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03.05.08 / Dank an Wilhelm Groener / Klaus Hornung über den Weimarer Politiker

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 18-08 vom 03. Mai 2008

Dank an Wilhelm Groener
Klaus Hornung über den Weimarer Politiker

Wilhelm Groener (1867–1939) und seine Verdienste um das Deutsche Reich sind wenig bekannt. Als Oberst und Chef des Feldeisenbahnwesens leistete er 1914/15 so Herausragendes, daß er den Pour le Mérite und die Ehrenbürgerwürde seiner Heimatstadt Ludwigsburg erhielt. Danach militärischer Vertreter im Kriegsernährungsamt wurde er Ende 1916 als Generalleutnant Chef des neuen Kriegsamtes zur Steuerung der Rüstungsanstrengungen, zugleich Stellvertreter des preußischen Kriegsministers. Nach dem Kriegseintritt der USA trat er für einen Remisfrieden ein und wurde daher als Divisionskommandeur, Kommandierender General und Generalstabschef einer Heeresgruppe eingesetzt. Doch 14 Tage vor Kriegsende berief ihn Hindenburg zum Generalstabschef seiner Obersten Heeresleitung. Diese stellte sich auf Groeners Betreiben dem als Reichskanzler amtierenden Führer der Mehrheitssozialisten,

Friedrich Ebert, sofort zur Verfügung. Groener hielt mit ihm laufend Kontakt und sicherte so militärisch die Erhaltung des Reiches gegen das Chaos ab.

Danach formte er drei Jahre als parteiloser Verkehrsminister aus vielen Bahngesellschaften die neue Deutsche Reichsbahn. Eine schöpferische Pause als Militärschriftsteller und in der Historischen Kommission für das Reichsarchiv beendete Anfang 1928 die Berufung zum Reichswehrminister unter dem Kanzler Brüning. Er öffnete die Reichswehr gegenüber der politischen Führung und brachte diese zur Wahrnehmung ihrer Verantwortung. Die letzten sieben Monate zudem noch kommissarischer Innenminister, rang er mit Härte für die Erhaltung des Reiches als Staat über den Parteien. Die Ent-lassung der Regierung brachte ihn um den Erfolg

Klaus Hornung, emeritierter Professor für Politikwissenschaft an der Universität Stuttgart-Hohenheim, arbeitet Groeners Wirken, vor allem in der Heeresleitung und als Reichswehr- sowie Innenminister, so heraus, daß durch die nüchterne Schilderung, die Persönliches ausspart, der Mann erscheint, den die „Frankfurter Zeitung“ bereits vor seiner zweiten Ministerzeit so kennzeichnete: „… klarer Kopf, tapferstes Herz, mehrfach … historisch Großes leistend, … von jener schweigenden Pflichterfüllung, die man häufig als altpreußisch oder auch gutdeutsch bezeichnet hat.“

Für das Offizierskorps der Kaiserzeit stammte der Sohn eines Regimentszahlmeisters (Hauptmannsrang) aus einfachen Verhältnissen. Doch wegen vorzüglicher Leistungen bei der Offiziersprüfung wurde er vom Kaiser und vom König von Württemberg belobigt. Die Kriegsakademie verließ er als Jahrgangsbester. Sein Herz schlug für das Reich. Ihm galt sein gesamtstrategisches und zugleich praktisches Denken, das vorausschauend Probleme erkannte und konsequent Lösungen des gesunden Menschenverstandes entwickelte, wie zum Beispiel: War der Krieg wahrscheinlich verloren, lag die Chance in einem Remis-Frieden; sollte die Arbeiterschaft bei der Stange bleiben, mußte man mehr für sie tun; drohte das Reich im Räte-Chaos zu zerfallen, war ein Bündnis mit der stärksten reichserhaltenden Kraft zwingend; sollte das Militär einsatzfähig bleiben, mußte seine innere Ordnung in bewährter Form gestärkt werden; führte Widerstand gegen das Versailler Diktat nur zu einer noch größeren Katastrophe, mußte man unterschreiben, aber alles tun, um die Folgen zu entschärfen; brauchte die politische Führung die Reichswehr, mußten beide verantwortungsvoll zusammenarbeiten; war die Reichswehr gegen eine große Aggression ohne Chance, nannte er kampflose Kapitulation das kleinere Übel – und mahnte so die Politik, die Verteidigung zu stärken; dazu sollte der Staat die Wehrertüchtigung der Jugend auch selbst in die Hand nehmen; drohte der Staat von einer Partei überrannt zu werden, verbot er deren Kampfformationen.

Groeners Politik, beharrlich durchgesetzt, konnte, zumal die allgemeine Lage zum Besseren tendierte, eine Alternative zu Hitler sein. Der zukunftsgewandte Konservative hat die staatstragende Linke oft überzeugt.

Die Rechte aller Couleur, die zu seinem Weg keine vernünftigen Gegenentwürfe hatte, verweigerte ihm jedoch zum Teil bösartig die verdiente Anerkennung.

Die prägnante Studie von Klaus Hornung plädiert durch Fakten eindringlich für einen späten großen Dank des Vaterlandes an Wilhelm Groener, dessen wertorientierter Realismus heutigen Politikern Vorbild sein sollte.            Manfred Backerra

Klaus Hornung: „Alternativen zu Hitler – Wilhelm Groener – Soldat und Politiker in der Weimarer Republik“, Ares Verlag, Graz 2008, geb., 245 Seiten, 19,90 Euro


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