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12.07.08 / Eine außergewöhnliche Frau / Biographie der Insterburger Dichterin Frieda Jung

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Eine außergewöhnliche Frau
Biographie der Insterburger Dichterin Frieda Jung

Ja, ich habe ein paar Lieder gesungen – aber lange nicht so schön wie die Lerche da draußen in der blauen Luft!“ bekannte Frieda Jung, als ihr 60. Geburtstag 1925 im Insterburger Rathaussaal festlich begangen wurde. Die bescheidene Frau, die sich selbst als eine „schlichte Frau“ sah, „die mit ihren grauen Haaren noch immer die Menschen für gut hält, die hin und wieder gern ein wenig plattdeutsch spricht und fest und kindesfroh an die Gottesschrift in Bibel, Wald und Sternen glaubt“, konnte auf ein Leben voller Schicksalsschläge zurückblicken.

Geboren am 4. Juni 1865 als Tochter eines Lehrers in Kiaulkehmen, Kreis Gumbinnen, verlor sie früh den Vater. Ihre Ehe mit einem ungeliebten Mann wurde nach einem Jahr geschieden; ihr einziges Kind verlor sie früh. Im harten Kampf um die Existenz bewährte sie sich – als Erzieherin und Gesellschafterin wirkte sie in vier verschiedenen Haushalten, bis sie als freie Schriftstellerin ein Auskommen fand.

In Buddern, Kreis Angerburg, baute sie sich 1912 ihr Dichterheim auf, das sie allerdings im Ersten Weltkrieg bereits wieder verlassen mußte. Auf Lesungen im mitteldeutschen Raum machte sie Freunde der Dichtkunst auch außerhalb Ostpreußens auf ihr Werk aufmerksam. Ihre Lyrikbände „Gedichte“, „Mairegen-Gottessegen“, „Freud und Leid“, „Gestern und heute“ sowie der nach ihrem Tod erschienene Band „Auch ich hab’ mit dem Schmerz zu Tisch gesessen“ durften in keinem ostpreußischen Haushalt fehlen.

Als Frieda Jung am 14. Dezember 1929 in Insterburg für immer ihre Augen schloß, ging mit ihr eine Dichterin, die „Verse von letzter Lauterkeit“ geschaffen hat, wie Martin A. Borrmann es einst ausdrückte: „Sie trösten durch ihre fast heitere Gelassenheit und Gelöstheit die Herzen derer, die, wie die Dichterin selbst, Schweres erlebt haben.“

Wer sich ein genaues Bild vom Leben und Wirken der ostpreußischen Dichterin machen möchte, dem sei ein neues Buch aus dem Husum Verlag ans Herz gelegt, in dem Klaus Marczinowski, selbst in Insterburg geboren, anschaulich über Freud und Leid im Leben von Frieda Jung berichtet. Persönliche Aufzeichnungen und Auszüge aus dem Werk runden das Bild ab. Den Leser erwartet eine besinnliche Lektüre und die Begegnung mit einer außergewöhnlichen Frau.    os

Klaus Marczinowski: „Frieda Jung – Freud und Leid im Leben einer ostpreußischen Dichterin“, Husum Verlag 2008, 156 Seiten, zahlr. sw Abb., brosch., 7,95 Euro


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