25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
17.05.08 / Teures Riesenprojekt / In Berlin entsteht die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-08 vom 17. Mai 2008

Teures Riesenprojekt
In Berlin entsteht die neue Zentrale des Bundesnachrichtendienstes
von Markus Schleusener

Wenn 007 alias James Bond zu seinen Chefs gerufen wird, um einen neuen Auftrag entgegenzunehmen, dann fährt er stets nach London-Vauxhall. In der MI6-Zentrale schäkert er mit „Miß Moneypenny“, bevor er seinen neuen gefährlichen Dienst antritt. Auch in den USA ist der wichtigste Geheimdienst nahe an der Hauptstadt beheimatet: in Langley, Virginia.Und bald wird auch der deutsche Bundesnachrichtendienst (BND) seinen Sitz in Berlin haben, und damit in unmittelbarer Nachbarschaft seiner obersten Dienstherren. Zwei Kilometer vom Kanzleramt entfernt liegt das Baugrundstück, auf dem in der vergangenen Woche feierlich die erste Grundsteinlegung erfolgt ist. Bisher sitzen die Schlapphüte weit entfernt vom Zentrum der Macht in Pullach bei München. Die Grundsteinlegung wurde begleitet von einer Pannenserie größerer und kleinerer Art: Bei der Zeremonie mit Kanzleramtsminister Thomas de Maizière und BND-Boß Ernst Uhrlau versagte die Tonanlage. Die Worte an die Festgemeinde, berichtet die „Süddeutsche Zeitung“, verhallten „in den hinteren Reihen weitgehend ungehört“.Das war symptomatisch für den BND, der wahlweise unterschätzt oder dämonisiert wird. Die jüngsten Negativschlagzeilen produzierte der Dienst mit einer eigentlich gelungenen Aktion: dem Ausspähen der afghanischen Regierung. Weil dabei auch eine „Spiegel“-Reporterin mit guten Kontakten nach Kabul betroffen war, muß sich der BND Vorwürfe gefallen lassen, er bespitzele Journalisten im eigenen Land. Dies aber ist ein großes Tabu für einen Auslandsgeheimdienst.

In fünf Jahren nun soll der Großteil der 6000 BND-Beschäftigten nach Berlin umziehen. Wobei: Zeitliche Prognosen in solchen Fragen sind immer mit einem Fragezeichen versehen. Die Fertigstellung des Gebäudes war bereits für 2011 vorgesehen. Dann hieß es 2012. Und nun 2013. Das gleiche gilt für die Baukosten, die erst mit 720 Millionen Euro veranschlagt wurden. Nunmehr heißt es in der Presse, sie würden bei ein bis 1,5 Milliarden Euro liegen. Die BND-Zentrale ist damit das teuerste Regierungsprojekt in der Hauptstadt, an dem gerade gebaut wird.Das Objekt entsteht auf einem Riesengeländer an der Chausseestraße, das heute noch ziemliches Niemandsland ist. Nach Süden hin wird die Chausseestraße, die dann zur Fried-richstraße wird, lebendig. Dort gibt es immer mehr Galerien, Kneipen, Bars und Restaurants, in denen ein deutscher James Bond durchaus seinen Martini genießen (gerührt, nicht geschüttelt) könnte.Doch nach Norden führt die Chaussee mitten in die Tristesse des Problembezirks Wedding. Die Gegend dort wird von Dönerbuden und einem Autoteilehändler geprägt. Nebenan ist die Schering-Zentrale. Die linksalternative „taz“ mutmaßt zu Unrecht, daß durch die Neuansiedlung die ganze Gegend durcheinandergewirbelt werde.

Städtisches Flair wird auch durch die Ansiedlung der neuen Behörde nicht entstehen. Schon jetzt beleben weder das Wirtschafsministerium noch die Charité diesen Stadtteil. Nicht einmal die (übrigens vollkommen heruntergekommenen) Räumlichkeiten der Humboldt-Universität in der Chausseestraße taten dies in der Vergangenheit.

Auf dem zehn Hektar großen Gelände sollen mindestens 260000 Quadratmeter Nutzfläche entstehen. Das maßgebliche Architekturbüro ist Kleihues und Kleihues. Die Firma betritt mit einem so großen Objekt Neuland.Das Architekten-Konzept sieht so aus: Am größten wird das acht- beziehungsweise neungeschossige Hauptgebäude. Daneben gibt es noch ein Schulungszentrum und Internat, in dem der Nachwuchs der Geheimen ausgebildet werden soll. Übrigens zusammen mit den Lehrlingen der Verfassungsschutzämter. Außerdem soll ein Besucherzentrum in dieses Gebäude integriert werden. Schließlich ist als drittes Haus die sechsgeschossige Logistik- / Technikzentrale vorgesehen, in der der legendäre „Q“ seine Wunderwaffen entwickeln würde, wären wir in der Phantasiewelt des britischen Geheimdienstes. Doch bis es losgeht, erwarten die Anwohner erst einmal ganz normale Probleme: Bis zu 200 Laster täglich werden während der Aushubarbeiten die Chausseestraße entlangdonnern. Das verspricht viel Krach und viel aufgewirbelten Staub. Genau das Gegenteil von dem, was den Geheimdienst eigentlich charakterisieren sollte.

Foto: Arbeiter stellen auf der Baustelle des Bundesnachrichtendienstes (BND) in der Chausseestraße in Berlin-Mitte Metallcontainer auf: Von den Bauarbeiten des neuen Hauptquartiers des Bundesnachrichtendienstes in der Chausseestraße in Mitte wird die Öffentlichkeit nicht viel mitbekommen, denn das rund zehn Hektar große Grundstück des ehemaligen Stadions der Weltjugend ist vollständig von einem 2,60 Meter hohen Bauzaun aus Preßspanplatten umgeben. (ddp)


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren