer besonderen Lernleistung für das Abitur 2007 sich grundlegend mit ostpreußischen Themen beschäftigt. Im Beisein zahlreicher Gäste, darunter unter anderem Gerolf Fritsche, Leiter des Pädagogischen Arbeitskreises Mittel- und Osteuropa, Hartmut Saenger, Vorsitzender des Deutsch-Europäischen Bildungswerks aus Wiesbaden, Pfarrer Dieter Nebeling und Oberin i. R. Hannelore Skorzinski vom Altenberg.

Mit dem ersten Preis in Höhe von 750 Euro, aufgebracht von Mitgliedern der Vereinigung wurde Christopher Bahl ausgezeichnet. Seine Arbeit über „Königsberg im Film. Eine vergleichende Analyse jüngerer Filmproduktionen zum Thema Königsberg unter besonderer Berücksichtigung von „Eine Liebe in Königsberg“ (ZDF) und „Königsberg is dead“ (arte) wurde von Dziobaka besonders gelobt. Christophers Analyse der beiden Filme, erstellt in der entsprechenden Filmfachsprache, habe ihn begeistert. Die radikalen Unterschiede in der Machart und Rezeption der beiden Filme habe er klar erkannt, stimmig benannt und im Kontrast aufzeigen können.

Der zweite Preis in Höhe von 450 Euro ging an Andreas Zimmer. Seine Arbeit „Volk auf dem Weg – Das Schicksal der Rußlanddeutschen unter Berücksichtigung der Rußlanddeutschen im Kaliningrader Gebiet“ sei zwar nicht zentral auf Ostpreußen bezogen gewesen, aber auch eine sehr gute Arbeit. Besonders anerkennenswert sei es, daß er eigenständig Kontakte zum Deutsch-Russischen Haus, der Schaltstelle für Rußlanddeutsche in Königsberg (Kaliningrad), geknüpft habe und sogar mit seinem Freund Andreas Schenk im Herbst 2006 nach Königsberg (Kaliningrad) gereist sei, um für seine Arbeit zu recherchieren. Im Deutsch-Russischen Haus habe er die bisherigen Ergebnisse seiner Arbeit in russischer Sprache vorgestellt, mit dem Leiter Peter Wunsch diskutiert und auch Heye Osterwald befragt, den rußlanddeutschen Propst für dieses Gebiet. Sehr informativ seien auch die beigefügten Interviews mit dem gebürtigen Königsberger Dr. Christean Wagner, dem Fraktionsvorsitzenden der CDU im Hessischen Landtag, sowie mit Leni Ehrlich, einer Rußlanddeutschen aus Gilge, und seinem Großvater Reinhold Zimmer gewesen.

Lena Hermann erhielt den dritten Preis in Höhe von 300 Euro. Auch sie habe eine ausgezeichnete Arbeit verfaßt, betonte Dieter Dziobaka. Angespornt durch den selbst gedrehten Film über das Schicksal der Königsberger Diakonissen habe sich Lena für eine besondere Lernleistung entschieden, um mehr über das Schicksal der Diakonissen nach der Eroberung Königsbergs im April 1945 und ihr Schicksal bis zum Jahre 1955 zu erfahren. Sie habe im Archiv des Altenbergs recherchiert, um diese grundlegende Zäsur im Leben der Diakonissenschaft zu untersuchen. Sie habe eine gründliche Archivarbeit geleistet und die Rundbriefe der Diakonie, die lediglich hektografiert vorlagen und zur Information der Schwestern untereinander dienten, systematisch ausgewertet.

Die Auswahl sei der Jury sehr schwer gefallen. Als Vertreter des amtierenden Vorstandes seien sie aber sehr froh, wieder nach Dillenburg zu kommen. Zusätzlich zu der finanziellen Anerkennung gab es für die Preisträger auch eine von Harald Tanck kunstvoll gestaltete Urkunde.

Dieter Dziobaka ließ es sich in seiner Rede nicht nehmen, seine Heimatstadt Gumbinnen vorzustellen. Gumbinnen das heutige Gussew im russischen Oblast Kaliningrad, sei eine ehemals deutsche Kleinstadt östlich von Königsberg und besonders bekannt durch die Aufnahme von Salzburger Protestanten im 18. Jahrhundert. Dziobaka überraschte aber in seinen Ausführungen mit dem Hinweis, daß es auch Bezüge zu Dillenburg gebe. Zwischen 1712 und 1723 seien zwischen 350 und 400 nassauische Familien nach Gumbinnen gekommen.

Wie Dieter Dziobaka weiter ausführte, werden mit dem Gumbinner Heimatpreis besonders anerkennungswürdige Arbeiten über ostpreußische Themen aus Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Kultur ausgezeichnet. Dieser Wettbewerb der Vereinigung gelte für Schüler bundesweit und werde jedes Jahr neu ausgeschrieben. Schulleiter Martin Henrich dankte den beiden Herren vom Vorstand der Gumbinner Schülervereinigung für ihr lobenswertes Engagement, auf diese Art und Weise, Schüler zu Leistungen anzuspornen. Sehr angetan zeigte er sich auch von der Begeisterung, mit der die Gumbinner das ostpreußische Spottlied „Heidelidi Heidelidum“ zur Gaudi der Zuschauer vortrugen. Eine besondere Überraschung hatte sich Lena Hermann ausgedacht. Die Kölner Studentin für Kirchenmusik spielte auf ihrer Posaune das Ostpreußenlied „Land der dunklen Wälder“ und zeigte auf diese Art und Weise ihre Dankbarkeit und Verbundenheit mit den Preisgebern und der Region. Lothar Hoffmann von der örtlichen Gruppe der Landsmannschaft Ostpreußen dankte ihr für diese Geste und überreichte der Musikerin das westpreußische Liederhandbuch von Hugo Rasmus. 

Der Vorsitzende des Schulelternbeirates Dr. Bernd Peter sprach den Preisträgern und den Herren der Gumbinner Vereinigung seinen Dank aus und zeigte sich besonders von der Atmosphäre dieser Feierstunde beeindruckt.

Foto: Die Jugend ist nicht so desinteressiert, wie man oft vermutet: Gerolf Fritsche, Lena Hermann, Christopher Bahl, Hartmut Saenger und Andreas Zimmer (v.l.).


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