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10.05.08 / Kräuter und Gemüse erobern Dubai / Deutsche Bio-Spitzenköchin führt Restaurant im Hotel »Madinat Jumeirah«

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 19-08 vom 10. Mai 2008

Kräuter und Gemüse erobern Dubai
Deutsche Bio-Spitzenköchin führt Restaurant im Hotel »Madinat Jumeirah«
von Helga Schnehagen

Was verbindet den gut 7000-Seelen-Ort Bischofswiesen bei Berchtesgaden mit der Metropole Dubai am Persischen Golf? Die Antwort ist: „Kurz.“ Kurz mit großem „K“. Denn dort im fernen Dubai verwöhnt die Bischofswiesener Bio-Spitzenköchin Gabriele Kurz (42) als Chef de Cuisine vom Restaurant „Magnolia“ ihre Gäste mit gesunder Kost. Das „Magnolia“ mit 110 Sitzplätzen, 70 im Restaurant und 40 auf der Terrasse, ist eines von den 45 Restaurants im Hotel „Madinat Jumeirah“.

Auf deutsche Bio-Kost wollte man in diesem Reigen nicht verzichten. Von einer Personalagentur angesprochen, hat Gabriele Kurz den Schritt in die Wüste gewagt. Bedingung war ein eigener Kräuter- und Gemüsegarten. Den hat sie selbstverständlich bekommen. Als „Showgarten“ gehört er heute zum Restaurant. „Ausgestattet mit einer Bewässerungsanlage, wächst dort alles sehr üppig, selbst Gemüse wie Auberginen, Zucchini und viele Arten von Kräutern. Die Gäste dürfen durch den Garten spazieren, was sich natürlich kaum einer nehmen läßt“, berichtet die Mutter Christel Kurz und fährt fort: „Auch alle anderen benötigten Zutaten sind weitestgehend als Bioprodukte vor Ort erhältlich. Drei große Bio-Supermärkte haben in Dubai die Lizenz für den Import, zum Beispiel von Andechser Milchprodukten oder Tee und Gewürzen der Marke Sonnentor.“ Mutter und Tochter stehen in stetem Telefonkontakt. Schließlich sind sie ein eingespieltes Team.

Als Christel Kurz vor mehr als 30 Jahren ihre Ernährung ganz auf biologische Kost umstellte, betrachtete man sie noch als Exotin. Begonnen hatte damals alles mit selbst gebackenem Brot. Dessen Duft verführte nicht nur die Gäste ihrer kleinen Frühstückspension in Berchtesgaden, sondern lockte auch Nachbarn und Freunde an. Bald schon wurde das Berchtesgadener Haus zu klein und Christel Kurz entschloß sich 1981 zur Gründung vom „Biohotel Kurz“ im nahen Bischofswiesen. „Die große Freude und Begeisterung zum gesunden Essen und Trinken haben mich dazu bewogen“, erklärt die gelernte Hauswirtschaftsmeisterin. „Auch die Freude daran, dieser gerne schief angesehen Körnerkost aus der alternativen Ecke herauszuhelfen und zu zeigen, wie lustvoll es ist, gute, naturbelassene Produkte zu essen und sich dadurch ausgesprochen gut zu fühlen. Hier wie dort kochen wir lacto-ovo-vegetabil. Aber ohne Fisch und Fleisch.“

Seit 1989 führten Mutter und Tochter das neue Haus zusammen. Als Hotelmeisterin leitete Gabriele das Hotel und Christel das Restaurant, gekocht wurde gemeinsam. Doch dabei beließen es die Damen Kurz nicht. Sie schrieben das Buch „Vollwertkochschule“ und verfaßten mit Professor Claus Leitzmann die Bände „Vegetarisch kochen und genießen“ sowie „Das Immunsystem stärken durch vegetarische Ernährung“.

Demzufolge war es für den beauftragten Headhunter nicht schwer gewesen, die Bio-Spitzenköche aus dem Bio-zertifizierten, Bio-ausgezeichneten Betrieb zu finden. Schließlich wird er auch von einschlägigen Restaurantführern empfohlen.

Wer allerdings nicht über solches Hintergrundwissen verfügt, wird sich vielleicht niemals nach Bischofswiesen verirren und falls doch, an dem idyllischen Anwesen wahrscheinlich vorbeilaufen. Zu privat wirkt das Familienhaus im landestypischen Stil, zu unauffällig ist der schon halb überwucherte Schriftzug neben dem Eingang.

Die heimelig-private Atmosphäre setzt sich im Inneren fort. Die fünf Einzel- und zehn Doppelzimmer sind mit natürlichen Materialien und viel Liebe eingerichtet, ein jedes anders. Nicht nur für den Gaumen, auch für die Seele werden alle Wohlfühl-Register gezogen. Dazu gehören ebenso die gemütliche Bibliothek und der Meditationsraum, Workshops zum vegetarischen Kochen oder zur Herstellung von Frischkosmetik, geführte Wanderungen in der gesunden Luft der Berge und Wälder, die gleich hinter dem Haus beginnen.

Neben der Luft wird vor allem dem Wasser allergrößte Aufmerksamkeit geschenkt. Als Kräuterwasser steht es in Eiskübeln mitten auf dem Tisch, das obere Drittel ein buntes Bouquet aus Blüten und Kräutern. „Dem Trinkwasser fügen wir Pfefferminze, Thymian, Zitronenmelisse, Gänseblümchen, Rosenblüten, Lavendel, Brennnessel, ein Salbeiblatt, drei Himbeeren, Erdbeeren, Johannisbeeren bei, alles allerdings immer nur, wenn es vorhanden ist. Dann lassen wir das Wasser zwölf Stunden im Kühlschrank stehen. In Dubai hat dieses Kräuterwasser einen wahren Siegeszug angetreten. Nicht nur im Restaurant. Es wird mittlerweile in diesem größten Hotel Dubais auch an der Bar angeboten“, erklärt Christel Kurz.

„Seit einigen Wochen“, fährt sie fort, „gibt es in den Gästezimmern dort für die Nacht auch ein so genanntes Nightwater, ein Liter Wasser mit einem Eßlöffel schwarze Johannisbeeren, einem Teelöffel Honig und einer Scheibe Bio-Zitrone. Diese Mischung lassen wir fünf Minuten köcheln, seihen sie ab und lassen sie abkühlen. In das kalte, durch die Johannisbeeren lila gefärbte Wasser geben wir eine Kamillenblüte, sie kann auch getrocknet sein, einen Stiel Lavendel, einen Stiel Pfefferminze, ein Duftgeranienblatt, einen Zitronenmelissenzweig. Auch dieses Wasser lassen wir wieder zwölf Stunden ziehen. Übrigens bieten wir das Nachtwasser auch in unserem kleinen Biohotel in Bischofswiesen an. Die Gäste sind alle begeistert!“

Nicht nur beim Wasser, auch bei Gemüse und Schokolade scheinen sich die Geister zu vereinen. „In Dubai wird von den Gästen besonders das Artischocken-Risotto geliebt und als Nachtisch Broken-chocolat-ice mit Mandelmilch und exotischem Obstsalat.

In Bischofswiesen mögen die Gäste sehr verschieden gefüllte Gemüse auf Kräuterschaum und als Nachtisch Schokoladen-Soufflé mit Vanilleeis“, sagt Christel Kurz und weiß, daß sie und ihre Tochter hier wie dort die Geschmacksnerven ihrer Gäste bestimmt nicht verfehlen.


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