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24.05.08 / Unklare Fronten / Angriff auf die sudanesische Hauptstadt

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

Unklare Fronten
Angriff auf die sudanesische Hauptstadt

Daß „Darfur-Rebellen“ bis zur gut 500 Kilometer von Darfur entfernten sudanesischen Hauptstadt vorstoßen konnten, kam ziemlich überraschend. Ist das endlich der Aufstand gegen eine Zentralregierung, die jahrzehntelang im schwarzafrikanischen Süden Völkermord betrieben hat und nun im Westen, in Darfur, genauso vorgeht?

Nun, die Angreifer gehören einer Gruppe an, die sich „Justice and Equality Movement“ – kurz JEM – nennt, und JEM ist nur eine von gut einem Dutzend ähnlicher Gruppen, die in wechselnden Allianzen gegeneinander oder gegen die Zentralregierung kämpfen. Und mit der Zivilbevölkerung in Darfur gehen sie nicht besser um als die von der Regierung ausgerüsteten „Dschandschawid“, die meist fälschlich als „arabische Reitermilizen“ bezeichnet werden.

„Kämpfer“ aus Darfur können auf jahrhundertelange Erfahrungen als Sklavenjäger zurückgreifen und eben deswegen waren sie von der Regierung vorrangig bei den Greueln im Südsudan eingesetzt worden. Aber durch das 2005 von der Regierung mit der Südsudanesischen Befreiungsarmee SPLA geschlossene Friedensabkommen wurden sie arbeitslos und suchen seither nach anderweitiger Betätigung. Jeder kann sie anheuern, für welche Taten auch immer.

JEM-Anführer Chalil Ibrahim gehört dem gleichen Volk an wie der umstrittene Präsident des Tschad Idriss Déby. Auch in dessen Land sind „Rebellen-Gruppen“ unterwegs, und im Februar rückte eine davon bis in die Hauptstadt N’Dschamena vor – mit Hilfe Frankreichs wurde sie zurückgeschlagen. Déby beschuldigte damals den Sudan, die Rebellen unterstützt zu haben, nun beschuldigt der Sudan den tschadischen Präsidenten, den Vorstoß der JEM ausgerüstet zu haben. Beides trifft zu.

Die Fehden sind aber nur Stellvertreterkriege, denn in den umstrittenen Gebieten geht es um Öl und andere Bodenschätze: Hinter der tschadischen Regierung stehen Frankreich und die USA, hinter der sudanesischen China. So versteht man besser, warum der JEM-Chef seine Leute in einem militärisch unsinnigen Angriff verheizt hat und warum Eufor-Soldaten im Tschad Darfur-Flüchtlinge schützen sollen, bei denen nicht klar ist, vor wem sie geflüchtet sind.          RGK


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