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17.05.08 / Spannend wie ein Krimi / Hintergründige Dreiecksgeschichte zieht in ihren Bann

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 20-08 vom 17. Mai 2008

Spannend wie ein Krimi
Hintergründige Dreiecksgeschichte zieht in ihren Bann

Zwei junge Männer, Freunde, die durch dick und dünn gehen, was könnte ein solche Männerfreundschaft im Normalfall entzweien? Die Antwort ist einfach: die Liebe zu ein und derselben Frau. So ergeht es den Studenten Theo und Antonio in dem Roman „Die Frau unseres Lebens“. Eigentlich sollte die bildhübsche Clara nur als weiterer Kumpel das Duo zum Trio machen, doch dann kommt alles anders.15 Jahre nach dem endgültigen Bruch der Freundschaft, einer rauschhaften, schicksalsschweren Nacht lädt Antonio Theo zur Weihnachtsfeier in seine Heimat Chile ein. Als erfahrener Kriegsreporter soll sich Theos ungutes Gefühl in dieser Sache bald bestätigen, denn es ist nicht nur Antonio, der ihn dort erwartet.„Die untergehende Sonne entflammte die Landschaft und enthüllte jedes Detail: die rötlichen, gewundenen Stämme der Myrtenbäume, das satte Grün der Boldosträuche, das Filigran der Südbuchen, deren Namen Antonio aufzählte, als nähme er sie mit dem Bezeichnen in Besitz. Nach einer Weile sahen wir Clara den Hang heraufkommen, und so wie er es mit den Bäumen getan hatte, nannte Antonio ihren Namen: ,Clara‘.“

Der alte Konflikt beginnt erneut hochzukommen und alte Wunden brechen auf, als Theo spürt, daß Clara während der vergangenen 15 Jahre – seiner Zeit als rastloser Kriegsreporter bis in die Gegenwart hinein – immer die einzige für ihn war.Kaum in Chile angekommen, beginnt Theo, sich an die verdrängten Jahre und die Liebe zu Clara zu erinnern. „Wir gingen in ihr Zimmer. Clara zog die Schuhe aus. Ein locker von der Decke herabfallendes Tuch verhüllte ihr niedriges breites Bett. An den Wänden hingen, mit Reißzwecken befestigt, ein paar kolorierte Tuschezeichnungen. Ich erinnere mich noch an einen Schmetterling, er war naturgetreu dargestellt wie in den Abbildungen in einer Enzyklopädie, nur der Kopf war anders, es war der Kopf eines Mädchens. Clara, dachte ich, hatte etwas von diesem Schmetterling. Es war das Gefühl, das ich auf unserer Reise gehabt hatte. Kaum glaubtest du, du hättest sie, wurde sie ungreifbar.“ Strategisch geschickt startet die Autorin Carla Guelfenbein die Geschichte in der Gegenwart, schildert überzeugend das Wiedersehen der drei Ex-Freunde und die widersprüchlichen Gefühle Theos bezüglich der Beweggründe Antonios, ihn nach so vielen Jahren für die Weihnachtstage zu sich und Clara nach Chile einzuladen. Voller Spannung taucht der Leser nach dieser Episode in die Vergangenheit der drei ein, erlebt die sich entwickelnde zarte Liebe zwischen Theo und Clara, um dann voller Spannung die Handlung in der Gegenwart weiterzuverfolgen.

Eine einfühlsame Dreiecksgeschichte, ereignis- und abwechslungsreich, unerwartet und überraschend, ein wahres Lesevergnügen. A. NeyCarla Guelfenbein: „Die Frau unseres Lebens“, Insel Verlag, Frankfurt am Main 2008, geb., 298 Seiten, 19,80 Euro


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