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14.06.08 / Gequälter Zugang / Annäherung an den Staufenkaiser Friedrich II.

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 24-08 vom 14. Juni 2008

Gequälter Zugang
Annäherung an den Staufenkaiser Friedrich II.

40 Jahre lang, von 1212, dem Jahr der Bestätigung seines Königtums, bis zu seinem Tod herrschte der letzte große Staufer Friedrich II. (1193–1252) über das Heilige Römische Reich Deutscher Nation. Es erstreckte sich von der Elbe bis Sizilien und umschloß in der Mitte Italiens den römischen Kirchenstaat. 1220 wurde Friedrich in Rom von Papst Honorius III. zum Kaiser gekrönt. Einer seiner engsten Vertrauten war der Hochmeister des Deutschen Ordens Hermann von Salza (um 1170–1239). Nach Friedrichs Tod bewahrte die Nachwelt ein überwiegend negatives Bild dieses legendenumwobenen Monarchen. Der Historiker und Journalist Uwe A. Oster führt dies in erster Linie auf die Wirkung der zeitgenössischen antistaufischen Propaganda zurück, die insbesondere von Papst Gregor IX. (1227–1241) ausging, der den Kaiser 1229 exkommunizierte. In seiner Monographie „Die Frauen Kaiser Friedrichs II.“ hat er versucht, sich der Ausnahmepersönlichkeit über die Frauen, die in seinem Leben eine bedeutende Rolle spielten, zu nähern. Doch selbstverständlich ändert auch dieses Werk nichts an der Tatsache, daß „das Weibliche in der alten Welt tief im Hintergrund bleibt“ (Wolfram von den Steinen). Daher konnte das Versprechen des Umschlagtextes, der eine Biografie Kaiser Friedrichs II. aus der Perspektive der Frauen an seiner Seite ankündigt, nicht eingelöst werden. Friedrichs Mutter Konstanze de Hauteville, seine drei Ehefrauen, die Geliebten und die Enkelin Konstanze II. von Aragonien bleiben, was sie waren: schemenhafte Gestalten. Die historischen Quellen geben nur in groben Zügen Auskunft über ihren Lebensweg; kaum etwas ist daraus über den Charakter der Frauen zu entnehmen. Für ganze Zeitabschnitte fehlen derartige Geschichtszeugnisse überhaupt. Dafür tritt die widerspruchsvolle Persönlichkeit Fried-richs um so prägnanter hervor – dies aber vor allem im Lichte der zahlreichen sonstigen Quellenauszüge, die der Autor in die einzelnen Kapitel seiner gut und leicht lesbaren Darstellung eingefügt hat, darunter auch Meldungen spätmittelalterlicher Chronisten.

Vieles spricht dafür, daß der schlechte Ruf des Staufers in Hinsicht auf sein Verhältnis zu Frauen auf handfesten Tatsachen beruhte. Von zahllosen Geliebten, einem Harem und seelischer Grausamkeit ist immer wieder die Rede. Nach dem Tod seiner zweiten Gemahlin Isabella von Jerusalem im Jahre 1228 blieb der Kaiser bis 1235 unvermählt. 1232 wurde sein Lieblingssohn Manfred (1232–1266, 1258 König von Sizilien) geboren, der Sohn seiner Geliebten Bianca Lancia aus piemontesischem Grafengeschlecht. Obwohl Bianca allem Anschein nach seine große Liebe war, kam eine Ehe zwischen beiden aufgrund des Standesunterschieds nicht in Frage. Der Kaiser soll sie 1246 auf ihrem Sterbebett aber dennoch geheiratet haben, um ihr seelische Erleichterung zu verschaffen, war sie doch Mutter von dreien seiner zahlreichen unehelichen Kinder. Nur kurz geht Oster am Schluß auf die schrecklichen Schicksale der Söhne Manfreds und des Sohnes Konrads IV. ein, den man Konradin nannte.

Seine drei Ehen hat Friedrich II. aus machtpolitischem Kalkül geschlossen. 1245, vier Jahre nach dem Tod seiner dritten Frau Isabella von England, die im Alter von 24 Jahren im Kindbett starb, wollte der 53jährige nochmals eine jugendliche Prinzessin als Braut heimführen. Die 19jährige Gertrud von Babenberg war Erbin des Erzherzogtums von Österreich; durch diese Verbindung hätte sich ihm die Chance eröffnet, in den Besitz Österreichs zu kommen. Doch Gertrud widersetzte sich der Vereinbarung ihres Onkels, des kinderlosen Herzogs Friedrich, mit dem Kaiser. Sie erschien nicht wie verabredet in seiner Begleitung zum Hoftag in Verona und bereitete dadurch dem „größten aller Fürsten, Wunder und Umgestalter der Welt“ (so der Chronist Matthäus von Paris) eine der schwersten Demütigungen seines Lebens. Gertruds Weigerung war nicht nur der Tatsache geschuldet, daß Friedrich II. als Exkommunizierter zum Risiko für ihr eigenes Seelenheil hätte werden können. Hinzu kamen auch sehr persönliche Motive. D. Jestrzemski

Uwe A. Oster: „Die Frauen Kaiser Friedrichs II.“, Piper, München 2008, geb., 286 Seiten, mit 21 Abbildungen auf Tafeln, 18,50 Euro


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