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28.06.08 / Ost-Deutsch (72): Schnaps

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Ost-Deutsch (72):
Schnaps
von Wolf Oschlies

Bäte mich jemand, das im Ausland populärste deutsche Wort zu nennen, würde ich ohne Zögern auf „Schnaps“ tippen. Der ist so deutsch, daß die Russen bündig definieren: „Snaps – germanskaja wodka“. Muß ich das etwa übersetzen? Ähnlich die Serben: „Moze snaps prije vecere, Nijemci vole rakiju“ (Vielleicht einen Schnaps vorm Abendessen, Deutsche lieben Rakija, also jede Art von Balkan-Schnäpsen). Über allem steht das Original: „Sznaps jest dobry na wszystko“ (Schnaps ist für alles gut), sagen Polen, die es wissen müssen.

„Schnaps (lese ich in einer russischen Wodka-Enzyklopädie) bedeutet wörtlich Greifen“, was ja zutrifft. Der Begriff kommt aus dem Niederdeutschen und bezeichnete zunächst einen guten Schluck Branntwein, so viel man eben aus der Flasche schnappen konnte. Seit dem 18. Jahrhundert wurde er zum Synonym für Branntwein generell. Folgeerscheinungen spiegeln Wörter wie „Schnapsidee“, ein verrückter Einfall, oder „Schnapszahl“, die ihren Namen vom Doppelsehen beschnapster Trinker bekam. Besser ist es, auf bulgarische Art zu trinken, nämlich „bavno ravnomerni glytki ot tschaschata s snaps“ (langsam mit gleichmäßigen Schlucken das Glas Schnaps leeren).

„Snaps krepkoalkogolnyj liker, tradicionno svjasyvaemyj s Germaniej“, heißt es in der russischen Enzyklopädie weiter: Schnaps ist ein hochprozentiges Getränk, das traditionell mit Deutschland verbunden wird. Aber das stimmt immer weniger, wie zum Beispiel tschechische Bürgermeister an ihren Mitbürgern erkennen: „Zajem vypalit si svuj snaps z vlastniho ovoce stale roste“ (Das Interesse, sich seinen Schnaps aus eigenem Obst zu brennen, wächst ständig). Noch besser ist es in Litauen, von dessen rund 3,4 Millionen Einwohnern etwa 20 Prozent Russen und Polen sind. Die haben stets ihren „samogon“ selber gebrannt, was illegal war. Aber 2003 erließ das litauische Parlament eine Amnestie, womit (berichten russische Blätter) „litowskij samogon polutschil stol she schirokoe prisnanie kak nemeckij snaps“ (litauischer Samogon eine so breite Anerkennung wie deutscher Schnpas erfuhr). Wie Russen wissen: Mit „tschetyre tschetwertinki snapsa“ (vier Viertelchen Schnaps) läßt sich alles „otschlifowatj“ (zurecht schleifen).


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