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28.06.08 / Aussöhnung und Verständigung / Der Dialog miteinander spielt in den Bücher von Herbert Somplatzki ein große Rolle

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 26-08 vom 28. Juni 2008

Aussöhnung und Verständigung
Der Dialog miteinander spielt in den Bücher von Herbert Somplatzki ein große Rolle
von Manfred E. Fritsche

Mit einer Lesung des Autors Herbert Somplatzki wurde nun im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen eine Ausstellung über eine Familiengeschichte eröffnet – Somplatzkis eigene Familiengeschichte. Die Ausstellung ist bis zum 20. Juli in den Räumen im Ellinger Schloß zu sehen.

Die Geschichte könnte auch für andere Personen oder Familien stehen, die während und nach dem Zweiten Weltkrieg aus Ostpreußen vertrieben wurden, vor allem für jene, die im Ruhrgebiet landeten. Aber der 1934 in Groß Piwnitz im Landkreis Ortelsburg geborene Herbert Somplatzki hat seine eigene Familie für sein Buch „Masurische Gnadenhochzeit“ als Grundlage genommen, die von den Wechselfällen der „großen“ Geschichte geprägt, ihren ganz besonderen Weg nahm. Der Autor blickt zu den Wurzeln seiner Familie zurück, angefangen bei seinen Großvätern, die bereits Mitte des 19. Jahrhunderts dem Ruf des „Schwarzen Goldes“ in das Ruhrgebiet folgten. Sodann beschreibt er sein eigenes Leben – er, der mit zwölf Jahren 1946 als Flüchtling nach Marl kam und dort nach der Schule wie sein Vater unter Tage auf der Zeche Gewerkschaft Auguste Victoria in Hüls arbeitete. Nach elf Jahren Bergbauarbeit wurde er Ausnahmestudent an der Deutschen Sporthochschule Köln, die er als Diplom-Sportlehrer verließ. Ein Studium an der Universität Essen mit den Fächern Medienpädagogik, Germanistik, Kunst und Erziehungswissenschaften schloß sich an. Der Diplom-Pädagoge ist Gründungsmitglied des Literatur-Rates Nordrhein-Westfalen, Mitglied der Europäischen Autorenvereinigung „Die Kogge“ und der internationalen Schriftstellerver­einigung P.E.N. und lebt heute in Schmallenberg im Sauerland.

In seinen Erinnerungen beschreibt er die Offenheit der Menschen im Ruhrgebiet, das immerhin für ein Drittel der deutschstämmigen masurischen Bevölkerung zur Heimat nach Flucht und Vertreibung wurde. Auch Somplatzkis Familie integrierte sich problemlos im Wes­ten, das besprochene Buch endet mit der Gnadenhochzeit seiner Eltern im Erscheinungsjahr 2003.

Aber nicht nur Bücher schreibt Somplatzki, er arbeitet als Hörspielautor, Schauspieler, Rezitator und Regisseur. Seit zwei Jahrzehnten widmet er sich den deutsch-polnischen Beziehungen, sowohl in seiner literarischen Arbeit, als auch in der Begegnung mit den Menschen in seiner masurischen Heimat. Seine zweisprachigen Bücher „Morgenlicht und wilde Schwäne – Brzask i dzikie labedzie“ und „Die Frau mit dem Bernsteinhaar – Kobieta o bursztynowych wlosach“ geben Deutschen und Polen die Möglichkeit, sie sowohl in ihrer Muttersprache als auch in der Sprache des europäischen Nachbarn zu lesen.

In der Ausstellung, die der Direktor des Ellinger Kulturzentrums Ostpreußen Wolfgang Freyberg nun eröffnete, ist die Familiengeschichte in 30 Rahmen zweisprachig – deutsch und polnisch – zusammen mit den weltpolitischen Ereignissen dargestellt. Des Weiteren sind Stücke aus der persönlichen Sammlung von Herbert Somplatzki zu sehen, unter anderem seine Arbeitspapiere und alte Familienfotos. Eine Vitrine mit einem Teil seiner von ihm verfaßten Bücher rundet die vom Westpreußischen Landesmuseum in Münster zusammengestellte Kabinett-Ausstellung ab.

Die Ausstellung „Ost-West-Begegnungen in Krieg und Frieden. Auf den Spuren einer Familiengeschichte“ im Kulturzentrum Ostpreußen in Ellingen ist noch bis zum 20. Juli 2008 zu besichtigen, Dienstag bis Sonntag von 10 bis 12 und von 13 bis 17 Uhr geöffnet.


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