19.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
14.06.08 / Außer Kontrolle / Weltweite Energiekrise – wie lange halten die Verbraucher noch still?

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-08 vom 14. Juni 2008

Außer Kontrolle
Weltweite Energiekrise – wie lange halten die Verbraucher noch still?
von Klaus D. Voss

Diese weltweite Energiekrise geht allen an die Substanz – und es gibt noch nicht einmal eine Vision, wie sich die Menschheit aus den Fängen der Krisen-Spekulanten befreien könnte. Vor einem Jahr noch hatten sich die großen Wirtschaftsnationen auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm die Lage schönreden wollen, jetzt können sie und die großen Schwellenländer auf dem G8-Nachfolgetreffen nur noch klagen: Ja, die Lage ist gefährlich.

Bislang hat noch keine Wirtschaftsnation im Westen die Macht über die Märkte zurücker­obern können. Situationen wie diese kommen in Lehrbuch-Szenarien der Ökonomen nicht vor: Eine Hyper-Spekulation, die alle sicher geglaubten Regeln der Marktwirtschaft zu ihrem eigenen  Nutzen umwerten kann – nicht einmal die feurigsten Verfechter einer globalisierten Ökonomie hatten bis an diese Grenze denken wollen.

Jetzt ist so viel Geld in der Welt, daß weder Produzenten oder Anbieter, schon gar nicht die Abnehmer der Waren durch ihr Verhalten auf dem Markt die Preise regeln können. Das betrifft Öl und Gas, eine ganze Reihe von Rohstoffen und inzwischen auch viele Grundnahrungsmittel. Die Opec als Kartell der großen Erdölproduzenten ringt um Wege, selbst wieder die Preise festsetzten zu können – noch vergeblich.

Die Mega-Vermögen der Spekulationsfonds sind reine Inflationsgeschöpfe, und sie treiben die Geldentwertung dramatisch weiter voran. Weil die Waren von ihren Marktpreisen entkoppelt sind, gibt es keinen realen Gegenwert mehr.

Ein Faß Rohöl, das mit 140 Dollar bezahlt werden muß, ist tatsächlich nicht mehr wert als ein Faß für 80 Dollar – nur das Geld ist dramatisch entwertet. Verbraucher in Deutschland müssen die Heizkostenrechnung 2008 mit Aufschlägen zwischen 70 und 80 Prozent einplanen. Zusammen mit dem Raubzug an den Tankstellen macht das einen stattlichen Betrag aus – ein Normalverdiener mit Familie und kleinem Eigenheim wird 2008 einen Monat allein für die Spekulanten arbeiten. Ein ganzes Nettogehalt geht für die Energiepreissteigerungen drauf.

Der Vorstoß aus Reihen der SPD, mit Sozialtarifen die Preissteigerungen für Kleinrentner oder Einkommensschwache abzufangen, ist gut gemeint – aber ein reines Zeichen von Hilflosigkeit: Denn diese Energiesubventionen müßten auf die übrigen Verbraucher umgelegt werden und verteuerten so nur die Öl- oder Gas-Rechnungen der Normalverdiener.

Die Regierungen müssen sich etwas einfallen lassen – oder sich auf unruhige Zeiten einstellen. Noch ist die Frage im Raum, wie lange der Opferwillen der Verbraucher reicht. In Spanien, Portugal, Frankreich und Großbritannien stehen die Zeichen schon auf Sturm: Fischer blockieren die Häfen, Lkw-Fahrer Grenzübergänge und Großmarkthallen. Alle mit dem gleichen Ziel – Treibstoff zu erträglichen Konditionen.

Wie lange noch lassen sich Verbraucher mit dem Vorwand befrieden, im Grunde seien hohe Energiepreise eine wirkungsvolle Barriere zum Schutz von Klima oder Umwelt? Wehe, wenn sie dahinterkommen. Siehe auch S. 2.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren