20.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
19.04.08 / Dichtung und Wahrheit / Zum 90. Todestag des berühmten Fliegers Manfred Freiherr von Richthofen kam ein mäßiger deutscher Film in die Kinos

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 16-08 vom 19. April 2008

Dichtung und Wahrheit
Zum 90. Todestag des berühmten Fliegers Manfred Freiherr von Richthofen kam ein mäßiger deutscher Film in die Kinos
von Hans Lody

Wer vor 90 Jahren am 21. April 1918 Rittmeister Manfred Freiherr von Richthofen, den erfolgreichsten Jagdflieger des Ersten Weltkrieges, bei Vaux sur Somme erschoß, ist bis heute fraglich. Ein weitgehend unbekannter Kanadier Roy Brown reklamierte den Luftsieg für sich und erhielt ihn auch zugesprochen.

Tatsächlich haben spätere Untersuchungen ergeben, daß die tödlichen Schüsse vom Boden aus abgegeben wurden. Dort lag australische Infanterie in Stellung. Am Folgetag waren es auch die Australier, die von Richthofen mit militärischen Ehren zu Grabe trugen. 1921 wurde er auf den Soldatenfriedhof Fricourt und 1925 auf den Berliner Invalidenfriedhof umgebettet. Schließlich holte die Familie seine sterblichen Überreste von dort ab (der Invalidenfriedhof lag damals in Ost-Berlin) und setzte ihn 1975 im Familiengrab in Wiesbaden bei.

Von Richthofen wurde am 2. Mai 1892 in Breslau geboren. Bei Kriegsausbruch war er Kavallerieoffizier und ließ sich 1915 zur Fliegertruppe versetzen. Ab März 1916 kam er als Pilot eines Aufklärers an der Westfront zum Einsatz. Seinen ersten Abschuß am 26. April 1916 erzielte er mit einem solchen Flugzeug, der aber nicht anerkannt wurde, weil sein Gegner hinter den feindlichen Linien aufschlug.

Im September 1916 kam von Richthofen zur von Oswald Boelke geführten Jagdstaffel 2 und erhielt im Januar 1917 die Führung über die neu formierte Jagdstaffel 11. Bis Kriegsende verzeichnete die Einheit 350 anerkannte Abschüsse. Nach dem 18. Luftsieg wurde von Richthofen mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet. Insgesamt erhielt er 17 deutsche, drei österreichische, drei türkische und einen bulgarischen Orden. Bei den Briten war er derart gefürchtet, daß den eigenen Piloten für Richthofens Abschuß das Viktoria-Kreuz, ein eigenes Flugzeug und eine Geldprämie von 5000 Pfund Sterling versprochen wurden. Dennoch wurde er auch bei seinen Gegnern aufgrund seiner ritterlichen und fairen Handlungsweise geachtet und sogar verehrt. Im Juni 1917 wurde auf seine Initiative hin unter seiner Führung das erste Jagdgeschwader – die Zusammenfassung von vier Jagdstaffeln – formiert. Damit war eine rasche Schwerpunktbildung jederzeit möglich. Trotz zahlenmäßiger Unterlegenheit gab es bis Kriegs-ende wegen besserer Flugzeuge, des fliegerischen Könnens und überlegener Taktik meist eine deutsche Überlegenheit in der Luft. Das Richthofengeschwader konnte beispielsweise im Frühjahr 1918 jegliche Aufklärungsflüge im nördlichen Bereich der Westfront unterbinden und damit den Überraschungseffekt der deutschen Frühjahrsoffensive gewährleisten. Am 20. April verzeichnete er die beiden letzten seiner insgesamt 80 Luftsiege, bevor er am 21. April 1918 zum letzten Mal startete. Sein internationales Ansehen ist nach wie vor sehr hoch.

Daher ist sein Schicksal nun auch schon zum zweiten Mal verfilmt worden. Am 10. April dieses Jahres ist „Der Rote Baron“ in den deutschen Kinos angelaufen, den man zwangsläufig mit dem 1971 in den USA entstanden Film „Richthofen“ vergleichen muß. Der deutsche Richthofen-Darsteller Matthias Schweighöfer in dem neuen Film ähnelt dem echten Manfred von Richthofen sehr. Anders als 1971 machen heute Computersimulationen beeindruckendere Flugszenen möglich und das, obwohl sich in Wirklichkeit nicht ein einziges Flugzeug in die Luft erhebt. Bei der Uniform und Waffenausstattung schneidet die US–Produktion ebenfalls deutlich schlechter ab. Soweit das Positive.

Die Handlung des neuen Filmes hat mit den tatsächlichen Gegebenheiten jedoch wenig zu tun. Die Krankenschwester Käthe, gespielt von Lena Heady, ist eine Erfindung des Drehbuchschreibers. Mit einer Geisteshaltung, die der 68er Ideologie entsprungen sein könnte, macht sie den ganzen Film unglaubwürdig. Der hätte eine in Wahrheit nicht vorhandene Liebesgeschichte durchaus vertragen können, aber Käthes geistiger Einfluß veranlaßt unseren Helden, von Generalfeldmarschall von Hindenburg die Kapitulation zu fordern und macht so die Handlung lächerlich. Vielleicht hätte der Filmemacher zeitgenössische Literatur von Ernst Jünger bis zu Erich Maria Remarque studieren sollen, um die damalige Gefühlswelt besser zu kennen. So wird das Ganze sogar vom Kulturteil der „Süddeutschen Zeitung“ beanstandet.

Von den drei filmischen Zusammentreffen mit von Richthofens Luftkampfgegner Brown sind die beiden ersten frei erfunden. Überhaupt scheint sein Gegner Brown (neu dargestellt von Joseph Fiennes) eine umstrittene Person gewesen zu sein, denn in dem US-Film gab es zwei Bösewichter: Brown selbst und – wen wundert es – von Richthofens späteren Nachfolger Hermann Göring. Dabei ging es in dem US-Film um die Frage von Luftangriffen gegen Zivilpersonen. In Regisseur Müllerschöns Neuverfilmung wird Brown als netter Charakter geschildert, während Göring gar keinen Auftritt hat, obwohl er durchaus zu den Fliegerassen des Geschwaders zählte. Leider haben die Macher des neuen Filmes es versäumt, der Frage nachzugehen, wer denn von Richthofen tatsächlich abgeschossen hat und welche Folgen seine schwere Kopfverletzung, die er am 6. Juli 1917 erlitten hatte, bei seinem Tod hatte, denn dazu gibt es neue Forschungsergebnisse.

Für die mißratene Handlung kann man die Schauspieler nicht tadeln. Hier besticht neben Til Schweiger (Leutnant Voss) auch Maxim Mehmet in der Rolle des fiktiven Leutnants Sternberg, der stellvertretend für viele vorbildliche und patriotische deutsche Soldaten jüdischen Glaubens in dem Film Eingang gefunden hat.

Foto: „Der Rote Baron“ im Kino: Vor allem Action und Herzschmerz


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren