19.03.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
24.05.08 / Nur noch einen Deut besser als China / Deutschland verliert beim Vergleich seiner Wettbewerbsfähigkeit an Boden

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

Nur noch einen Deut besser als China
Deutschland verliert beim Vergleich seiner Wettbewerbsfähigkeit an Boden
von Klaus D. Voss

Woran liegt es – die Bundesrepublik verliert Jahr um Jahr an Wettbewerbsfähigkeit. Jetzt muß sich unser Land im Mittelmaß einreihen.

Die angesehene Wirtschaftshochschule IMD in Lausanne bewertet seit 20 Jahren, wie sich die führenden 55 Staaten der Welt nach ihrer Leistungskraft einordnen lassen: Für Deutschland bleibt nur noch Platz 16. Vor 20 Jahren stand Deutschland noch so gut da, daß es für einen fünften Rang reichte.

Für den Vergleich werden 331 unterschiedliche Faktoren bewertet, die etwas über die Wirtschaftsdynamik, die Effizienz der Produktionsabläufe, die Managementqualitäten und die Innovationsbereitschaft in den Unternehmen aussagen.

Aber auch die politische Bereitschaft zur Umsetzung von Reformen, die Finanzverfassung, also die Verschuldung eines Landes, die Leistungen in der Ausbildung und in den Wissenschaften, das Gesundheitswesen und die Anstrengungen zum Ausbau der Infrastruktur werden gegeneinander gesetzt.

Das wettbewerbfähigste Land im Jahr 2008 wie auch im Vorjahr sind die USA, gefolgt von Singapur und Hongkong.

Die Schweiz hat sich so gut entwickelt, daß sie jetzt schon wieder Platz vier einnimmt. Luxemburg liegt auf Platz fünf. Am Ende der Skala auf Platz 51 bis 55 liegen Indonesien, Argentinien, Südafrika, die Ukraine und Venezuela.

Man kann sicher Einwände gegen die Auswertung einzelner Kriterien erheben, aber im Vergleich über zwei Jahrzehnte hinweg ergibt sich doch ein interessanter Aufschluß über die Wettbewerbsfähigkeit eines Landes und ein stimmiges Gesamtbild. Deutschland hat sich in den vergangenen 20 Jahren von vielen Ländern überholen lassen müssen, die ihre Reformchancen nutzten.

Über der Bundesrepublik Deutschland rangieren inzwischen Finnland, Österreich, Taiwan und Irland. Noch konkurrenzfähiger sind Norwegen, die Niederlande oder Schweden.

Auf Rang 17, also knapp hinter Deutschland rangiert in der Summe aus wirtschaftlicher, politischer und gesellschaftlicher Wettbewerbsfähigkeit bereits China. Danach folgen Neuseeland, Malaysia und Israel.

Japan hat die Entwicklung noch härter getroffen als die Deutschen. Vor 20 Jahren konnte das asiatische Aufsteigerland vor der Schweiz und den USA den ersten Rang erobern. Die Tugenden von damals waren moderne Produktionsverfahren, raffinierte Managementmethoden („Just in time“) und besonders leistungsbewußte Belegschaften. Jetzt steht der Staat mit geringer Innovationskraft, mangelndem Reformehrgeiz und vor allem einer gewaltigen Staatsverschuldung auf Platz 22.

Auch die legendäre Betriebstreue der Japaner hat Schaden genommen.

Die Parallelen zu Deutschland sind allzu deutlich. Allerdings ist die bessere Plazierung vor Konkurrent Japan kaum zu halten, wenn sich die bisher für Deutschland als vorteilhaft günstig eingestuften Inlandspreise erhöhen,  die Lebenshaltungskosten weiter ansteigen und sich die Leistungsdefizite im Gesundheitswesen noch ausweiten.

Die Aufsteiger der Studie für das Jahr 2008 sind Australien, Brasilien, Rußland, Indien und China. Wobei sich für Australien und Rußland der Rohstoff-Boom auszahlt – allerdings sehr unterschiedlich. Australien hat die Geldflut genutzt, um sich so gut zu modernisieren, daß das Land jetzt auf Rang sieben steht.

Rußland wurde durch die Öl- und Gas-Milliarden von der Kellerkante auf Platz 47 angehoben.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren