19.03.2024

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24.05.08 / Die ostpreußische Familie / Leser helfen Lesern

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 21-08 vom 24. Mai 2008

Die ostpreußische Familie
Leser helfen Lesern
von Ruth Geede

Lewe Landslied,

liebe Familienfreunde,

nein, eine Nachlese ist es nicht, erst recht kein Nachschrapsel … Es geht einfach munter weiter mit den Wünschen und Fragen, die auf dem großen Ostpreußentreffen zu Pfingsten in Berlin an mich heran getragen wurden. Zum Glück bereits aufgeschrieben und mitgebracht, wie die von Herrn Helmut Matschulat aus Lägerdorf, der mir das Lob über unsere Ostpreußische Familie, das so viele Besucher des Treffens mir immer wieder bekundeten, auch schriftlich dokumentierte, das ich somit an alle Mithelfenden weitergebe. Und da taucht auch das Wort „Wunder“ in seinem Schreiben auf: „Ich bin mir bewußt, wie schwierig Such­erfolge nach so langer Zeit sind. Ich bin mir als treuer Leser Ihrer Kolumne aber auch bewußt, welche Wunder da bereits vollbracht worden sind.“ Hoffen wir also auf ein solches für die Suchwünsche von Herrn Matschulat, das besonders seine 97jährige Mutter beglücken würde, denn sie fragt sich noch heute, was wohl aus Lotte Behrendt(t) geworden ist, die bei ihnen in Schillehnen / Waldheide von 1941 bis 1944 tätig war. Die noch nicht 30jährige ging am 9. Oktober 1944 gemeinsam mit der Familie Matschulat auf die Flucht. Bis Plaustendorf, Kreis Bartenstein blieben sie zusammen, dann wurden sie getrennt. Das war am 28. Oktober – von da an hat die Familie Matschulat nie wieder etwas von Lotte Behrend(t) gehört. Vielleicht weiß jemand von unseren Lesern etwas über das Schick­sal der Gesuchten, kann aussagen, ob, wie und wo sie überlebt hat. Aber wenn sie sich persönlich melden würde – das wäre ja nun wirklich ein Wunder.

Anders sieht es da schon bei der zweiten Suchfrage aus, die Helmut Matschulat für zwei Schillehner übermittelt, denn Horst Schimmelpfennig aus dem Ort an der Memel wurde 1931 geboren, war also bei der Flucht etwa 13 Jahre alt. Seine ehemaligen Freunde Karl Bittrich, Heribert und Gerd Schneidereit würden sich über ein Lebenszeichen oder auch über einen sonstigen Hinweis hinsichtlich seines Verbleibs sehr freuen. (Helmut Matschulat, Stiftstraße 23, 25566 Lägerdorf, Telefon / Fax 0 48 28 / 61 23, E-Mail: hummat@ t-online.de.) Telefonisch sind auch Karl Bitt­rich (0 95 31 / 13 41) und die Brüder Schneidereit (0 41 93 / 66 98) zu erreichen. Bei wem läutet es wohl zuerst?

Es war kalter ostpreußischer Winter, aber das Quartier, das diese fünf Soldaten bei der Familie Maschinowski in Narwickau, Kreis Ebenrode (Stallupönen), fanden, war warm, und man ließ sich gerne mit der Wirtsfamilie fotografieren. Eines der Kinder auf dem im Winter 1942/43 entstandenen Foto ist Renate Maschinowski – heute Niedrig –, die im Nachlaß ihrer Eltern diese Aufnahme fand. Erinnern kann sie sich natürlich an die Einquartierung nicht, aber gemäß der ihr bekannten Erzählungen waren die Soldaten in ihrem Kinderzimmer untergebracht. Auf dem Bild sind die kleine Renate und ihre Schwester Christel mit Mutter Lydia zu sehen, die leider schon ein Jahr später verstarb. Vielleicht erinnert sich ein alter Landser an die Einquartierung in Narwickau, oder jemand aus unserm Leserkreis glaubt, einen nahen Verwandten – Vater, Bruder, Vetter, Onkel – zu erkennen? So hätte diese Aufnahme für manche Familie noch einen hohen Erinnerungswert. Frau Niedrig wurde zu dieser Aktion durch die Erfolge angeregt, die aufgrund der Suchfragen der Kinder ehemaliger belgischer und französischer Kriegsgefangener nach den ostpreußischen Familien, denen ihre Väter damals zugewiesen worden waren, durch unseren Leserkreis zustande kamen. Narwickau (bis 1938 Kryschullen) lag nur 3,5 Kilometer von der litauischen Grenze entfernt und gehörte zum Kirchspiel Eydtkau. (Eydtkuhnen). Dies als kleine Erinnerungsstütze. (Renate Niedrig, Busonistraße 146, 13125 Berlin, Telefon 0 30 / 9 43 56 24.)

Bleiben wir gleich im Kreis Ebenrode, gehen nur etwas südlicher nach Schloßbach, dem ehemaligen Pillupönen. So hieß das Kirchdorf, als dort der Großvater von Frau Eva Harder zur Welt kam. Das war am 1. Oktober 1880, und der Sohn des Ehepaares Mathias Klinger und Dorothea Klinger geborene Pfau wurde auf den Namen Wilhelm getauft. Frau Harder weiß wenig über ihren Großvater, vermutlich hat die Familie auf dem Gut gelebt. Da Wilhelm Klinger mehrere Geschwister hatte – wahrscheinlich eine Schwester und drei Brüder – dürfte es noch Verwandte geben, nach denen Frau Harder dringend sucht. Ihre Nachforschungen bei mehreren Institutionen, zum Beispiel im Staatsarchiv Leipzig, blieben leider ohne Erfolg. Jetzt ist also die Ostpreußische Familie gefragt. Ich bin mir sicher, daß Frau Harder brauchbare Hinweise für ihre Familienforschung bekommt. Vielleicht geht auch ihr Hauptwunsch in Erfüllung und es melden sich direkt Nachfahren von Matthias und Dorothea Klinger aus Pillupönen, das wäre natürlich optimal! (Eva Harder, Dachsbau 5, 21217 Seevetal, Telefon 0 40 / 7 68 39 98.)

Ein längeres und sehr informatives Gespräch habe ich beim Deutschlandtreffen mit Herrn Dr. Horst Hüttenbach führen können, der sich sehr für die Erhaltung deutschen Kulturgutes in unserer Heimat einsetzt, aber auch für die Menschen, die der Hilfe bedürfen. So konnte er bereits 1989 eine notleidende deutsche Familie von einem ehemaligen Gut bei Landsberg nach Westdeutschland bringen, wo sie durch großartige Unterstützung durch die Patenstadt Verden an der Aller und dem Landkreis Verden heimisch werden konnte. Eine kulturell wertvolle Aktion trug er mir mit einer für die Ausführung wichtigen Frage vor: Wo bekommt man eine Abbildung des Reliefs mit der Büste von Königin Luise, das die Pergola im Park Luisenwahl in Königsberg krönte? Es soll neu angefertigt werden, um die Pergola wieder in den früheren Zustand zu bringen. Dieser wundervolle Platz in Luisenwahl wird vielen Königsbergern noch in Erinnerung sein. Die Pergola wurde anläßlich des 100. Geburtstages der so früh verstorbenen Königin von den Bürgern gestiftet, wie die Inschrift besagt: „Dem Genius Preußens, der unvergeßlichen Königin Luise, die Königsberger Mitbürger, 1874“. Die Büste stiftete ihr Sohn, Kaiser Wilhelm I. Der große Christian Daniel Rauch, Schöpfer des Kant-Denkmals auf dem Paradeplatz, schuf das Modell, das der Königsberger Steinmetz Bellert aushaute. Diese Informationen konnte ich Herrn Dr. Hüttenbach vermitteln, aber eine Abbildung des Originals? Da müßte ich die Ostpreußische Familie bemühen, meinte ich, aber es kam doch anders. Ich fand jetzt in dem 1899 herausgegebenen Buch „Geschichte der Königlichen Haupt- und Residenzstadt Königsberg in Preußen“ von Prof. Dr. Richard Armstedt eine Abbildung der Pergola, so wie sie geschaffen wurde. Wenn es gelingt, das Relief wieder herzustellen, werde ich darüber berichten. Dies nur als kleines Beispiel, was Gespräche auf solch einem großen Heimattreffen bewirken können.

Den Wunsch, den Graf von der Pahlen mir vortrug, konnte ich allerdings bislang nicht erfüllen und muß deshalb die Familie bitten. Es handelt sich um ein Gedicht, das er schon bald nach Kriegsende – etwa 1947 – in einem Kalender gelesen und später nie mehr gefunden hat. Graf von der Pahlen erinnert sich nur an einige Bruchstücke wie „Hand am Stundenglas“ und die Zeile „… wußte damals nicht, daß durch mein Herz gar so schnell das Leben fließt.“ (Graf v. d. Pahlen, Steenbeck 5, 23669 Timmendorfer Strand.)

Zwei hatten sich gesucht und gefunden, obgleich sie aus ganz verschiedenen Himmelsrichtungen nach Berlin gekommen waren: Sie aus dem Südwesten, er aus dem Norden der Bundesrepublik. Aber Benno Krutzke aus Wismar und Ingrid Nowakiewitsch aus dem hessischen Haiger-Allendorf vereinte der Wunsch, daß das „Ostpreußen-Oratorium“ von Herbert Brust – dessen Schlußchor ja unser Ostpreußenlied ist – einmal wieder in voller Länge aufgeführt wird. Beide hatten sich schon telefonisch kennengelernt, nachdem Frau Nowakiewitsch aufgrund einer Veröffentlichung in unserer Kolumne dem Wismarer Landsmann die 2000 erschienene Broschüre über Herbert Brust zugesandt hatte. Dann wurde ein Gedankenaustausch beim Berliner Treffen vereinbart. Der fand dann auch statt, wobei sich beide einig waren: Es gibt viele Schwierigkeiten zu überwinden! Vor allem scheiterten alle bisherigen Versuche an der Kostenfrage. Nun scheint sich eine Lösung gefunden zu haben: Es soll ein Spendenkonto eingerichtet werden, das eine Ausführung mit Chor und Orchester ermöglicht. Herr Krutzke war so begeistert von den Aussichten und teilte diese auch anderen Interessierten mit, so daß ihm spontan die ersten 20 Euro in die Hand gedrückt wurden, die er mir stolz zeigte – ein gutes Omen für die Pläne der beiden Initiatoren. Soviel für heute, Herr Krutzke wird mir Näheres mitteilen, so daß ich demnächst ausführlicher über die Vorgänge berichten kann.

Das ist natürlich erst einmal eine „Beerenauslese“ von den Berliner Tagen, die noch weiter unsere Familienkolumne bestimmen werden. Aber jetzt drängen sich aktuelle Fragen nach vorne, die keinen Aufschub vertragen. Wie die von Frau Mona Bergmann, Looks Film & TV, aus Leipzig. Es geht um das Gefangenenlager Brakupönen, das vor allem verschleppte Frauen und Kinder mit all seinen Schrecken und Grausamkeiten erlebt haben. Vorrangig benötigt Frau Bergmann für einen Dokumentarfilm Aufnahmen aus dem Lager, aber sind überhaupt welche vorhanden und wo? Die Sache ist dringend, deshalb ist Frau Bergmann an jeder Information über das Lager interessiert und bittet ehemalige Betroffene, sich möglichst bald bei ihr zu melden. (Ihre Telefonnummer: 03 41 / 2 61 77 27, E-Mail: bergmann@ looksfilm.tv, Anschrift: LOOKS Film & TV GmbH, Marienplatz 1, 04103 Leipzig.)

Und ebenfalls dringend ist die nächste Suchfrage, bei der es sich um eine Nachlaßregelung handelt. Gesucht werden die Kinder des Ehepaares Franz Adomeit und Martha Adomeit, geborene Kurpat aus dem nördlichen Ostpreußen. Es gibt nur wenige Angaben über das Ehepaar, und die sind auch noch mangelhaft. So ist der Geburtsort des 1886 geborenen Franz Adomeit als Proewoiszen angegeben. Es muß sich um den sieben Kilometer südlich von Tilsit gelegenen Ort Pröschen handeln, früher Pröweyszen, Pröwoischen, Pröwoiszen. Franz Adomeit verstarb im Jahr 1921, der Sterbeort ist nicht bekannt. Da aber das einzige namentlich bekannte Kind des Ehepaares, Willy Erich Adomeit, * 29. Dezember 1917, in Coadjuthen geboren wurde, ist anzunehmen, daß die Familie für eine gewisse Zeit dort gelebt hat. Es könnte aber auch sein, daß Coadjuthen der Wohnort der Familie Kurpat, also Heimatort der Martha Adomeit, war. Da das Dorf nach dem Ersten Weltkrieg zum Memelland gehörte, ist es fraglich, ob Willy Erich Adomeit bis zu seinem Tod dort gewohnt hat. Sohn Willy ist 1999 in Ahrensburg verstorben. Falls er Geschwister hatte, möchten sich diese oder ihre Nachkommen bitte umgehend bei dem Nachlaßverwalter melden. (Dr. Mathias Vogel, Genealoge, GEN Büro für Erbenermittlungen GmbH, Niederlassung Hamburg, Osterstraße 124, 20255 Hamburg, Telefon 0 40 / 98 26 20 68, Fax 0 40/ 98 26 20 51, E-Mail: mathias.vogel@gen-gmbh.de.)

Eure Ruth Geede

Foto: Renate Maschinowski mit ihrer Familie im Kreise einquartierter Wehrmachtssoldaten: Die Aufnahme entstand etwa 1942/43 in Narwickau, Kreis Ebenrode (Stallupönen).


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