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31.05.08 / Im Reich der wundersamen »Zezootiere« / Besuch in einem Bildhaueratelier und einer Galerie abseits der große Straßen in Berlin

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-08 vom 31. Mai 2008

Im Reich der wundersamen »Zezootiere«
Besuch in einem Bildhaueratelier und einer Galerie abseits der große Straßen in Berlin
von Silke Osman

Berlin ist nicht nur Deutschlands politische Hauptstadt, es ist gleichwohl auch die Hauptstadt seiner Museen. Wohl keine andere deutsche Stadt verfügt über eine solche Vielfalt an Museen und Galerien wie die Stadt an der Spree. Da fällt die Auswahl dem Kunstfreund denn auch schwer, möchte er seinem Hobby frönen. Will er abseits der belaufenen Pfade fündig werden, ist das kein Problem. Denn in Berlin haben gerade auch in den Wohnvierteln kleine Galerien aufgemacht, die Erstaunliches zu bieten haben. Etwa in der Nähe des Savignyplatzes. Nur wenige Minuten vom belebten Kurfürstendamm entfernt eröffnet sich dort eine nahezu dörfliche Idylle.

In der Grolmannstraße 46 hat die Bildhauerin Gertraude Zebe ihr Domizil gefunden. Im vierten Stock (Achtung: Nicht nur die Liebe zur Kunst, auch Kondition ist gefragt) des Altbaus hat sie sich ein Atelier und eine kleine Galerie eingerichtet. Drei- bis viermal im Jahr veranstaltet sie dort Einzel- oder Grup-penausstellungen der von ihr vertretenen Bildhauer. Namen wie Joachim Dunkel, Richard Hess, Bucco oder auch Bernd Altenstein (geboren in Rastenburg) zeigen die Spannweite der künstlerischen Arbeiten, die oft schon ab 500 Euro zu haben sind.

„Ich möchte Plastiken besser verständlich machen“, hat sie einmal in einem Interview gesagt, „die Bildhauerkunst dem Publikum näherbringen. Insbesondere kleinere Formate werden nicht ernst genug genommen, obwohl man sich doch gerade mit ihnen eher identifizieren kann.“ Und: „Jeder Künstler muß seine eigene, erkennbare Formensprache haben. Das möchte ich zeigen.“ Ihren Kunden rät sie: „Leben Sie einfach mit der Kunst.“ Leben mit der Kunst, dieses Motto verwirklicht Gertraude Zebe jeden Tag aufs neue, denn schließlich sind in der Grolmannstraße nicht nur die Plastiken der Künstlerkollegen zu sehen, sondern auch ihre eigenen. In der aktuellen Ausstellung gibt sie einen Überblick über ihr derzeitiges Schaffen unter der Überschrift „Eisenguß und Zeichnung“ (bis 28. Juni). Vor mehr als zehn Jahren hatte Gertraude Zebe, die zuvor mit Bronze gearbeitet hatte, für sich den Eisenguß entdeckt. Die Formen wurden strenger, verführen jedoch nach wie vor zum Berühren, „Begreifen“. Die Künstlerin bezieht jetzt auch Fertigteile, sogenannte Eisenvierkantrohre, mit ein in ihr Werk, wie sie früher bereits technische Sockelteile verwandte. Ihren sogenannten „Zezootieren“ ist sie durch die Jahre treu geblieben, diesen wunderbar geheimnisvollen Mittelwesen zwischen Mensch und Tier. Schon die ersten Plastiken trugen übrigens stets ein „Ze“ (wie Zebe) vor dem Titel („Zebulle“, „Zebache“). Ihre neuen Arbeiten aus Eisenguß sind in der Form vielleicht strenger als die frühen Bronzen; der warme Ton des Materials aber gibt der künstlerischen Schöpfung jedoch wieder die besondere Ausstrahlung.

Neben den Plastiken entstanden viele kleine farbige Zeichnungen mit Bleistift und Wasserfarbe, die den plastischen Entwick-lungsprozeß verraten. Einige wurden für die Ausstellung gerahmt und können zu einem Sonderpreis erworben werden.

In Gesprächen mit der Künstlerin, zu denen bei einem Ausstellungs- und Atelierbesuch immer die Möglichkeit besteht, erfährt man vieles über ihre Arbeiten, über ihre Intentionen. Vor allem aber kann man sich einfangen lassen von der zauberhaften Atmosphäre in diesem Reich der „Zezootiere“.

Mehr Informationen im Internet unter www.bildhauergalerie-berlin.de oder direkt in der bildhauergalerie, Grolmannstraße 46, 10623 Berlin, Telefon / Fax (0 30) 8 83 22 85; Öffnungszeiten: donnerstags, freitags und sonnabends 15 bis 19 Uhr und nach Vereinbarung; Sommerpause Juli bis Oktober

Fotos: Die Welt der Gertraude Zebe: Gipsformen warten auf Wiederverwertung, während in der Galerie Arbeiten gezeigt werden.


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