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31.05.08 / Überall nur Anarchie / H.-J. Löwer bereiste Simbabwe und sprach auch mit enteigneten Weißen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-08 vom 31. Mai 2008

Überall nur Anarchie
H.-J. Löwer bereiste Simbabwe und sprach auch mit enteigneten Weißen

„Dieses Buch verstößt gegen die political correctness“, mit diesen Worten beginnt der Journalist Hans-Joachim Löwer sein neuestes Buch „Im Land des Hasses – Undercover durch Simbabwe“. Und er fährt fort: „Es bedient nicht die vertrauten Denkmuster, wonach das Elend Afrikas eine Folge des Sklavenhandels und der kolonialen Ausbeutung, der willkürlichen Grenzziehungen und der politischen Entmündigung durch weiße Eroberer ist. Stattdessen beschreibt es einen ,clash of cultures‘, in dem Schwarze die Täter und Weiße die Opfer sind. Dieses Buch ist auch nicht ausgewogen. Das kann es schon deswegen nicht sein, weil Simbabwe eine freie, ungehinderte Recherche nicht möglich macht.“

Dem Autor ist in vielen Punkten zuzustimmen. Ja, sein Buch ist keineswegs ausgewogen, da die meisten seiner Gesprächspartner enteignete Weiße waren, die natürlich ihre eigene Sicht auf die Dinge haben. Allerdings hatte Hans-Joachim Löwer auch keine Möglichkeit, offiziell in seiner Funktion als Journalist Interviewpartner zu suchen, denn dann wäre er vermutlich früher oder später wirklich im Gefängnis gelandet. Angesichts der angespannten Lage in dem Land, das 2007 immer noch vollständig unter der Fuchtel von Robert Mugabe stand, sogar eher früher. Also reiste Löwer offiziell als Rucksack-tourist durch das Land, was ihn allerdings auch schon verdächtig machte, denn Touristen sind in dem krisengeschüttelten Land eine Rarität geworden.

Spannend wie in einem Krimi schildert der 60jährige die Geschichte Simbabwes. Er beginnt mit einem Besuch des monumentalen „Heroe’s Acre“, einem riesigen Bronzerelief, das die Befreiung Simbabwes aus weißer Hand durch Robert Mugabe nachzeichnet. Der Ruhmesplatz vor den Toren der simbabwischen Hauptstadt Harare stellt Mugabe als weisen, mächtigen, alles überragenden Mann dar, doch die Bilanz seiner über ein Vierteljahrhundert währenden Regierungszeit ist deutlich weniger glorreich, als es die Gedenkstätte Glauben machen will. Löwers chronologische Nacherzählung der geschichtlichen Ereignisse Simbabwes wird immer wieder von Reportagen über Löwers Reise-etappen unterbrochen. Meistens trifft er jedoch nur auf verwaiste Farmen, wildüberwucherte Felder, arbeitslose Schwarze, frustrierte, enteignete Weiße und wenig Hoffnung. Die verschiedenen Enteignungsschicksale lassen den Leser immer wieder vor Wut die Fäuste ballen, und wenn Löwer dann nachzeichnet, daß Mugabe lange als Hoffnungsträger galt und man ihn fast bis vor wenigen Jahren ohne internationale Kritik hat gewähren lassen, dann kommt Unglaube hinzu. Denn Mugabe stürzte mit seiner Enteignungspolitik ja nicht nur die Weißen, sondern auch die Schwarzen ins Elend, da die wenigsten der neuen Inhaber wußten, wie sie Ertrag aus ihrem neuen Besitz ziehen konnten. So verkamen die Ländereien und die Landarbeiter wurden arbeitslos.

Die wenigen Farmen, die im Besitz von Weißen verblieben sind, werden ausgequetscht, indem die Inhaber stets gebeten werden, zu Parteifesten und ähnlichem Produkte kostenlos zu liefern. Zudem fehlt es an Arbeitern, da die einen der Meinung sind, sie hätten es nicht nötig, für Weiße zu arbeiten, und sich alles zum Leben Nötige durch gelegentliche Übergriffe auf Farmen illegal beschaffen. Die anderen sind ins Arbeitsplätze bietende Südafrika ausgewandert oder zählen zu dem Drittel der Bevölkerung Simbabwes, der an Aids erkrankt ist und eher zur Belastung denn zur Hilfe auf den Plantagen geworden ist.

Löwer schildert zudem erschreckende Ergebnisse, die die Anarchie im Lande mit sich bringt: spontane Gewaltattacken gegen Farmer, aber auch Schwarze. Der Autor spricht unter anderem mit einer 19jährigen, die mehrfach vergewaltigt wurde und infolgedessen mit HIV infiziert wurde.

Ja, Hans-Joachim Löwers spannendes Buch „Im Land des Hasses“ ist keineswegs ausgewogen, aber das krisengeschüttelte Simbabwe selbst ist auch alles andere als ausgewogen. Rebecca Bellano

Hans-Joachim Löwer: „Im Land des Hasses – Undercover durch Simbabwe“, Herbig, München 2008, geb., 234 Seiten, 19,90 Euro


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