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31.05.08 / 5000 Arbeitsplätze gefährdet / Moskau will Produktion bei Avtotor deckeln – Betroffene gehen in Königsberg auf die Straße

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 22-08 vom 31. Mai 2008

5000 Arbeitsplätze gefährdet
Moskau will Produktion bei Avtotor deckeln – Betroffene gehen in Königsberg auf die Straße
von Jurij Tschernyschew

Das Weiterbestehen eines der größten Unternehmen im Königsberger Gebiet ist gefährdet. Es handelt sich um den Autohersteller „Avtotor“, das Vorzeigeunternehmen des Königsberger Gebiets seit der Einführung der Sonderwirtschaftszone. Der Grund der Gefährdung ist eine geplante Verordnung des Ministeriums für Wirtschaftsentwicklung und des Ministeriums für Industrie und Energie, der zufolge das Avtotor nicht mehr als 10000 Autos pro Jahr produzieren darf. Eine solche Begrenzung könnte das Unternehmen unrentabel machen.

Hinter den Moskauer Regierungsplänen steckt die Lobby einheimischer Automobilproduzenten – allen voran die den Lada produzierendeFirma AvtoWAZ –, die sich schon seit Jahren über die Benachteiligung der in Rußland hergestellten Fahrzeugen russischer Marken gegenüber den in Königsberg steuerbegünstigt hergestellten Autos nichtrussischer Marken beklagt. Seitdem von Avtotor montierte Fahrzeuge der nichtrussischen Billigmarken KIA und Cherry zum gleichen Preis wie russische Autos angeboten werden, erhöht die Lobby den Druck auf die Regierung.

Avtotor wurde 1996 gegründet und baut neben KIA und Cherry auch Autos anderer ausländischer Marken wie BMW, Hummer, Cadillac und Chevrolet in Königsberg zusammen. Zur Zeit werden bei Avtotor 22 Modelle von neun Automarken gefertigt. Vergangenes Jahr wurden 108000 Autos produziert. Vor Jahren galt Avtotor als Symbol der wirtschaftlichen Wiedergeburt des Königsberger Gebiets. Das Unternehmen entstand aus dem nichts und entwickelte sich bald zu einem der größten Steuerzahler. Im vergangenen Jahr entrichtete das Unternehmen Steuern in Höhe von fast sieben Milliarden Rubel (rund 190 Millionen Euro). Gegenwärtig arbeiten etwa 2000 Menschen dort. Laut dem US-amerikanischen Wirtschaftsmagazins „Forbes Magazine“ nahm die Aktiengesellschaft im Jahre 2006 unter den 200 größten russischen Privatfirmen den Platz 69 ein.

Avtotor ist also durchaus von gesamtwirtschaftlicher Bedeutung für das Königsberger Gebiet. So stoßen die Avtotor-feindlichen Bestrebungen im Kreml auch nicht nur auf den Widerstand der Mitarbeiter dieses Unternehmens. Nicht einverstanden sind auch die Zulieferbetriebe, die zu 50 Prozent von Avtotor abhängig sind. Geschätzte 5000 Arbeitsplätze stehen bei „Avtotor“ und seinen Zulieferern auf dem Spiel.

So versammelten sich auf einer Protestkundgebung auf dem Königsberger Siegesplatz über 1000 Menschen. Sie kritisierten, daß die Einführung von Produktionsquoten mit fairem Wettbewerb nicht zu vereinbaren seien und warfen Mos­kau vor, daß es die Quotierung einführen wolle, weil Avtotor im vergangenen Jahr der führende Produzent ausländischer Marken geworden sei. An der Einführung von Quoten seien allein die Lobbyisten russischer Konzerne interessiert.


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