25.04.2024

Preußische Allgemeine Zeitung Zeitung für Deutschland · Das Ostpreußenblatt · Pommersche Zeitung

Suchen und finden
12.07.08 / Die Welt muß sich wehren / Studie der Vereinten Nationen warnt vor Gefahren aus der globalen Finanzherrschaft

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Die Welt muß sich wehren
Studie der Vereinten Nationen warnt vor Gefahren aus der globalen Finanzherrschaft
von Klaus D. Voss

Diese Uno-Studie nennt die Dinge beim richtigen Namen: Die Welt muß sich fragen, ob unter dem Druck der Globalisierung der Glaube an die Kraft der selbstregulierenden Märkte „nicht nur ein Mythos und eine fixe Idee ist“.

In seinem Jahresbericht 2008 zur Weltwirtschaft und zur sozialen Lage (WESS 2008) empfiehlt das UN-Departement für Wirtschaft und soziale Angelegenheiten in Genf  – auch im Namen von UN-Generalsekretär Ban Ki-moon – energische, unter den Staaten abgestimmte Schritte, um die außer Kontrolle geratenen Weltmärkte wieder in den Griff zu bekommen. Die Vereinten Nationen meinen es ernst damit.

Der Bericht belegt, mit zahlreichen Statistiken und Schaubildern ausgestattet, daß der inzwischen nicht mehr reglementierte weltweite Handel zwar einerseits Wohlstand vermehren kann, in einzelnen Staaten jedenfalls. Die Analyse zeigt auf der Gegenseite aber auch, daß die Globalisierung jeden Einzelstaat überfordert: Niemand kann mehr allein in das Geschehen auf den Märkten regulierend eingreifen, noch gibt es eine Chance gegen die unkontrollierten, weil alle Landesgrenzen übergreifenden Finanzsysteme. Das passende Wort aus den Schlagzeilen unserer Tage dazu heißt: Hyper-Spekulation.

Der Bericht WESS2008 weist auch nach, daß die Märkte heute nicht mehr vom Handel dominiert werden, was nach den ökonomischen Gesetzen von Angebot und Nachfrage immer zu einem Ausgleich und damit zu recht stabilen Verhältnissen führen müßte. Die Weltmärkte werden heutzutage von den Finanzsystemen getrieben – die Spekulanten diktieren also das Geschehen.

Die wirtschaftlichen Folgen sind weltweit spürbar: Die Geldmaschine Spekulation untergräbt die Stabilität aller Märkte und den Wert der Umlaufwährungen. Sie spendiert schnell Maximalgewinne, schlägt dann aber tiefe Breschen in die Branchen.

Wie zum Beweis liegt jetzt die Übersicht zum Bankenwesen vor. Eine unmittelbare Nachwirkung zur weltweiten Spekulation mit Hypothekenkrediten hat die Banken hart getroffen – die Kreditinstitute sind Mitte 2008 an den Aktienbörsen nur noch halb so viel wert wie im Juli 2007. Institute wie die Deutsche Bank oder die Commerzbank müssen Kapitalverluste wie im Weltdurchschnitt verkraften, die Schweizer Banken-Festung UBS verlor sogar 69,3 Prozent ihres Handelswertes.

Das UN-Departement für Wirtschaft und soziale Angelegenheiten warnt davor, die Entwicklung weiter laufen zu lassen. Die politischen Folgen seien schon jetzt schwerwiegend. Aus den vergangenen zwölf Monaten führt der Bericht Hungerrevolten, Verteilungskämpfe, Unruhen und bewaffnete Konflikte aus den Entwicklungsländern an. Verstärkt werden die Notlagen durch zunehmend schwere Katastrophen unter dem Einfluß einer Klimaveränderung. Auch in den industrialisierten Staaten seien die Bevölkerungen bis in die Mittelschicht hinein verunsichert: Beklagt wird als Folge der Globalisierung eine Aushöhlung des Lebensstils, reduzierter sozialer Schutz und eine ständige Furcht vor dem sozialen Abstieg.

Dringend fordern die Vereinten Nationen die Nationalstaaten zur Besinnung und zu abgestimmten Interventionen auf: auf den Kapitalmärkten, beim Rohstoff- und Energiehandel. In einem starken multilateralen Handelssystem sollen die scharfen Pendelschläge der Konjunktur abgefangen und die Nachfrage mit einem globalen „New Deal“ nach dem Vorbild der US-Wirtschaftspolitik unter Präsident Franklin D. Roosevelt stimuliert werden, um eine weltweite Rezession zu vermeiden.


Artikel per E-Mail versenden
  Artikel ausdrucken Probeabo bestellen Registrieren