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12.07.08 / Das andere Gesicht des Faruk Sen / Polemik des Leiters des Zentrums für Türkeistudien führte zu seiner Absetzung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Das andere Gesicht des Faruk Sen
Polemik des Leiters des Zentrums für Türkeistudien führte zu seiner Absetzung
von Mariano Albrecht

Deutschlands Vorzeigetürke ein Nazi? Ein Holocaust-Leugner? Ein Antisemit? Faruk Sen, Leiter des Zentrums für Türkeistudien (ZfT) und Mitglied der SPD, hatte sich im Vokabular vergriffen. Irgendwie war eine Kolumne Sens in der türkischen Wirtschaftszeitung „Referans“ bis nach Deutschland durchgedrungen. Sen soll die Situation der Türken in Europa mit jener der Juden in der Zeit des Nationalsozialismus verglichen haben. Mit Blick auf die Diskriminierung von Minderheiten in der Türkei habe Faruk Sen gegen den Antisemitismus in der Türkei argumentieren wollen, etwa nach dem Motto: Seht, auch wir sind in Europa Opfer von Diskriminierungen. Und so bezeichnete er die europäischen Türken als die „neuen Juden“.

Ein für türkische Verhältnisse nicht unüblich heftiger Vergleich. In Deutschland allerdings stößt solche Wortwahl sofort auf scharfe Kritik. Der Vergleich hatte unmittelbare Konsequenzen: Ausgewechselte Schlösser in den Büros und Hausverbot für den ehemaligen Leiter des Zentrums für Türkeistudien Faruk Sen. War kurz nach Bekanntwerden der Veröffentlichung noch von einer Abmahnung die Rede, so wurde Sen dann doch vom Kuratorium der Stiftung gefeuert. Selbst der Zentralrat der Juden in Deutschland, bei dem sich Sen sofort entschuldigte, stellte sich vor Sen. Erfolglos. Der Gescholtene ist seinen Job los.

Geht es wirklich nur um eine unglückliche Formulierung in einem Zeitungsartikel? Das ZfT ist eine Stiftung des Landes Nordrhein-Westfahlen, Vorsitzender des Stiftungskuratoriums ist Integrationsminister Armin Laschet (CDU). Auch Vertreter anderer Parteien sind vertreten. Bei Sens Rauswurf sind sich alle einig: Das Maß ist voll. War da noch mehr?

Allerdings. In der Stiftung trägt Sen den heimlichen Spitznamen „Fürst Faruk“, und so hat er sich bisweilen aufgeführt.

Der verbale Ausrutscher in der „Referans“ war nicht der erste. Trotzdem reagierten die NRW-Politiker und Finanziers des Zentrums in der Vergangenheit nicht.

Gab sich Sen in Deutschland ganz der Integration seiner nicht immer integrationswilligen Landsleute verpflichtet, so klang in türkischen Medien ein ganz anderer Ton an. Ob in der islamistischen Zeitung „Zaman“ (Zeit) oder der liberalen „Milliyet“ (Nation) – in der Heimat schlägt sich Sen auf die Seite der Nationalisten, stellte die „Süddeutsche Zeitung“ fest. Von antitürkischem Rassismus in der EU ist die Rede, Sen schaltet sich mit der Propaganda der türkischen Regierung in Ankara gleich. Der Grünen-Politiker Cem Özdemir bemerkte einst, daß er den Professor in türkischen Talk-Shows nicht wiedererkenne. Auch der ehemalige Botschafter der Bundesrepublik in Ankara, Hans-Joachim Vergau, warnte bereits vor zehn Jahren. Er schrieb an das Auswärtige Amt: „Die Botschaft hat seit langem immer wieder Belege geliefert, wonach Faruk Sen es darauf anlegt, gegenüber der türkischen Öffentlichkeit als Zeuge für deutsches Unrecht an Türken und deutsches Versagen bei der gesellschaftlichen Eingliederung dieser Minderheit Aufsehen zu erregen. Er versteht es, diese – oft in den Mantel scheinbarer Wissenschaftlichkeit gekleideten – Polemiken fast in der gesamten, ihm bereitwillig offenstehenden Presse- und Fernsehlandschaft innerhalb der Türkei deutlich sichtbar unterzubringen.“ Vergau machte deutlich, daß dies für die Botschaft nur schwer hinzunehmen sei.

Doch die nordrhein-westfälische-Regierung unter Wolfgang Clement (SPD) ließ Sen unangetastet, obwohl es aus allen Richtungen Skandale hagelte.

Im Jahr 2001 forderte Sen die Deutschtürken auf, das Kindergeld, welches sie in Deutschland erhielten, in die Türkei zu überweisen, um den türkischen Staatshaushalt zu sanieren. Vom damaligen NRW-Minister für Arbeit und Soziales, Harald Schartau, wurden Gegner des SPD-Mitglieds Faruk Sen indes als „Querulanten“ beschimpft.

Erst im vergangenen Jahr stoppte NRW-Integrationsminister Armin Laschet (CDU) Sens Alleingänge. Der Landesrechnungshof hatte enorme Ausgaben für Symposien in türkischen Ferienzentren, ausschweifende Bewirtungen und Sens Gehalt von rund 8200 Euro monatlich, weit über vergleichbaren Bezügen im öffentlichen Dienst, beanstandet. Laschet stoppte die Fördergelder für das ZfT. Gegen derartigen jahrelangen Schlendrian im Umgang mit Sens fragwürdigen Machenschaften unter dem vermeintlichen Deckmantel der Integrationsarbeit mutet der Rauswurf des Leiters wie ein Befreiungsschlag durch das Stiftungskuratorium an.


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