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10.05.08 / Ein ruheloser Geist / Das Leben Richard Wagners war geprägt von Erfolgen und Mißgunst

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-08 vom 10. Mai 2008

Ein ruheloser Geist
Das Leben Richard Wagners war geprägt von Erfolgen und Mißgunst
von Helga Steinberg

Zeitlebens hat er um Anerkennung kämpfen müssen. Richard Wagner war ein ruheloser Geist, oft auf der Flucht vor seinen Gläubigern. Mit großer Konsequenz und mit Energie aber verfolgte er seine Pläne – und schuf Opern von Weltgeltung.

Nicht viele Musikfreunde werden wissen, daß der am 22. Mai 1813 in Leipzig geborene Wagner auch eine kurze Zeit seines Lebens in Königsberg Pr. verbrachte, eine Zeit, die er selbst als „verloren“ betrachtete, die ihn aber als Mensch wie als Künstler hat reifen lassen. Wagner kam Anfang Juli 1836 nach Königsberg; er war seiner Angebeteten, der Schauspielerin Minna Planer, gefolgt, die ein Engagement am dortigen Schauspielhaus erhalten hatte. Doch Wagner hatte in Königsberg kein Glück; die avisierte Stelle des Musikdirektors wurde nicht frei und er mußte sehen, wie er im „preußischen Sibirien“, so in einem Brief an Robert Schumann, seinen Lebensunterhalt bestritt. Als Hilfskapellmeister kam er einigermaßen über die Runden. Um so mehr klammerte er sich an Minna und überredete sie zur Eheschließung. Erst im April 1837 übernahm Wagner dann die ihm versprochene Stelle. Im August des gleichen Jahres noch ging er allerdings nach Riga ans dortige Stadttheater. Im Sommer 1837 las Wagner den Roman „Rienzi, der letzte Tribun“ des englischen Schriftstellers Edward Bulwer-Lytton. Wagners Oper „Rienzi“ wurde schließlich zu seinem ersten großen Erfolg (1842) und begründete seine Berufung als Kapellmeister an die Dresdner Hofoper. Von dort nach Bayreuth war es ein weiter Weg, gepflastert mit Erfolgen, aber auch mit Affären und Mißgunst.

Von Minna mittlerweile entfremdet, begegnete Wagner 1853 in Paris bei Franz Liszt dessen Tochter Cosima, verehelichte v. Bülow. Erst vier Jahre nach dem Tod von Minna 1866 heirateten Richard und Cosima, die zu diesem Zeitpunkt allerdings schon drei gemeinsame Kinder hatten. Als 1872 der Grundstein für das Festspielhaus in Bayreuth gelegt wurde, ging ein Traum des Komponisten in Erfüllung. Vier Jahre später konnten die ersten Festspiele eröffnet werden.

Der prachtvolle Palazzo Vendramin-Calergi, direkt am Canale Grande in Venedig gelegen, ist der Schlußpunkt der langen Lebensreise dieses unruhigen Geistes. Dort starb Richard Wagner am 13. Februar 1883. Er hatte die Uraufführung seiner Oper „Parsifal“ am 26. Juli 1882 in Bayreuth noch erlebt und war nach der zweiten Aufführung mit den Worten „Hiermit nehme ich von Ihnen Abschied“ vor sein Publikum getreten. Am 14. September ging er mit der Familie nach Italien, um den Winter in Venedig zu verbringen. Seine Gesundheit verschlechterte sich rapide. Am 13. Februar fühlte er sich nicht wohl, Herzkrämpfe machten ihm zu schaffen. Nach einem Streit mit seiner Frau Cosima zog er sich in sein Arbeitszimmer zurück. Mitten in seiner Arbeit zu dem Aufsatz „Über das Weibliche im Menschen“ erlitt er einen weiteren Herzanfall. Der Arzt konnte gegen 15 Uhr nur noch den Tod feststellen.

Aus Wien wurde ein Sarkophag herbeigeschafft und per Gondel zu einem aus zwei Wagen bestehenden Sonderzug gebracht. Am 17. Februar 1883 erreichte der Zug Bayreuth. Am folgenden Tag begleitete ein Trauerzug die sterblichen Überreste des Komponisten nach Wahnfried, wo Wagner im Garten der Villa beigesetzt wurde.


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