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24.05.08 / »Reichsstraße« erregt Veteranen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

»Reichsstraße« erregt Veteranen

In Königsberg haben Veteranen des Zweiten Weltkrieges gegen die Eröffnung eines an der Königsberger Bucht gelegenen Hotels mit der Bezeichnung „Reichsstraße“ protestiert. „Ein solch provokanter Name in der Stadt, in der Tausende Soldaten wegen Nazi-Deutschland umgekommen sind, ist einfach eine Lästerung“, so eine offizielle Erklärung des örtlichen Komitees der Kriegsveteranen.

Die Veteranen wollen sich nun an die Administration der Stadt wenden, um eine Umbenennung des Hotels zu erreichen. Die Veteranen beklagen, daß es schon zu einer „guten“ Tradition in der Stadt geworden sei, die Veteranen immer pünktlich zum Siegestag zu beleidigen. „Vor ein paar Jahren gratulierte eine Zeitung den Veteranen, indem sie ein Foto vom deutschen Panzer ‚Tiger‘ veröffentlichte; dann wurde ein Stadtplan mit der Horst-Wessel-Straße herausgegeben; und im letzten Jahr haben die Veteranen Postkarten mit Werbung eines Beerdigungsinstituts erhalten“, erinnert man sich im Komitee.

Ganz im Sinne der Veteranen hat die Abteilung für Verkauf und Werbung der Gebietsverwaltung die Hotelbetreiber abgemahnt mit der Begründung, daß sie gegen das Gesetz „Über den Schutz der Russischen Sprache“ verstoßen hätten, weil der Name des Hotels auf Deutsch geschrieben sei.

Seitens des Hotels versucht man sich mit dem Hinweis zu verteidigen, daß der Name „Reichsstraße“ gar nichts mit der Geschichte NS-Deutschlands zu tun habe. Denn schon bevor Adolf Hitler an die Macht gekommen sei, sei das die längste Straße Deutschlands gewesen, die die wichtigsten Städte – darunter auch Königsberg – miteinander verbunden habe.

Fakt ist, daß der Begriff „Reichsstraße“ erst 1934 eingeführt wurde, „Fernverkehrsstraßen“ (FVS) jedoch unter dieser Bezeichnung bereits vor der NS-Zeit existent waren. Die Reichsstraße 1 führte über 1392 Kilometer von Aachen über Jülich, Düsseldorf, Essen, Dortmund, Soest, Paderborn, Hameln, Hildesheim, Braunschweig, Magdeburg, Potsdam, Berlin, Altlandsberg, Küstrin, Landsberg (Warthe), Konitz, Dirschau, Elbing, Braunsberg, Königsberg, Insterburg und Gumbinnen bis nach Eydtkuhnen an der damaligen deutsch-litauischen Grenze. Sie war damit die längste je existierende deutsche Straße. Am 17. Januar 1932 wurden zur Verbesserung der Orientierung im Deutschen Reich die wichtigsten Fernstraßen nummeriert. Seit 1934 kennzeichnet die bekannte gelbe Nummerntafel mit schwarzer Schrift diese Straßen. Zu dieser Zeit begann auch der Bau der Reichsautobahnen, der zwischen 1936 und 1938 eine Neuordnung der Reichsstraßen und auch der Reichsstraße 1 erforderlich machte. Nach dem Krieg wurde die „Reichsstraße“ in „Bundesstraße“ umbenannt.   E. B.


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