28.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.04.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 15-08 vom 12. April 2008

Pracht und Piefigkeit / Warum ein Bayer Englands Thron nicht will, wen Merkel wohl zum Kaiser machen würde, und warum wir deshalb lieber Republik bleiben
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Der Sohn der englischen Königin guckt immer so traurig. Charles scheint jede Hoffnung aufgegeben zu haben, jemals König zu werden.

Bislang dachten wir, das liege daran, daß seine Frau Mutter ihn bei der Nachfolge übergehen könnte. Aber wie wir nun erfahren, ist alles noch viel schlimmer.

 Der britische Ministerpräsident Gordon Brown will das englische Erbfolgegesetz von 1701 abschaffen, weil es Katholiken vom Thron ausschließt. So etwas sei diskriminierend. Na und, fragen Sie? Ja, was wenig spektakulär klingt, birgt einen Hammer: Browns Reform könnte die gesamte Erbfolge umschmeißen, denn legitimer Anwärter auf den britischen Thron wäre dann mit einem Mal Herzog Franz von Bayern.

Er ist nämlich Nachfahre von König Jakob II., den die Engländer 1688 davonjagten – auch, weil er katholisch war. Wenn der damalige Schritt nun für unrechtmäßig erklärt werden sollte, ist die ganze Ahnengalerie der englischen und britischen Könige seit Jakob auf Rechtsbruch gegründet und ergo obsolet.

Ein Bayer auf dem britischen Thron, wäre das denn schlimm? Iwo: Dirndl und Dudelsack gehen gut zusammen und außerdem hätte der Wittelsbacher einen trefflichen Vorschlag, wie man diese unbeschreibliche Wurst zum englischen Frühstück durch etwas Eßbares ersetzen könnte. Wurst zum Hahnenschrei hat ja auch in Bayern Tradition. Daß Weißwurst nicht zu Rührei mit Speck paßt, stört die kulinarisch robusten Briten gewiß nicht. Bizarre Zusammenstellungen waren auf der Insel noch nie ein Hinderungsgrund. Von daher also keine Einwände.

Ein britischer Historiker meinte überdies, es wäre eh kein großer Einschnitt, das derzeitige Herrscherhaus gegen die Bayern zu tauschen: „Wir würden nur eine deutsche Familie durch eine anderen ersetzen.“  

Allerdings hat die Sache zwei gravierende Haken:

Doch Franz gruselt’s vor irgendwas, weshalb er bereits wissen ließ, daß er lieber in Bayern bleiben möchte. Ist es das Rührei? Der Speck? Die Schottenröcke?

Gerade im röcketragenden Norden der Insel gibt es Leute, die regelrecht vernarrt sind in den Wunsch nach einem bayerischen König. Sie wollen ihn aber ganz für sich.

In den Schluchten Schottlands halten sich hartnäckig Widerstandsnester gegen die englische Unterdrückung, die den Tag herbeisehnen, an dem der Retter aus München kommt und ein eigenständiges schottisches Königshaus zu neuer Blüte führt. Sie nennen Franz „Francis II., King of Scots, King of Bavaria“. Pikantes Detail: Gordon Brown ist selber Schotte. Konspiriert er etwa heimlich mit den, nach dem gestürzten Vorfahren „Jakobiten“ genannten Wittelsbach-Anhängern?

Zu alldem schweigt der Herzog und Prinz von Bayern, wie es sich für eine königliche Hoheit geziemt. Auch lehrt die Historie ihn Vorsicht. Die Wittelsbacher haben in den Jahrhunderten eine Antenne für Himmelfahrtskommandos entwickelt und nehmen sich vor Abenteuern in acht. In ihrer langen Geschichte haben sie in allen möglichen Ländern geherrscht, bis nach Griechenland hinunter. Sie gehörten sogar zu den Vorgängern der Hohenzollern in Brandenburg, hatten an den Berliner Schnauzen allerdings keinerlei Freude und machten drei Kreuze, als sie die Sandbüchse wieder vom Hals bekamen.

Solch anstrengende Erfahrungen mindern den Drang auf Throne in unkalkulierbaren Gegenden. Britannien zählt zu den undurchsichtigsten Regionen Europas, nicht nur des Nebels wegen.

Womit wir beim zweiten Haken wären, der Undurchsichtigkeit: England sei eine „Erbmonarchie“ und damit etwas ganz Besonderes im überwiegend republikanischen Europa, gaukelt die Insel-Propaganda. Und wir haben’s geglaubt. Ja, von wegen: Ein englischer Fachmann klärt uns auf, daß die Regierung heutzutage den Monarchen wähle. Da sei es unwahrscheinlich, daß man die „Windsors“ vom Hof jage. Wie bitte? Die Enttäuschung ist kaum in Worte zu fassen. Die Regierung besetzt den Thron?

Wir Deutsche haben ja keinen Kaiser mehr, die Fortschrittlichen sagen „zum Glück“, die Weisen „leider“. Aber man stelle sich vor, Merkel, Steinmeier und Konsorten dürften einen aussuchen? Es käme selbstverständlich ein „Konsenskandidat“ heraus, auf den sich Parteien, Kirchen, Gewerkschaften, Umweltschutz- und Menschenrechtsorganisationen und alle übrigen „gesellschaftlich relevanten Gruppen“ im „ausführlichen Dialog geeinigt“ hätten, kurz: ein Homunkulus der Geschwätzigkeit, das kleinste gemeinsame Karo, dem nur unter dem Mikroskop anzusehen ist, daß es überhaupt eine Struktur aufweist. Und den würden wir erst dann wieder los, wenn er tot ist oder nicht mehr kann oder nicht mehr will.

Wenn das die Alternative sein soll zur Langeweile einer Republik, dann verharren wir doch lieber in unserer bundesrepublikanischen Piefigkeit und trösten uns damit, daß hin und wieder einer Präsident wird, den wir ganz ordentlich finden wie den jetzigen. Und nicht einer, der nur Staatsoberhaupt wurde, weil man ihn anders nicht von seinem Ministerpräsidentenstuhl weggekriegt hätte wie Vorgänger Rau.

Zumal auch die Republik ihre glanzvollen Stunden hat. Hessens Zukunft schillert zur Zeit prachtvoll in allen Farben: Schwarz-grün-gelb, rot-grün-rot, rot-grün-was-weiß-ich. Wo nichts mehr paßt, paßt am Ende alles. Mittenmang ein erstaunlich gefaßter Ministerpräsident auf Abruf, wenig beein­druckt von den Schwefelschwaden aus dem Schlund seiner Herausforderin.

Nebenan im Freistaat Bayern wird zudem vorgeführt, daß es eines Gekrönten nicht einmal bedarf, um deftige Hofintrigen aufzuführen.

Da ist was los! Aus den Augenwinkeln taxiert sich die Schar der führungslosen Führer mal giftig, mal höhnisch, mal richtig aggressiv. Es kommt zu heimlichen Zusammenrottungen in Hinterzimmern, die – dramaturgisch angemessen – dick verraucht sein müßten, wenn die CSU das nicht gerade verboten hätte.

Schon der herumgereichte Spitzname eines prominenten Verschwörerklubs läßt ahnen, wie delikat sich die bayerischen Dinge entwickeln. Das Kürzel „SSS“ stand noch unlängst für „Skin­heads Sächsische Schweiz“ und war das Etikett einer kleinen, dunkelbraunen Rabaukentruppe an der böhmischen Grenze, dessen bloße Nennung das antifaschistische Deutschland in prickelndem Schauer erzittern ließ.

Nun bedeutet das „Stoiber-Söder-Seehofer“. Die sollen sich gegen die glücklosen Partei- und Staatschefs Huber und Beckstein zusammengetan haben. Das bestreiten sie natürlich, was sonst. Es ist ja auch ein komisches Trio. Wollen die die Macht denn überhaupt? Der eine hatte sie schon, und die beiden anderen wissen, daß sie sie kaum kriegen werden. Also was soll das?

Und was machen Huber und Beckstein? Die tauschen Treueschwüre von einer Art aus, die uns an die legendäre SPD-Troika erinnert. Jenes unerschütterliche Bündnis zwischen Gerhard Schröder, Rudolf Scharping und Oskar Lafontaine Mitte der 90er.

Scharping war der einzige, der an die Troika glaubte und daher der erste, der zu Boden ging. Danach waren sich die beiden Überlebenden sicher, den anderen bei nächster Gelegenheit in den politischen Hades zu schießen.

Doch der kalkulierte Brudermord bleibt aus. Noch heute nagt an Oskar Lafontaine die beißende Wut, daß er es selbst war, der sich blöderweise 1999 in die Unterwelt katapultiert hat. Schröder mußte nicht mal nachhelfen. Dort unten machte Oskar indes das Beste aus seiner Situation und organisierte das politische Totenreich des Sozialismus. Mit Erfolg: Der Duft der „sozialen Gerechtigkeit“, den sein neues Heer verströmt, entzückt immer mehr Deutsche. Noch merken sie nicht, daß es der Tod ihrer Zukunft ist, dessen Geruch so süßlich wabert.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren