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03.05.08 / Zensur läßt grüßen / Nur fünf Prozent der Rumänen glauben an Unabhängigkeit ihrer Presse

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Zensur läßt grüßen
Nur fünf Prozent der Rumänen glauben an Unabhängigkeit ihrer Presse
von Ernst Kulcsar

Die Ergebnisse einer vor kurzem in Bukarest veröffentlichten Meinungsumfrage über die Unabhängigkeit der rumänischen Presse sind niederschmetternd: lediglich fünf Prozent der Befragten beantworteten die Frage mit „Ja“, 95 Prozent hingegen mit „Nein“.

Fast mit Nostalgie erinnerten sich ältere rumänische Journalisten der Zeiten, als eine drakonische Zensur es nicht zuließ, daß sie Fehler begehen konnten. Als Mitte der 70er Jahre Nicolae Ceausescu vor dem Journalistenverband das Kunststück vollbrachte, etwas abzuschaffen, was offiziell gar nicht existierte, nämlich die Zensur, gerieten die Journalisten ins Schlittern, weil sie jetzt selbst für ihre Artikel verantwortlich waren, und nicht mehr der Zensor. Maliziös erkläre der KP-Chef: „Ihr seid frei, zu schreiben, was ihr wollt. Und wir sind so frei, das zu drucken, was wir wollen!“

Besonders sein letzter Satz behält leider seine Gültigkeit, auch wenn nicht mehr ein KP-Chef seine Büttel als Chef-Zensoren einsetzt, sondern wenn das heute die Wirtschaft und die Politik übernehmen. Noch ärger: wenn nicht die Leser oder Zuschauer durch jahrelange Gehirnwäsche (political correctness) selbst zu Zensoren werden.

In Rumänien sind Rundfunk und Fernsehen ungeachtet der politischen Konstellation durch ihr Funktions- und Organisationsreglement der Politik unterworfen. Und so lange der Verwaltungsrat sich aus Vertretern der politischen Parteien zusammensetzt, wird sich daran nichts ändern. Versuche, das Gesetz zu ändern, wurden im Keim erstickt, weil eigentlich keine Partei ein politikfreies öffentliches Fernsehen will.

Unter Generaldirektor Sassu verurteilte ein Nachrichten-Team öffentlich die Zensur und das Kippen von drei sendereifen Reportagen ohne jede Begründung. Das Team verschwand aus der Nachrichtenredaktion –  ebenfalls ohne Begründung.

Was bekommt der rumänische Zuschauer also von seinen Nachrichtensendungen vorgesetzt: „Eine Tagesschau, die jedes Problem meidet, und sich wie ein Elefant im Porzellanladen auf Zehenspitzen bewegt“, so Radu Gafta, Ex-Nachrichtenredakteur. „Wir versuchen nicht mehr politisch, wirtschaftlich oder auf eine andere Art zu stören.“ Als der TV-Generaldirektor und die Leiterin der Hörfunksendungen bei dem Kulturausschuß des Senats wegen einer Gebührenerhöhung vorstellig wurden, stauchte sie der Abgeordnete Radu Podgoreanu zusammen. Aber auch das private Fernsehen muß sich der politischen Fuchtel der Geldgeber unterwerfen. Dan Voiculescu, Ex-Chef der Konservativen und Inhaber des privaten Senders „Antena“, scheut sich nicht, direkt in Live-Sendungen einzugreifen, um sie „zurecht zu biegen“.

Letzten Endes sind Medien Geldsache. Schon in den etablierten Demokratien haben es die Medien schwer, sich gegen den schlichten Boulevard-Journalismus zu behaupten. In Rumänien ist es noch schwerer, da wurde die Tradition des echten Journalismus vom Kommunismus vernichtet, aber es gibt dort auch keine Erziehung der Politiker, für welche die Unabhängigkeit der Presse, wenn schon nicht ein Tabu, so wenigstens ein ungeheuer wichtiges Gut des Rechtsstaates darstellen müßte.


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