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05.07.08 / Entarteter Markt / Zu viel Kapitalismus schadet

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Entarteter Markt
Zu viel Kapitalismus schadet

In fünf Hauptkapiteln über Kapitalismus, Demokratie, Menschenrechte, Globalisierung und Neue Weltordnung behandelt „Das Gift des globalen Neoliberalismus – Mit Turbokapitalismus in die Krise“ die Fragen: Kann ein gieriger Egoismus ökonomisch in einen gemeinnützigen Altruismus übergehen? Wie wirkt sich eine ungebremste Geldmengenvermehrung ohne die geringste realwirtschaftliche Deckung auf die Weltwirtschaft aus? Hat die Demokratie das „eherne Gesetz der Oligarchie“ beseitigt? Vermögen Menschenrechte glaubwürdig auf einem Rechtspositivismus aufzubauen? Bricht die Globalisierung wie eine höhere Naturgewalt über uns herein und „passiert“ einfach oder wird sie zu einem guten Teil bewußt gemacht, von Interessen bestimmt und zum Instrument eines weltumspannenden Imperialismus?

Über den Neoliberalismus ist schon manches geschrieben worden. Nun wird ideologiekritisch eine konsistente Gesamtschau gewagt. Ausgehend vom ersten Satz der Logik (Alles muß mit sich selbst übereinstimmen und sich von anderem unterscheiden) und der konfuzianischen Forderung nach der Richtigstellung der Begriffe postuliert der Autor Wolfgang Caspart, Psychologe, Betriebswirt und idealistischer Philosoph, daß verdrehte, geheuchelte oder auch schlicht falsche Begrifflichkeiten niemals in der Lage sind, wahre Anschauungen, ehrliche Zustände oder gar eine bessere Welt hervorzubringen.

Durch den unermüdlichen Gebrauch von zwar gebetsmühlenartig wiederholten, aber innerlich nicht stimmigen und oft sogar ihr genaues Gegenteil bedeutenden Worten werde keine Schwierigkeit bewältigt. Jede Krise wird nur verschärft. Der Mißbrauch bringe sogar die noch unverfälschten Ausgangsanliegen in Mißkredit. Doch mit falschen Mitteln gelange man zu keinen brauchbaren Problemlösungen und korrekten Resultaten. Dies zu durchschauen und die Begrifflichkeiten wieder richtig zu stellen ist das Anliegen des Autors.

Caspart kommt zum wohlbelegten, aber sicher nicht unumstrittenen Ergebnis: Der Neoliberalismus, in Amerika unter „Neokonservatismus“ laufend, ist zu einer unehrlichen Entartungserscheinung der Marktwirtschaft und einem bösen Zerrbild des Liberalismus geworden. Er hat die Nationen nicht in den Wohlstand, sondern ins Elend geführt. Seine Manipulationen und Tricks lassen die Völker in Abhängigkeit, Erniedrigung, Entwurzelung und Krisen versinken. Einziger Nutznießer ist die betrügerische Pseudo-elite eines verlogenen und unersättlichen Kapitalismus.

Gedanken, Ideen, Vorstellungen und Begriffe sind nun einmal – so Casparts Credo – keine nebensächlichen Spielereien. Vielmehr wirken sie sich höchst konkret aus und gestalten sehr intensiv die reale Welt mit.

Darin spiegelt sich die idealistische, dem mechanistischen Materialismus widersprechende Logik des Autors.

Mutig, informativ, aktuell ist das Buch vorbehaltlos empfehlenswert. Konrad Löw

Wolfgang Caspart: „Das Gift des globalen Neoliberalismus – Mit Turbokapitalismus in die Krise“, Signum, Wien 2008, geb., 232 Seiten, 19,90 Euro


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