29.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
26.04.08 / Glück braucht ein Zuhause / Geld ist nicht alles – aber den Familien hilft es / Das bleibt in der Familie (Folge 26)

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 17-08 vom 26. April 2008

Glück braucht ein Zuhause
Geld ist nicht alles – aber den Familien hilft es / Das bleibt in der Familie (Folge 26)
von Klaus J. Groth

Als könnten sie die Antwort selbst nicht glauben, stellen Psychologen, Soziologen und Glücksforscher seit Jahren immer wieder die gleiche Frage: Welches sind die Voraussetzungen für Glück und Zufriedenheit? Gelegentlich gibt es bei den Antworten kleine Variationen, vor allem aber gibt es gleich bleibende feste Größen. Zu den absolut zuverlässigen festen Größen gehören Ehe und Familie.

Der amerikanische Psychologe Martin Seligman ermittelte nur zwei externe Faktoren, die das Lebensglück nachhaltig beeinflussen: die Ehe und der Glaube.  Verheiratete Leute, so fand Seligman heraus, sind generell glücklicher als Singles. Vollständig muß es jedoch heißen: Glücklich verheiratete leben länger. Anhaltende Ehekonflikte wirken sich jedoch schädigend auf das Immunsystem aus.

Obwohl die Zahl der Eheschließungen sinkt und die der Scheidungen auf hohem Niveau verharrt, obwohl mehr als die Hälfte aller Frauen nach einem halben Dutzend Ehejahren sagt, sie würden ihren Partner nicht noch einmal heiraten, trotz massiver widriger Vorzeichen also, stehen Ehe und Familie in Deutschland als Garanten für Verläßlichkeit und Glück in hohem Ansehen. Jedenfalls, wenn anonym in der breiten Öffentlichkeit nachgefragt wird. Daß dies nicht immer mit dem veröffentlichen Bild von Ehe und Familie übereinstimmen muß, verwundert nicht. Bei bundesweiten Umfragen zeigten sich die Deutschen am zufriedensten mit Ehe und Familie.

Allen Unkenrufen zum Trotz, es gibt sie noch, die stabilen Partnerschaften. Allerdings muß eine ganze Reihe von positiven Faktoren zusammenkommen, ehe es auch ein positives Ergebnis gibt.

Das Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung in Wiesbaden macht stabile Partnerschaften unter folgenden Voraussetzungen aus: Die Partner verbinde eine starke Emotionalität und Sexualität, sie kommunizierten regelmäßig und verfügten über einen positiven Kommunikationsstil, seien treu, solidarisch und unterstützten sich, hätten gemeinsame Kinder, Freunde und Wohnungseigentum, weder ihre Eltern noch sie selbst hätten bislang eine Scheidung erlebt, sie seien ähnlich gebildet und etwa gleichaltrig, verfügten über gemeinsame Interessen und Lebensentwürfe, hätten nicht zu früh geheiratet und vor der Eheschließung längere Zeit zusammengelebt, seien religiös gebunden oder traditionell orientiert und lebten nicht in der individualistischen Umgebung von Großstädten.

Es gehört also einiges dazu, eine Partnerschaft aufzubauen und intakt zu halten, in der Kinder gesichert aufwachsen können. Die Bevölkerungsforscher nennen etliche Voraussetzungen, die keineswegs zu den Selbstverständlichkeiten zählen oder die gerade in jüngerer Zeit abhanden kamen. Auffallenderweise aber hat keine der genannten Voraussetzungen etwas mit Geld zu tun.

Dabei hat sich über Jahre hinweg der Eindruck vermittelt, Familienpolitik in Deutschland habe ausschließlich etwas mit Geld zu tun. Es reiche aus, Geld umzuverteilen  an Menschen mit ein paar Kindern mehr. In den 50er Jahren, als Kinder noch als Selbstverständlichkeit galten, gab  es für die beiden ersten Kinder gar nichts, erst ab dem dritten Kind beteiligte sich der Staat mit 25 Mark im Monat. Ab Mitte der 70er Jahre wich man dann von diesem Prämiensystem ab, von nun an wurde für jedes Kind gezahlt. Doch ein bißchen Prämie blieb trotzdem. Das Kindergeld steigerte sich proportional mit der Zahl der Kinder. Seit aber nach einem Urteil des Bundesverfassungsgerichts die Kinderfreibeträge erheblich angehoben wurden und zudem das Kindergeld des sozialen Ausgleichs wegen erhöht wurde, gibt es Abstriche am Staffelsystem. Die Sätze für das dritte und vierte Kind sind gleichbleibend. Inzwischen steht auch dies Verfahren wieder auf dem Prüfstand. Es wurde erkannt, daß es gerade jene Familien mit drei und mehr Kindern sind, die der Hilfe von außen bedürfen.

Die Familienpolitik hat einen neuen Stellenwert erhalten, als „Gedöns“ darf sie gegenwärtig nicht mehr abgetan werden. Dennoch wird sie weiterhin überwiegend mit dem Taschenrechner betrieben. Was immer gesagt und getan wird, es wird in Euro und Cent umgerechnet. Und weil jede Rechnung gleichzeitig auch eine politische Rechnung ist, gelangt man zu sehr unterschiedlichen Resultaten. Auf der einen Seite stehen jene Kräfte, die sich um die SPD und links davon gruppieren, die mehr Einfluß des Staates wollen und nach der „Lufthoheit über den Kinderbetten“ streben. Auf der anderen Seite stehen Mitglieder der Union und andere politische Kräfte, denen es wünschenswerter erscheint, den Staat möglichst aus den Familien herauszuhalten.

Nach dem Modell der Sozialdemokraten soll der größte Teil jener 184 Milliarden Euro, die für die Familienleistungen in Ansatz gebracht werden, für die Infrastruktur verwendet werden. Beispielsweise für den Ausbau der Kindergärten und Ganztagsschulen sowie für Sachleistungen für arme Kinder. Gleichzeitig wird eine Senkung der Freibeträge geprüft, möglicherweise auch des Kindergeldes. Nur durch bessere Erwerbsarbeit der Eltern und eine bessere Bildung der Kinder lasse sich Armut bekämpfen, wird argumentiert. Ein höheres Kindergeld sei Förderung mit der Gießkanne.

Das Modell der Union will genau diesen anderen Weg, es sieht eine Erhöhung des Kindergeldes vor. Pro Kind, so wurde errechnet, haben Eltern Ausgaben von 549 Euro im Monat. Gegenwärtig gibt es für die ersten drei Kinder je 154 Euro. Vom kommenden Jahr an soll der Satz für das zweite Kind höher sein. Generell will die Union berufstätige Eltern nicht nur mit zusätzlichen Krippenplätzen oder Elterngeld unterstützen, sondern auch traditionelle Familien. Deshalb soll es ab 2013 ein Betreuungsgeld für jene Eltern geben, die keinen Krippenplatz für ihre ein- oder zweijährigen Kinder in Anspruch nehmen.

Gegenwärtig kosten Kindergeld und -freibetrag alles in allem den Staat jährlich 36 Milliarden Euro. Das ist sehr viel Geld. Sicherlich ist es auch richtig investiertes Geld. Dennoch erhebt sich angesichts der besorgniserregenden demografischen Entwicklung und der schwächelnden Geburtenzahlen die Frage, ob ausreichend und richtig investiert wurde. Familienförderung muß auch finanzielle Förderung sein. Ein Satz, wonach „Kinderreiche immer die Armen sind“, sollte nicht länger Gültigkeit haben.

Aber Familienförderung muß auch die Förderung des Ansehens und der gesellschaftlichen Anerkennung der Familie, der Mütter und der Väter sein. Dem Entschluß der Mutter (oder des Vaters), ganz für die Familie da zu sein, muß der gleiche Stellenwert zugemessen werden wie der Entscheidung für eine berufliche Tätigkeit.

Es ist noch gar nicht so lange her, daß die Entscheidung der Frau für die Familie gesellschaftliche Norm war. Aber es ist immerhin lange genug her, um diese Möglichkeit als geradezu abstrus erscheinen zu lassen.

Die Konsequenzen listet das Statistische Bundesamt Jahr um Jahr sorgfältig auf. Mittlerweile bleibt jede fünfte Frau kinderlos, vor 20 Jahren war es noch jede siebte. Das Durchschnittsalter bei der Geburt des ersten Kindes liegt bei 26 Jahren, beim zweiten Kind bei 29 Jahren. Wenn dann tatsächlich noch ein drittes Kind kommen sollte, liegt das Durchschnittsalter der Mütter bei 32 Jahren. Besonders in den alten Bundesländern ist der Zusammenhang zwischen Bildungsstand und Kinderwunsch auffallend. Von den gut ausgebildeten Frauen hat jede vierte keine Kinder, bei den Frauen mit niedriger Bildung ist es jede achte.

So weit die Sprache der nüchternen Zahlen. Aber glücklicherweise ist nicht alles eine Sache der Zahlen, in den Familien schon gar nicht. Und bei denen, die eine Familie gründen wollen, auch nicht. In wenigen Tagen beginnt der Mai. Und zumindest in diesem Monat gilt vieles vor allem als eine Sache des Herzens.

 

Familienmenschen (und andere)

Heinz Sielmann (* 2. Juni 1917 in Rheydt; † 6. Oktober 2006 in München) war mit seiner Frau Inge 54 Jahre verheiratet. Kennengelernt hatte sich das Paar 1948. Er war bereits Tierfilmer, sie volontierte in der Redaktion des Schulfunks. Die gemeinsame Liebe zur Natur war das erste verbindende Band. Sie war es aber auch, die das Paar vor immer neue Herausforderungen stellte. Nur zweimal begleitete seine Frau den Tierfilmer auf Expeditionen, in den Kongo und in die Savanne Afrikas. Wenn Heinz Sielmann von seinen Reisen zurückkehrte, stand nach langer Zeit der Trennung immer wieder die Frage im Raum: Werden wir uns wieder aneinander gewöhnen? Seine Frau sagt über diese Zeit: „Natürlich habe ich ihn oft vermißt, wenn er monatelang fort war. Ich mußte mich an ein eigenständiges Leben gewöhnen, sonst hätte ich das Alleinsein nicht aushalten können.“ Den 1954 geborenen Sohn Stephan zog sie mehr oder weniger alleine groß. „Die schwerste Anpassung war, wenn mein Mann nach mehr als zehn Monaten aus fernen Kontinenten zurück-kam. Beispielsweise aus Südamerika. Dort hatte er die Leichtigkeit dieser Menschen erlebt – immer Musik, Tanz, Heiterkeit. Dann hatte er diesen Cha-Cha-Cha, Rumba und Samba im Blut, erzählte Inge Sielmann in einem Zeitungsgespräch. „Wenn er nach Hause kam, war er erstaunt, wenn ich die Küchenarbeit erledigte. Er fragte: ,Was machst du denn da?‘ ,Ich wasche ab‘, antwortete ich ihm.“ Bis sich der Naturfilmer an einen solchen häuslichen Alltag gewöhnte, dauerte es eine Weile. Dann war es ihre Mutter, die Inge Sielmann gut zuredete. „Du mußt Heinz verstehen.“ Dessen Ehe-Rezept allerdings lautete schlicht: „Keep the woman busy.“

Elisabeth II. (* 21. April 1926 in London, Mayfair) hat etwas geschafft, was es zuvor noch niemals im Vereinigten Königreich gab: Als erste amtierende Monarchin feierte sie Diamantene Hochzeit. Seit 60 Jahren ist sie mit Prinz Philip verheiratet. Sie ist also länger Ehefrau als sie als Königin amtiert. Am 20. November 1947 gaben sich Elizabeth II. und Philip in Westminster Abbey das Ja-Wort.  Im Februar 1952, dem Todestag ihres Vaters Georg VI., wurde Elisabeth vom Thronfolgerat zur Königin proklamiert. Ihre offizielle Krönung fand 16 Monate später am 2. Juni 1953 in der Westminster Abbey statt. Die Haltbarkeit der Beziehung zwischen Queen und Prinz ist angesichts der Scheidungen, Affären und Amouren rund um das englische Könighaus umso bemerkenswerter. Von Krisen dieser Ehe war jedoch wenig zu hören. Wenn es sie gab, verschwieg man sie diskret. Der Prinz-Gemahl pflegt zu sagen, das wichtigste sei die Toleranz, um dann hinzuzufügen – „und daß man im Königshaus tolerant sein muß, sehen Sie ja an mir“. Seine Frau, die Königin, pflegt mit einer gewissen Betonung festzustellen, eine Ehe müsse sich „entwickeln und reifen“.  Auch das zeugt von einer gewissen diplomatischen Ausdrucksweise, wie sie generell für Ehen bekömmlich sein soll. Allerdings verlautbart auch, der Prinz sage der Gattin ziemlich unumwunden die Meinung, was sie gelegentlich quittieren soll mit der Aufforderung „Halt’s Maul, Philip“.

Foto: Kinder sind teuer: Schwangere begutachtet Windel-Sortiment.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren