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05.07.08 / Lustiges Vater-Tochter-Gespann / Roman-Heldin muß 73jährigen Papa mit in den Urlaub nehmen

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

Lustiges Vater-Tochter-Gespann
Roman-Heldin muß 73jährigen Papa mit in den Urlaub nehmen

Mit ihrem neuem Unterhaltungsroman „Urlaub mit Papa“ präsentiert Dora Heldt bereits in zweiter Fortsetzung die Erlebnisse der Hamburgerin Christine, einer gestandenen Frau von Mitte 40. Die Protagonistin und Ich-Erzählerin ist seit kurzem wieder Single. Wie die Autorin selbst ist sie auf Sylt geboren und arbeitet in einem Verlag. Diesmal schickt die Autorin sie auf die Ferieninsel Norderney.

Christine und ihre Freundin Dorothea, von Beruf Bühnenbildnerin, freuen sich auf ihren bevorstehenden Arbeitsurlaub auf der Ferieninsel in der Nordsee. Dort wollen sie der frischgebackenen Pensionswirtin Marleen, ihrer Bekannten, dabei helfen, eine heruntergekommene Kneipe zu renovieren und in eine schicke Bar mit Lounge umzufunktionieren. Natürlich planen die beiden Frauen, sich in der Freizeit am Strand zu erholen. Daß sie dabei einem Flirt durchaus nicht abgeneigt wären, versteht sich, zumal auch Dorothea wieder Single ist. Da ruft Christines Mutter an und macht den Freundinnen einen Strich durch die Rechnung. Sie muß wegen einer Knieoperation ins Krankenhaus und ist besorgt um ihre bessere Hälfte Heinz, Christines Vater. Heinz darf während ihrer Abwesenheit auf keinen Fall unversorgt zu Hause bleiben, erklärt die Mutter, und daß Christine ihren Vater mit nach Norderney nimmt, ist für sie eine Selbstverständlichkeit.

Und so brechen Christine, Dorothea und der 73jährige Heinz gemeinsam in Dorotheas Auto auf, um sich in Norddeich mit der Fähre übersetzen zu lassen. Die beiden Frauen könnten sich gut mit der neuen Situation arrangieren – wenn Heinz nur nicht so speziell wäre. Aber dann wäre dieses Buch eben auch nicht annähernd so amüsant.

Heinz ist ein schräger Typ mit etlichen Marotten, zum Beispiel seiner Vorliebe für den HSV und für deutsche Schlager, von denen er viele auswendig kennt. Wenn er in Stimmung ist, singt er sie hingebungsvoll mit. Dementsprechend hat Dora Heldt die Kapitel ihres Buches nach einzelnen Schlagertiteln benannt. Andererseits ist Christines Vater mißtrauisch und prädestiniert dafür, in alle möglichen Fettnäpfchen zu treten, ohne davon etwas zu merken. Das heißt, so genau weiß man das nie bei Heinz, da er über ein gerüttelt Maß an Bauernschläue verfügt. Dabei ist er im Grunde ein liebenswerter Mensch. Galant läßt er sich die Umgarnung eines kuriosen Damen-Duos in grellbunten Do-it-yourself-Kostümen gefallen, das schon auf der Fähre ein Auge auf ihn geworfen hat. Zu dem Arbeitsteam in der Bar gehören außerdem noch Kalli, ein Inselbewohner und Jugendfreund von Heinz, der Elektriker Onno und schließlich der bezopfte Innenarchitekt Niels aus Bremen, auf den Dorothea fliegt. Zu ihnen stößt der kleine, flinke Inselreporter Gisbert von Meyer. Er hält sich an Heinz und macht mit dessen Einwilligung Christine den Hof. Von Meyer gibt vor, bestens informiert zu sein über einen Feriengast in Marleens Pension, der angeblich auf den Nordseeinseln als Heiratsschwindler gesucht wird. Ausgerechnet dieser gutaussehende Johann Thiess hat Christine bereits den Kopf verdreht.

Trotz der nicht gerade prickelnden Handlung vermag es die Autorin, den Leser besser die Leserin – der Roman ist deutlich auf ein weibliches Publikum ausgerichtet – für Christines Welt zu interessieren. Sie erreicht dies durch spritzige Dialoge voller Situationskomik und die Wiedergabe des Lokalkolorits. Christines Freundinnen und Verwandte, die Inselbewohner und Feriengäste charakterisiert sie mit Wärme und Ironie, auch spitzzüngig und kritisch, aber immer lebensnah. Man glaubt, ihnen bereits einmal begegnet zu sein. Zumal uns einiges so bekannt vorkommt, ist Schmunzeln programmiert.    Dagmar Jestrzemski

Dora Heldt: „Urlaub mit Papa“, dtv, München 2008, broschiert, 317 Seiten, 12 Euro


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