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24.05.08 / Der Opa behielt fast recht / Schlesier erinnert sich an seine Heimat und die Flucht

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

Der Opa behielt fast recht
Schlesier erinnert sich an seine Heimat und die Flucht

In „Ja, so war es“ beschreibt Dieter Auerbach nicht nur seine Kinder- und Schulzeit in Reichenbach / Schlesien, sondern auch die Flucht und den Verlauf der darauffolgenden Jahre.

Heutzutage scheint es schwer nachvollziehbar, daß Kinder und Erwachsene den Weisungen und Anordnungen Hitlers folgten und dessen Wahnsinn unterstützten, doch erläutert Dieter Auerbach überzeugend, wie die Gehirnwäsche schon bei den Kindern begann und funktionierte.

„In den Jungvolkdienst, mittwochs- und sonnabendnachmittags, aber oft auch sonntags, ging ich gerne ... Wir kannten den Lebenslauf von ,unserem geliebten Führer‘ auswendig und sangen markige Lieder und immer wieder ,vorwärts, vorwärts‘. Es gab Geländespiele und Heimabende, die von der NSDAP gesteuert wurden. Die national-sozialistische Ideologie war bei uns fest verankert. Wir waren ,der Zukunft Soldaten‘, wie es im Lied hieß ... Die Propaganda funktionierte komplett.“

Die Folgen des furchtbaren Zweiten Weltkrieges mußten dann eines Tages auch Dieter Auerbach und seine Familie tragen.

„Im Januar 1945 vergruben wir Schmuck und das Silberbesteck im Garten, einiges vom Eingemachten kam unter die Veranda und dann zogen wir auch los nach Wüstenwaltersdorf. Damals dachte man noch, man würde bald wieder zurückkommen. Als wir mit dem Bollerwagen loszogen, sagte Opa zu uns, wir sollten uns nochmal umsehen, denn wir würden das Haus nie mehr wiedersehen ... Erst 45 Jahre später sollte ich die Stadt und das Haus wiedersehen.“

Besonders viel Wärme steckt in der Erzählung über die Jahre nach dem Krieg, als Dieter Auerbach endlich eine Lehre in einer Gärtnerei beginnen durfte, statt weiterhin die verhaßte Schulbank zu drücken.

Nun könnte man denken, daß der Autor nach dem Wiederaufbau und ob des schönen Berufes als Gärtner kaum noch Nachwirkungen des Krieges gespürt hätte, doch verliebte er sich in die hübsche Gesine, die seinerzeit ausgerechnet in Ost-Berlin, also in der DDR, lebte.

Viele abgelehnte Ausreiseanträge und einen heiklen, höchst abenteuerlichen gescheiterten Fluchtversuch später kam es letzten Endes doch noch zum Happy End, Gesine durfte in den Westen ausreisen.

„Ja, so war es“ enthält eine Fülle an Erinnerungen eines Mannes an eine idyllische Kindheit und krisengeschüttelte Jugend, wie sie für einen jungen Menschen in der heutigen Zeit nur noch schwer nachzuvollziehen ist. A. Ney           

Dieter Auerbach: „Ja, so war es – Erinnerungen eines Vaters an die Zeit von 1940 bis 1970“, Triga Verlag, Gelnhausen 2007, broschiert, 10,50 Euro


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