© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 25-08 vom 21. Juni 2008

Klaus D. Voss:
Klare Sache

Man kann ruhig einmal die Bürger fragen: Einen bemerkenswerten Umschwung in den letzten Monaten hat das Meinungsforschungsinstitut Emnid festgestellt. Inzwischen will nahezu jeder zweite Deutsche, daß der gesetzlich fixierte Ausstieg aus der Atomenergie noch einmal überdacht wird.

Vor zwei Jahren waren die Befürworter der Kernenergie noch eine kleine Minderheit, ganze 15 Prozent. Aber nun haben dramatisch steigende Energiekosten sicher einiges dazu beigetragen, daß alle Aspekte der Energieversorgung sachlicher diskutiert werden, auch die Versorgungssicherheit.

Man darf die Bürger nicht unterschätzen; sie müssen mit dem Ihren zurechtkommen,  haben das Rechnen also noch nicht verlernt und wissen, woher bezahlbarer Strom kommt.

Man kann auch die Kommunen fragen, die sind näher dran am Bürger als die hochmögenden Minister. Gerade hat der Deutsche Städte- und Gemeindebund Alarm gerufen und dringend Investitionen in die Infrastruktur unseres Landes gefordert: für den Erhalt und Ausbau der chronisch überlasteten Straßen, ins Schienennetz der Bahn. Vor allem aber verlangen die Städte, daß bis zum Jahr 2020 noch 50 Milliarden Euro in neue Kraftwerke und Stromnetze investiert werden. Wer rechnen kann wie die Kommunen, der sieht die gewaltige Versorgungslücke auf uns zukommen, in den nächsten zwölf Jahren.

2022 will der Bundesumweltminister das letzte der deutschen Kernkraftwerke abschalten lassen, Block II in Neckarwestheim. Was dann? Wenn sie mich fragen: Wir sollten den Umwelt-Gabriels ganz schnell das Rechnen beibringen.