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19.04.08 / Ein neues Kampffeld für die K-Gruppen / Die roten Wurzeln der Grünen: Sogar die spätere Pragmatikerin Krista Sager kam einst vom KBW

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008

Ein neues Kampffeld für die K-Gruppen
Die roten Wurzeln der Grünen: Sogar die spätere Pragmatikerin Krista Sager kam einst vom KBW
von Hans Heckel

Daß die Grünen eine ausgesprochene Linkspartei würden, war ihnen nicht zwingend in die Wiege gelegt. Bürgerliche Köpfe wie der ehemalige CDU-Politiker Herbert Gruhl oder der konservative Ökobauer Baldur Springmann gehörten noch in den späten 70er Jahren zu den Ikonen der erwachenden grünen Bewegung.

In Hamburg jedoch fanden sehr schnell Vertreter des Linksaußen-Spektrums den Weg in die junge Bewegung, was die Szene an der Elbe schnell radikalisierte. So hatte die heute als gemäßigt und pragmatisch bekannte Krista Sager im Kommunistischen Bund Westdeutschland (KBW) ihre politischen Wurzeln. Der KBW unterschied sich deutlich von der weit bekannteren DKP, die sowohl finanziell als auch ideologisch eng an die DDR angebunden war. Leitsterne des KBW waren die Volksrepublik China und der Maoismus, das sowjetrussische System wurde als „staatskapitalistisch“ abgelehnt. So richtete sich die nur wenige Tausend Mitglieder umfassende Gruppe gegen die Nato und den Warschauer Pakt gleichermaßen und forderte anstelle der Bundeswehr eine „demokratische Volksmiliz“, in der Offiziere gewählt werden.

Andere führende GAL-Politiker der ersten Stunde stammten aus dem „Kommunistischen Bund“ (KB), der trotz ähnlichen Namens nicht mit dem KBW zu verwechseln ist. Der KB stand der UdSSR weit offener gegenüber und verteidigte die Existenz der DDR, während andere Maoisten den Gedanken der Wiedervereinigung favorisierten. Der KB umfaßte in seiner Blütezeit Ende der 70er Jahre rund 2500 Mitglieder, davon allein 1500 in Hamburg.

Aus dem KB stammten die frühen GAL-Politiker Thomas Ebermann und Ulla Jelpke. Jelpke verließ die Grünen 1989 wieder und sitzt seit 1990 mit Unterbrechung für die PDS/Linkspartei im Bundestag. Außerhalb Hamburgs machte der KB-Veteran Jürgen Trittin bei den Grünen Karriere.

Gegen solche in kommunistischen Kaderparteien geschulten Politprofis hatten die vielfach politisch unbedarften Idealisten aus dem bürgerlichen Lager keine Chance.

Anti-Atombewegung, Hausbesetzerszene und der Kampf gegen den Nato-Doppelbeschluß waren der Treibsatz der jungen Partei, die 1982 erstmals in die Hamburger Bürgerschaft einzog und sofort für erheblichen Wirbel sorgte. Weil weder die von der Krise der Bonner SPD/FDP-Koalition geschwächte SPD noch die CDU bei der Hamburgwahl im Sommer 1982 eine Mehrheit errangen (die FDP blieb unter fünf Prozent), verhinderten die 7,7 Prozent gewählten GAL-Abgeordneten die Bildung einer stabilen Mehrheit. An Rot-Grün mochte Hamburgs SPD-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi nicht einmal denken (siehe Kasten).

Parallel zur Entwicklung auf Bundesebene verließ die GAL in der zweiten Hälfte der 80er Jahre ihre Fundamentalopposition Schritt um Schritt und nahm nun die Regierungsbeteiligung ins Visier.

Krista Sager, seit 1983 in der GAL-Führung, profilierte sich bald als führende Sprecherin des „realpolitischen Flügels“. Nach Ulla Jelpke verließ 1990 auch Thomas Ebermann zusammen mit 42 weiteren Getreuen wie Rainer Trampert die Grünen, ging aber nicht zur PDS.


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