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12.07.08 / Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

© Preußische Allgemeine Zeitung / Folge 28-08 vom 12. Juli 2008

In der Wachsschanze / Wie der Hitler-Attentäter geleimt wurde, warum Hamburg beleidigt ist, und wie wir aus Windelfaschos gute Menschen machen
Der Wochenrückblick mit Hans Heckel

Viele große Helden der Geschichte werden immer kleiner, je näher man ihnen kommt. Dieser hier war schon nach dem ersten Schritt gar nicht mehr zu sehen: „Ne Menge Geld“ werde ihn seine Hitler-Köpfung wohl kosten, nuschelte Hartz-IV-Empfänger und Nebenbei-Altenpfleger Frank L. ins Mikrofon von „Spiegel TV“, ohne sein blasses Gesicht wenigstens in die Kamera zu halten, wie es  Medienmaulhelden zu tun pflegen. Und hat es sich gelohnt? „Nein.“

Der arme Kerl fühlt sich geleimt. 200000 Euro könnte ihn die Kopf-ab-Aktion kosten, heißt es. Hätte man das nicht dranschreiben können? Schließlich gilt in unserem Land: Wer gar nichts im Leben zuwege bringt, weil er zu dumm, zu faul oder zu feige ist, der kann immer noch Berufsantifa werden und es damit kosten- und gefahrlos bis in die Kleinstadtzeitung schaffen. Oder sogar einen hübschen Preis ergattern für sein mutiges Eintreten 63 Jahre danach. Die Paraderolle des mutig engagierten Hitlerbekämpfers ist heute billiger zu haben als die Nebenrolle in einem Werbespot für Fliegenfänger. Darauf hatte der Trottel gebaut, und nun diese fürchterliche Summe.

Aber vielleicht ist er ja überhaupt nicht dumm, vielleicht teilte Frank L. nur die Verzweiflung, die Millionen Antifaschisten eint: Es ist die Verzweiflung über das Ausbleiben der Braunhemden. Bis in die letzten Winkel und Wälder, wo Fuchs und Hase sonst unter sich sind, durchkämmen sie das Land auf der Suche nach dem braunen Drachen, um ihn zu töten und so ihrem traurigen Dasein einen Sinn zu geben. Oder sie lauschen die „Wortwahl“ ihres Nachbarn auf mißdeutbare Vokabeln ab wie einst der Blockwart die Geräusche aus der Wohnung über ihm nach Fetzen von „Feindsender“-Durchsagen.

Wenn sie wirklich mal was finden, dann sind es bestenfalls ein paar andere Analphabeten, Sowieso-Prügler oder Leutchen, die fatalerweise aus dem selben Grund verzweifelt sind wie sie – nur daß sie den Drachen nicht töten, sondern selber Drache sein wollen, die blaßbraunen Molche. Antifa ist ein mühsames Geschäft, und gäbe es die Preise und die Kleinstadtzeitungen nicht, wäre es ein völlig lohnloses.

In dieses trostlose Gekrebse trat nun Madame Tussaud und brachte einen richtigen Hitler mit. Endlich! Beim Tischfußball haben Frank L. und seine Mitverschwörer ihre Walküre geplant. Der 41jährige meldete sich freiwillig, das Attentat in der Wachsschanze zu vollbringen. Bei einer solchen Tat muß man natürlich irgendwas rufen, das gehört zur Show, der Zeitungen wegen. Er entschied sich für „Nie wieder Krieg!“ Es hätte auch „Rettet das Klima!“ oder „Schützt die Wale!“ werden können. Aber einerseits hätte ein bißchen Erderwärmung während der eiskalten Kriegswinter ganz gutgetan und andererseits war Hitler bekanntlich Vegetarier. Also „Nie wieder ...“

Die Hamburger sind ein wenig beleidigt. Wie ein übersehener Streber heben sie heftig den Finger und melden an, daß bei ihnen im Panoptikum nahe der Reeperbahn Hitler schon seit 1948 herumsteht, in konspirativer Runde mit Göring und Goebbels. Sogar Eva ist dabei und Rommel besichtigt die Gruppe mißtrauisch aus dem Hintergrund. Doch nie hat da jemand was aufgezogen, obwohl das Panoptikum in jedem Hamburg-Führer ... in jedem Hamburg-Guide verzeichnet ist.

Dabei hat der Hanseatenhitler eine besondere Pikanterie zu bieten: Er wurde schon 1941 modelliert, zu der Zeit, als der echte gerade den größten Feldherren aller Zeiten an sich entdeckt hatte.

Mit seinem Wachspendant indes fremdelte der Braunauer, wird erzählt, weshalb das Propagandaministerium die Aufstellung der Führerpuppe verboten habe. Daher konnte die Figur erst 1948, unter britischer Besatzung also, aufgestellt werden. Ein weiterer Beweis für das, was wir in der Schule später gelernt haben. Um uns die Verwerflichkeit des kapitalistischen Westens zu veranschaulichen und seine schreckliche Nähe zum Faschismus, badeten unsere (westdeutschen, das muß hier erwähnt werden) Lehrer in Geschichten über alte Nazis, die im Dienst der Westalliierten weitermachten. Die haben demnach alle Nazis in ihre wohlwollende Obhut genommen – selbst solche, wie sich beim Elb-Hitler zeigt, die die NS-Führung zuvor selber gar nicht haben wollte.

In Berlin sollen nun als Gewissens-Aspirin die Geschwister Scholl nahe der Hitlerfigur postiert werden. (Ob sich die Scholls da wohlfühlen?) Manchen reicht das jedoch nicht. Sie fordern, daß  Belehrtafeln aufgestellt werden neben Hitler, damit sichergestellt ist, daß niemand seiner talgigen Magie erliegt.

Solche Tafeln sind noch aus einem anderen Grunde unverzichtbar. Beim Stand der historischen Bildung in den Reihen der Antifa ist nicht auszuschließen, daß ein tapferer Spätattentäter Sophie Scholl für Eva Braun hält und sich irrtümlich an der ermordeten Widerstandskämpferin abrackert.

Kühlgebliebene verstehen den ganzen Eifer nicht und verweisen darauf, daß Wachsfigurenkabinette Orte banaler Unterhaltung sind, wo man mal lachen, mal gruseln, mal staunen soll, mehr nicht. Vom Treiben der Aufgebrachten wird diese gelassene Sicht ironischerweise noch gestützt: Mit Erklärtafeln und Scholl-Bewachung schrumpft die Szene tatsächlich zum Kasperletheater für kleine Kinder, die man schützen und denen man wirklich alles erläutern muß.

Andererseits kann man ja nicht früh genug anfangen mit der politischen Formung. Die britische Kinderschutzbehörde NCB hat einen 366 Seiten starken Maßnahmenkatalog gegen „Rassismus bei Kleinkindern“ erarbeitet. Da gehen einem die Augen über! Wir hatte ja gar keine Ahnung: Hielten wir das Geplapper der süßen Knirpse nicht bloß für niedlich? Die NCB klärt auf, wie perfide die gefährlichen Windelfaschos unsere weltoffene Gesellschaft untergraben. Auch scheinbar harmlose Äußerungen haben es dunkelbraun in sich. Auf Dreijährige etwa, die scharf gewürztes Essen mit „Bäh“ oder „Igitt“ kommentieren, sei besonderes Augenmerk zu richten. Das seien nämlich erste Anzeichen für eine rassistische Einstellung.

Kindergärten sollten sich nicht scheuen, so viele „Zwischenfälle“ dieser Art wie möglich Britanniens Behörden zu melden. Auch die Kinder sollen der Empfehlung zufolge Pfeffer bekommen, im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne. Die „Bäh“-Rassisten müssen sich an Scharfes gewöhnen und sollen getadelt werden, weil sich sonst eine „negative Einstellung“ verfestigen könnte.

So eine „negative Einstellung“ gefährdet die Herrschaft des Guten, die nur dadurch zu schützen ist, daß die Bürger immer das politisch Korrekte sagen. Damit sie auch wissen, was korrekt ist, schiebt man es ihnen am besten gleich mit dem ersten Löffel Babybrei in den Kopf. Erst wenn die Leute gar nicht mehr unterscheiden können, was ihre eigenen Ansichten sind und was die Eingelöffelten, darf volkspädagogischer Vollzug gemeldet werden.

Wie gut das glücken kann, erfuhren wir soeben aus Thüringen: Die Chefin der dortigen Grünen, Astrid Rothe-Beinlich, sollte ein Referat über den Rechtsextremismus halten. Das tat sie auch, und erntete damit besonders bei der Linkspartei große Aufmerksamkeit. 70 Prozent des Textes von Rothe-Beinlich sind nämlich identisch mit einer Rede der  PDS-Landtagsabgeordneten Sabine Berninger vom Mai 2006.

Berninger sagte beispielsweise: „Ob im Bund oder Land, 2005 war das Jahr der Konsolidierung im rechtsextremen Lager. Die Zahlen sind eindeutig.“ Daraus wurde bei Rothe-Beinlich: „Ob im Bund oder im Freistaat Thüringen, 2005 bis 2007 waren die Jahre der Konsolidierung im rechtsextremen Lager. Die Zahlen sind eindeutig.“ So geht es seitenweise weiter.

Frau Rothe-Beinlich weist den Vorwurf des Plagiats  entschieden zurück. Das seien alles ihre eigenen Ideen gewesen, selbst formuliert. Und das glaubt sie offenbar wirklich! Sehen Sie?


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