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14.06.08 / Ost-Deutsch (70): Vaterland

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-08 vom 14. Juni 2008

Ost-Deutsch (70):
Vaterland
von Wolf Oschlies

Rußlands Ex-Präsident Putin sprach seit seinen Dresdener KGB-Dienstjahren gut Deutsch und hatte bei seinen Russen ein „deutsches“ Image. Als er im Juni 2000 erstmals nach Berlin kam, meinte die Moskauer Wochenzeitung „Ekspert“, das sei eine „vosvraschtschenie v vaterland“ – Heimkehr ins Vaterland.

Das Wort „vaterlant“ kam im 12. Jahrhundert auf, als freie Übertragung des lateinischen „patria“ und in der Bedeutung „Heimat, Himmel“ verwendet. Dann nahm das Wort an „Gewicht“ zu: „Ans Vaterland, ans teure, schließ dich an“, riet Schiller 1804 im „Tell“. 1813 fragte Ernst Moritz Arndt: „Was ist des Deutschen Vaterland?“ 1840 empfahl Max Schneckenburger in der „Wacht am Rhein“: „Lieb Vaterland, magst ruhig sein“. Und noch Hunderte Lieder und Dichtungen dieser Art mehr.

Das mag uns heute sehr pathetisch vorkommen, war damals aber nicht so gemeint und wurde von östlichen Nachbarn auch nicht so empfunden. Der tschechische Autor Zeleny erinnerte sich an seine Jugend, als deutsche und tschechische Kinder an Staatsfeiertagen die tschechische Nationalhymne sangen, „Nemci po svem prelozenou do nemciny (für die Deutsche eine übersetze Fassung hatten), vim, ze zacinala (ich weiß, wie sie begann): Wo ist mein Heim, mein Vaterland“. Was wirklich eine gute Übersetzung des tschechischen Originals „Kde domuv muj“ (Wo ist meine Heimat) war.

Zur selben Zeit soll es in Polen Soldatengräber gegeben haben für Gefallene „furs fatrland“ (besagen polnische Berichte, die ich nicht einordnen kann). 

Später beobachteten Tschechen spöttisch in der DDR „zakaz textu statni hymny kvuli motivu (das Verbot der Nationalhymne wegen des Motivs) Deutschland einig Vaterland“. Der Hymnentext von Johannes R. Becher durfte seit den späten 1960er Jahren nicht mehr gesungen werden, da er nicht zur SED-Doktrin der „Abgrenzung“ paßte. Erst bei der Wende in der DDR bekam ein Rumäne die Renaissance des Textes mit: „In octombrie, la Leipzig, am auzit apeluri la (im Oktober hörte ich in Leipzig Appelle nach) Deutschland – einig Vaterland“. 2001 sangen gar Slowenen „namesto Slovenija moja domovino“ (Slowenien meine Heimat) deutsch „Slowenien, mein Vaterland“.


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