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12.07.08 / Ein interessantes Land / Eine Jubiläumsausstellung würdigt 25 Jahre Oberschlesisches Landesmuseum

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

Ein interessantes Land
Eine Jubiläumsausstellung würdigt 25 Jahre Oberschlesisches Landesmuseum
von Dieter Göllner

Mit einer großen Jubiläumsausstellung erinnert das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel an herausragende Ereignisse aus seiner Geschichte und blickt in die Zukunft

Ein doppeltes Jubiläum steht an: Vor 25 Jahren wurde das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel eröffnet und vor zehn Jahren der Museumsneubau eingeweiht. Grund genug für das größte schlesische Museum in Westdeutschland, die Meilensteine der Geschichte im Rahmen einer Ausstellung und einer Feier Revue passieren zu lassen. Dr. Stephan Kaiser, Direktor der musealen Einrichtung, blickte gemeinsam mit seinem jungen, hoch motivierten Team bei dieser Gelegenheit auch in die Zukunft und verriet einige der ehrgeizigen Vorhaben und grenzüberschreitenden Projekte.

Mit einer Filmvorführung des Videos zur Ausstellungseröffnung aus dem März 1983 mit der Rede des damaligen Ministerpräsidenten Johannes Rau wurden die zahlreich erschienenen Gäste zunächst auf eine Zeitreise in die Vergangenheit eingestimmt. Damals betonte Rau, „…daß die Patenschaft Nordrhein-Westfalens über Oberschlesien kein feierlicher Akt ist, sondern eine beständige Aufgabe sein sollte und bleiben soll“. Diese Worte wurden in die Tat umgesetzt und gelten auch heute noch.

Das Oberschlesische Landesmuseum sammelt, bewahrt und stellt das dingliche Kulturgut Oberschlesiens aus, um der Öffentlichkeit ein Bild von der Geschichte und Kultur dieser Region zu vermitteln und zusätzlich über das heutige Oberschlesien zu informieren. Das Museum arbeitet im Sinne der Völkerverständigung und der guten deutsch-polnischen Nachbarschaft. Es wird vom Land Nordrhein-Westfalen, seit 1964 Patenland für die Oberschlesier, gefördert. Träger ist die 1970 gegründete Stiftung Haus Oberschlesien, eine Stiftung privaten Rechts.

Bei der Feierstunde waren auch die ehemaligen Direktoren der Institution, Dr. Nikolaus Gussone und Dr. Albrecht Tyrell, anwesend, die einen Rückblick auf besondere Ereignisse ihrer Leitungszeit boten.

Bereits das alte Oberschlesische Landesmuseum war als kulturgeschichtliche Institution angelegt, die mit einer kleinen Sammlung, als „ein Museum zum Wachsen und Mittun“ anfing. Das Konzept eines Hauses, das der Erinnerung gewidmet war, bewährte sich schnell und die Anzahl der Ausstellungsstücke – darunter Trachten, Modelle, Bilder, Bücher und sonstige Zeugnisse oberschlesischen Lebens – nahm durch die vielen Schenkungen der Oberschlesier rasch zu. Als eines der ersten bundesgeförderten ostdeutschen Landesmuseen erhielt Ratingen einen modernen Neubau. Am 16. Juli 1998 fand auf der gegenüberliegenden Straßenseite des Hauses Oberschlesien die Eröffnung des neuen Oberschlesischen Landesmuseums statt. Die neu gestaltete und erheblich erweiterte Dauerausstellung zur Kultur und Geschichte Oberschlesiens zeigt seitdem die Ausstellungsstücke in ihrem historischen Zusammenhang. Ebenfalls neu gestaltet wurde der Bereich zum Leben und Werk des Dichters Joseph von Eichendorff.

Heute ist im Obergeschoß die Dauerausstellung zu sehen, die einen Überblick über die Kultur und Geschichte Oberschlesiens mit den drei Hauptthemen „Oberschlesien vor der Industrialisierung”, „Oberschlesien und die Industrie” sowie „Oberschlesien in der Politik des 20. Jahrhunderts” gewährt.

Das Oberschlesische Landesmuseum von Ratingen-Hösel hat in seiner 25jährigen Tätigkeit fast 200 inländische und rund 50 ausländische Sonderausstellungen realisiert. Gemeinsam mit Partnern aus dem näheren Umfeld, aber auch aus den Nachbarländern wurden historische, topographische, kulturelle und künstlerische Projekte durchgeführt. Die große Sonderausstellung „Ein zehnfach interessantes Land“ (22. Juni – 5. Oktober 2008), die das Oberschlesische Landesmuseum beiden Jubiläen widmet, steht ganz im Zeichen eines Zitates von Johann Wolfgang Goethe. Der Dichter schrieb im August 1790 in einem Brief aus Schlesien nach Weimar: „Seit Anfang des Monats bin ich nun in diesem zehnfach interessanten Lande, das ein sonderbar schönes, sinnliches und begreifliches Ganzes macht. Ich werde viel zu erzählen haben“. Und genau diese Vielfalt will das Museum mit der Präsentation unterstreichen.

Die Jubiläumsschau zeigt Impressionen von der Grundsteinlegung sowie der feierlichen Einweihung des Hauses und greift einige Publikumserfolge aus den vergangenen Jahren auf. So wird in einer Sektion an große Künstlerpersönlichkeiten aus Oberschlesien erinnert, in einer weiteren an namhafte Dichter und Literaten, wie Joseph von Eichendorff und Gustav Freytag. Die Themenausstellungen wie „Aufbau West“ und „Anfang und Ende Preußens in Schlesien“ finden ebenso Erwähnung wie Präsentationen, in denen die landschaftlichen Schönheiten des Riesengebirges oder die Geschichte und Gegenwart der oberschlesischen Montanregion veranschaulicht werden.

Ein Blick in die Zukunft weist auf eine Ausstellung zum Leben und Wirken des in Neisse geborenen berühmten Zoologen und Tierfilmers Bernhard Grzimek. 2009/2010 wird es in der Ausstellung „Adler über Schlesien. Ereignisse und Pioniere der Luftfahrtgeschichte“ in luftige Höhen gehen. 2010 gibt es „Glanzpunkte schlesischer Keramik. Fayencen aus Proskau und Glinitz“.

In der Vielfalt der behandelten Themen offenbart sich die Einzigartigkeit Oberschlesiens als eine lebendige, im Wandel befindliche Region mit Brüchen und Gegensätzen, ihrer wechselvollen Geschichte, ihren Menschen und ihrem großen Potential für die Zukunft im vereinten Europa.

Foto: Direktoren: Der amtierende Museumsleiter Dr. Stephan Kaiser (re) führt die beiden ehemaligen Direktoren des Oberschlesischen Landesmuseums, Dr. Nikolaus Gussone (Mitte) und Dr. Albrecht Tyrell (li), durch die Jubiläumsausstellung.


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