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12.04.08 / Außen patriotisch, innen marxistisch / Vor 60 Jahren wurde die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD) gegründet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Außen patriotisch, innen marxistisch
Vor 60 Jahren wurde die Nationaldemokratische Partei Deutschlands (NDPD) gegründet
von Manfred Müller

Am 21. April 1948 konstituierte sich in der SBZ der Gründungsausschuß für die National-Demokratische Partei Deutschlands (NDPD). Knappe zwei Monate später, am 16. Juni, erteilte die sowjetische Besatzungsmacht die notwendige Lizenz; zugelassen wurde an diesem Tage auch die Demokratische Bauernpartei Deutschlands (DBD). Auf Wunsch der SED ermöglichten die Sowjets so das Wirken zweier Konkurrenzparteien zu den bereits bestehenden „bürgerlichen“ Parteien CDU und Liberaldemokratische Partei Deutschlands (LDP).

Zwar hatte die SED in den Parteiführungen von CDU und LDP kooperationswillige Politiker untergebracht, aber dennoch zeigte sich in beiden Parteien noch Widerstand gegen den Führungsanspruch der SED und gegen die von ihr betriebene Politik. Durch die Schaffung weiterer Parteien für die Bevölkerungsschichten, die nur schwer für die SED direkt zu gewinnen waren, wurden CDU und LDP unter Druck gesetzt.

Die NDPD richtete sich an die ehemaligen kleinen Parteigenossen der NSDAP, an ehemalige Berufsoffiziere und -soldaten sowie an betont nationale Menschen mittelständischer Herkunft. Am 30. April 1948 gab das SED-Parteiorgan „Neues Deutschland“ sich recht treuherzig-fürsorglich: „Es muß zugegeben werden, daß die alten Parteien in ihrem Auftreten, in der Sprache ihrer Zeitungen … keine besondere Anziehungskraft für jene Schichten ausüben, die zwölf Jahre politisch ganz anders dachten, in den jetzigen weltpolitischen Auseinandersetzungen sich nicht zurechtfinden und im neuen demokratischen Deutschland nicht warm werden können.“ Diese Deutschen sollten nun von der NDPD direkt oder indirekt erfaßt werden.

Ein Jahr später ging Walter Ul­bricht bei einer Parteikonferenz der SED auf die Frage ein, warum man auch ehemaligen „aktiven Nazis“ beispielsweise über die NDPD die Möglichkeit gegeben habe, sich politisch zu betätigen: „Die ganze Politik unserer Gegner, des westlichen Imperialismus und seiner Berliner Agenten, ist darauf gerichtet, einen Teil des deutschen Volkes gegen den anderen auszuspielen, einen Teil gegen den anderen zu hetzen nach der Devise ,Teile und herrsche‘ und Deutschland möglichst ohnmächtig zu machen und zu zersplittern, damit von Deutschland nicht mehr viel übrigbleibt. Wir aber führen umgekehrt eine Politik der Einigung aller Kräfte gegen die Zwietracht durch.“

Die NDPD wurde für ihr Wirken gut ausgestattet. Als Zentralorgan erhielt sie die „National-Zeitung“, außerdem wurden ihr fünf Provinzzeitungen zugeordnet. Damit keine Abweichungen von dem erwünschten Kurs auftraten, wurden Schlüsselstellungen mit lupenreinen Kommunisten besetzt. Vorsitzender war der Jurist Lothar Bolz (Jahrgang 1903), KPD-Genosse seit 1929, Emigrant, Mitbegründer des kommunistisch instrumentalisierten Nationalkomitees Freies Deutschland, in der DDR später stellvertretender Ministerpräsident und Außenminister. Einen anderen Funktionärstyp repräsentierte Bolz’ Stellvertreter Heinrich Homann (Jahrgang 1911), nach dem Jurastudium Berufsoffizier, als Major in russischer Gefangenschaft Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland, nach dem Krieg zunächst SED-Mitglied, Aufstieg in der DDR bis zum Posten eines stellvertretenden Vorsitzenden des Staatsrates.

Solche NDPD-Funktionäre sollten dafür sorgen, daß die SED-Politik mit vielen nationalen Parolen den nationalgesinnten Bürgern schmackhaft gemacht wird und daß die NDPD Hilfstruppe der SED blieb. Im Laufe der Jahre stieg die Mitgliederzahl auf über 100000 an. Währenddessen kam der kommunistische Pferdefuß immer mehr zum Vorschein. Die kommunistische Vergewaltigung aller wirklich nationaldemokratischen Vorstellungen hat der NDPD-Vorsitzende ab 1972 Heinrich Homann in die Worte gefaßt: „Die Mitglieder der National-Demokratischen Partei Deutschlands bekennen sich vorbehaltlos zur gesetzmäßig wachsenden Führungsrolle der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei, der Sozialistischen Einheitspartei Deutschlands, und das zu jeder Zeit und überall. Die Macht der Arbeiterklasse, unser sozialistischer Staat der Arbeiter und Bauern sind Kernstück aller Werte und Errungenschaften des Sozialismus in unserem Lande. Sozialistischer Patriotismus und Internationalismus sind daher Kern und Konsequenz des Verbundenseins mit unserem sozialistischen Vaterland, der Deutschen Demokratischen Republik.“ Das alles natürlich verbunden mit dem Bekenntnis zur „unverbrüchlichen Freundschaft, zum Bruderbund mit der Sowjet­union“.

Nach der „Wende“  schloß sich die NDPD dem Bund Freier Demokraten an und ging dann mit diesem in der FDP auf.


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