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05.07.08 / »Europa ohne Grenzen« / Wilfried Böhm übergab Ehrenfahne des Europarates auf Partnerschaftsfeierlichkeiten in Sensburg

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 27-08 vom 05. Juli 2008

»Europa ohne Grenzen«
Wilfried Böhm übergab Ehrenfahne des Europarates auf Partnerschaftsfeierlichkeiten in Sensburg

Das „Europa der Bürger“ gibt es tatsächlich: Das Engagement der Menschen für die Partnerschaft in den beiden Städten Sensburg in Ostpreußen und Grünberg in Hessen ist der Beweis dafür. Sie pflegen in ihrem Alltag echte europäische Gemeinschaft und schaffen damit die Basis für eine gemeinsame friedliche Zukunft. Gibt es doch unzählige Städtepartnerschaften überall in Europa und zum Teil seit vielen Jahrzehnten.

Das Ehrenmitglied der Parlamentarischen Versammlung, der ehemalige Bundestagabgeordnete Wilfried Böhm, Melsungen, der die Ehrenfahne des Europarates im Rahmen einer Festveranstaltung in Sensburg überbrachte, sagte, der Europarat in Straßburg sei die älteste der gemeinsamen Institutionen Europas, die nach dem verheerenden Zweiten Weltkrieg geschaffen wurden. Er sei heute der Zusammenschluß von 47 Nationalstaaten in Europa, von Irland bis Rußland, die entweder schon seit 1949 zusammenwirkten oder sich nach dem Zusammenbruch des Kommunismus auf den Weg begeben hätten, ihr Land in Europa demokratisch zu gestalten.

Der Europarat sei so auch äußerlich zum Spiegelbild der historisch gewachsenen Nationalstaaten geworden, „die das Europäische an Europa“ seien. Die Politik könne jedoch die Probleme und Ziele nur sichtbar machen, sie diskutieren, Konventionen ausarbeiten und politische Weichen stellen. „Doch auf diesen Gleisen im Alltag den Weg praktisch erkunden und erproben und so zueinander finden, das können nur die Bürgerinnen und Bürger Europas selbst.“ Genau das täten die Städtepartnerschaften, die vom bürgerschaftlichen Engagement getragen würden und beim Austausch zwischen Vereinen in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens, beim Schul- und Jugendaustausch und nicht zuletzt im wirtschaftlichen Bereich großartige Leistungen vollbrächten.

Böhm verwies darauf, daß die Stadt Sensburg auch zu Grünbergs Partnerstädten in Spanien und Frankreich Kontakte aufgenommen habe und die Städtepartnerschaft auf diese Weise auch eine gesamteuropäische Aufgabe erfülle.

Bei den Feierlichkeiten unter dem Titel: „Europa ohne Grenzen“ mit den Festreden der beiden Bürgermeister und Vorträgen zur internationalen Zusammenarbeit, zur regionalen Wirtschaftspolitik und zur Geschichte Ostpreußens mit lokalen und regionalen Geschichtsschreibern erfolgte ein offener und freundschaftlicher Gedankenaustausch, wobei auch Projekte vorgestellt wurden, die spontan „von unten“ entstanden sind, mit denen sich polnische Bewohner des Gebietes auf Erkundungsfahrt in ihre Heimat begeben haben, nachdem Anfang der 90er Jahre das Tabu gefallen ist, mit dem die deutsche Vergangenheit Ostpreußens belegt war. Auch die Ereignisse des Kriegsjahres 1945 mit der Flucht der Bevölkerung und den Kriegsverbrechen der Roten Armee, dem Hunger und der Verschleppung in die Sowjetunion sowie das Schicksal der Ausgesiedelten, die sich „ohne einen Pfennig in der Tasche in völlig fremden Gebieten Deutschlands wiederfanden“, wurden angesprochen, weil es mehr als 60 Jahre nach Kriegsende völlig legitim sei, „auch an die Tragödie der deutschen Bevölkerung Ostpreußens zu erinnern“.

Darüber hinaus gab es in den Gastfamilien der zahlreichen Grünberger, die in ihre Partnerstadt gekommen waren, noch viele Gelegenheiten zum Gedankenaustausch, zum Beispiel bei der gemeinsamen Teilnahme an zahlreichen Veranstaltungen, wie der Einweihung eines „Platzes der Europäischen Einheit“, bei der die Bürgermeister beider Partnerstädte Frau Otolia Siemieniec (Sensburg) und Frank Ide (Grünberg) und die Vorsitzenden der beiden Partnerschaftskomitees jeweils eine Eiche als Symbol der Verwurzelung der Freundschaft pflanzten. Ein Festumzug, eine Spartakiade für behinderte Kinder und ein masurischer Jahrmarkt mit volkstümlichen Handarbeiten und kulinarischen Genüssen sowie sportliche Veranstaltungen schlossen sich an und boten Gelegenheit zum freundschaftlichen Feiern.

Im Museum der Stadt erfuhren die Gäste vieles über den ostpreußischen Schriftsteller Ernst Wiechert, der zu den meistgelesenen Autoren seiner Zeit gehörte und dessen Werke Millionenauflagen erreichten. Eine Schiffsfahrt auf dem Schoß-See, an dem das von den Polen „Mragowo“ genannte Sensburg liegt, und der Besuch des nahe der Stadt gelegenen Tourismusprojekts „Western City Mrangoville“, das aus dem „Westernfestival Mrangoville“ entstanden ist und in diesem Sommer eröffnet werden soll, rundeten das Programm der Partnerschaftsfeiern ab, das ein ökumenischer Gottesdienst abschloß.           -m

Foto: Mrongoville: Der Besuch der Westernstadt rundete das Programm der Partnerschaftsfeierlichkeiten mit Grünberg ab.  


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